2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Beim TuS Bersenbrück stand Frank Placke (links) zwischenzeitlich mit Keeper Christoph Bollmann auf dem Platz.
Beim TuS Bersenbrück stand Frank Placke (links) zwischenzeitlich mit Keeper Christoph Bollmann auf dem Platz.

Torhüter werden zu Torschützen

Der etwas andere Saisonrückblick: Bramsches dienstältester Fußballer tritt ins zweite Glied zurück

Nach den eher ergebnisorientierten Rückblicken lassen wir heute die vergangene Saison in kleinen Geschichten Revue passieren, die sich auf und neben dem grünen Rasen zugetragen haben oder dem passionierten Beobachter dann und wann aufgefallen sind.

Eine Kabinenpredigt ist im Fußball keine Besonderheit. Trainer nutzen die Pause, um ihre Spieler nach 45 schwachen Minuten wachzu- rütteln, aus dem Tiefschlaf zu holen oder bei der Ehre zu packen, damit die zweite Halbzeit nicht auch noch in den Sand gesetzt wird. Die Merzener „Löwen“ geben ihrem Ex-Trainer Al Anozie nach der Winterpause mehrfach Anlass, in Wortwahl und Lautstärke Tacheles zu reden. Seine Gardinenpredigt hat gegen Absteiger Borgloh Erfolg; Merzen dreht gegen destruktive Gastgeber auf und gewinnt glücklich 2:1. Eine Woche später bringt Merzen beim Spielverein 16 sogar das Kunststück fertig, aus einem 0:3-Halbzeitstand ein 4:3 zu machen. Das Neue an den effektiven Pausensprachen ist: Sie finden unter freiem Himmel statt.

Dasselbe Ergebnis und doch zwei völlig verschiedene Spiele: Die Derbys zwischen TuS Bersenbrück und SC Rieste enden jeweils mit einem klaren 4:1 für den überlegenen Meister und frischgebackenen Landesligisten. Zum Auftakt zahlt sich die akribische Vorbereitung unter dem neuen Trainer Farhat Dahech gegen gehemmte Gastgeber aus, die ihren Respekt vor dem Favoriten einfach nicht ablegen. Im Hasestadion reicht die gnadenlose Effektivität des ein wenig ausgebrannten Meisters, um in der Neuauflage gegen spiel- und lauffreudige Riester, die allerdings am gegnerischen 16er mit ihrem Latein am Ende sind, nicht ins Hintertreffen zu geraten. „Immerhin musste der TuS jetzt mehr hinterherlaufen, als ihm lieb war“, tröstet SCR-Trainer Josef Buschemöhle sich und die Mannschaft übers „falsche Ergebnis“ hinweg.

Torhüter wie Bersenbrücks Christoph Bollmann beweisen mehrfach ihre Klasse zwischen den Pfosten. Doch wie der vielfach beklagte personelle Engpass es so will, muss eine Nummer eins schon mal auf dem Feld einspringen. Niclas Stahl (Ballsport Vörden) und Florian Bury (SC Achmer) tragen sich bei ihren Einsätzen sogar in die Torjägerliste ein. Bollmann streift sich ausgerechnet im letzten Spiel, zu dem Trainer Dahech wegen eines internen Missverständnisses mit nur einem Dutzend Spielern nach Lüstringen anreist, das rote Trikot mit der Nummer acht über – und nicht umsonst: Ersatztorwart Ponya Amiri darf sich gegen lustlose Gastgeber im TuS-Kasten bewähren. Als sich Max Tolischus (82.) verletzt, bringt TuS-Trainer Dahech Bollmann, damit der Meister die Saison nicht in Unterzahl beendet.

Die große Personalnot der geplagten Ankumer führt dazu, dass es auch andersherum geht: Fabian Wellmann geht für die Schlussphase gegen Türkspor Melle (3:2) zwischen die Pfosten, da David-May-Johann wegen einer Notbremse frühzeitig duschen geht, und hält seinen Kasten in Unterzahl sauber. Eine Besonderheit schafft auch Torwart Sascha Brink, der zwei Elfmeter hält und seinem FCR Bramsche das 2:2 in Venne rettet. Allerdings verschuldet der 25-Jährige den zweiten Strafstoß selbst, als er TSV-Torjäger Bulani Malungu beim Nachschuss foult. FCR-Keeper Björn Hölmer ist kein Weg zu weit, um FCR-Trainer Michael Peplau aus der Patsche zu helfen, der kurz vor dem Saisonende ohne Torwart da- steht: Aus Hamburg reist der 27-Jährige an und zeigt, dass er seit der Winterpause nichts verlernt hat.

Vier Tore erzielen die Ankumer nicht jeden Sonntag, und nicht immer springt ein Dreier dabei heraus. Es ist Palmsonntag. Ungewohnt ängstliche und nervöse Bersenbrücker, die immerhin 4:1 im Quittstadion führen, bringt die Elf von Dirk Siemund mit Leidenschaft und Moral im zweiten Abschnitt an den Rand einer Niederlage und unterliegt aber doch unglücklich 4:5. Im Abstiegskampf versetzt dieselbe Einstellung gegen Merzen Berge und schafft mit drei Toren in drei Minuten ein kleines Fußballwunder: Nach dem 4:1-Derbysieg ist Ankum außer Rand und Band und so gut wie gerettet. Der Meister präsentiert sich übrigens nur noch einmal trotz 80-prozentigen Ballbesitzes derart kopf- und ideenlos – und zwar in Borgloh, wo der bereits feststehende Absteiger Marc Flottemesch & Co. die zweite Saisonniederlage überhaupt beibringt.

Bramsches dienstältester Fußballer tritt endgültig nach einigen Rücktrittsankündigungen wirklich ins zweite Glied beim SC Epe/Malgarten zurück. Torjäger Goswin Kotte rettet mit Cleverness und Erfahrung seiner jungen Truppe so manchen Punkt und sorgt auch, weil es nach dem 3:8-Desaster in Hunteburg sein muss, als Abwehrstratege mit Übersicht und Stellungsspiel für Stabilität. In der neuen Saison übernimmt der 44-Jährige als Spielertrainer die Reserve im Honigmoor, um den talentierten Nachwuchs an die SCE-Erste von Trainer Hendrik Westerhaus heranzuführen.

„Fair geht vor“ – dieses Motto gilt tendenziell auch für die jeweilige Platzierung. Bestes Beispiel im negativen Sinne ist der in letzter Minute gerettete Bezirksligist Quitt Ankum, der mit Vorsprung Schlusslicht der Fairnesstabelle noch hinter den drei Absteigern ist. SV Hesepe/Sögeln weist in der 1. Kreisklasse Nord B eine ähnlich rekordverdächtige rot/rot-gelbe-Bilanz auf und ist mit Abstand Letzter; zum Vergleich: Die drei Topteams der Liga kommen ohne jeden Platzverweis aus! Kreisliga-Absteiger TuS Engter schießt mit zehn Platzverweisen den Vogel ab, ist aber dank relativ weniger Gelber Karten nicht Letzter. TuS Neuenkirchen II kann dagegen ohne jeden Platzverweis den Abstieg auch nicht verhindern. Ein einzelner Spieler vermasselt übrigens dem FC Kalkriese eine akzeptable Punktbelastung: Hitzkopf Daniel Lüdeke geht dreimal vorzeitig zum Duschen, fehlt dem Team als Kapitän mehrere Wochen und sitzt seine letzte Sperre noch zum kommenden Saisonauftakt ab.

Aufrufe: 021.6.2015, 12:50 Uhr
Bernhard Tripp / Bramscher NachrichtenAutor