2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
So sehen Sieger aus: Ihren Aufstieg in die Bezirksoberliga feierten die U23-Frauen der Sp Vgg Greuther Fürth am Pfingstmon­tag ausgiebig und mit einer Sahnedusche für ihren Trainer Oliver Fürstenhöfer. F: Zink
So sehen Sieger aus: Ihren Aufstieg in die Bezirksoberliga feierten die U23-Frauen der Sp Vgg Greuther Fürth am Pfingstmon­tag ausgiebig und mit einer Sahnedusche für ihren Trainer Oliver Fürstenhöfer. F: Zink

Oliver Fürstenhöfer: Eine Frage des Willens

Abteilungsleiter lobt die Kickerinnen der SpVgg Greuter Fürth

In der vergangenen Saison schafften die U23-Fußballerinnen der SpVgg Greuther Fürth den Aufstieg in die Bezirksoberliga, die Erstvertretung wurde in der Bayernliga Dritter. Wir sprachen mit U23-Trainer und Abtei­lungsleiter Oliver Fürstenhöfer über die Aufstiegssaison, die Kooperation mit dem ASV Oberpreuschwitz und Vorurteile gegen Frauenfußball.
Herr Fürstenhöfer, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg Ihrer Mannschaft. Sind die Freudentränen inzwischen getrocknet?

Fürstenhöfer: Vielen Dank. Freu­dentränen gab es keine, es war mehr eine innere Befriedung. Unsere Mädels haben es sich einfach ver­dient. Wenn sie mit dieser Einstellung und diesem Willen, niemals aufzuge­ben, auch durch das Leben gehen, haben wir viel erreicht.

Vor einigen Monaten sah es weniger rosig aus. In der Winterpause steckte Ihre Mannschaft im Abstiegskampf. Es folgten zehn Siege, zwei Unent­schieden und der Aufstieg in die BOL. Wie erklären Sie sich diese beiden so unterschiedlichen Saisonhälften?

Fürstenhöfer: Für viele Spielerin­nen war es die erste Saison im Frauen­fußball, in der sie sich an die Robust­heit und das Spieltempo erst einmal gewöhnen mussten. Das gelang von Spiel zu Spiel besser, und wir blieben in der Rückrunde von Verletzungen verschont. Die Mädels wuchsen zu einem Team zusammen und wurden sich ihrer Stärken bewusst.

Der Fürther Damenfußball feierte vor kurzem sein fünfjähriges Beste­hen. Erzählen Sie uns bitte kurz, wie die Abteilung entstand.

Fürstenhöfer: Wir können ja schon auf eine längere Damenfußball-Tradi­tion bei der SpVgg zurückschauen. Nach einer zwischenzeitlichen Pause haben wir dieses Thema dann 2008 wiederbelebt.

Wie ist die Abteilung in den Gesamt­verein eingegliedert?

Fürstenhöfer: Der Damenfußball ist in das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) eingebunden. Mit allen Vortei­len, Rechten und Pflichten.

Die da wären?

Fürstenhöfer: Vorteile sind ganz klar die Infrastruktur und die Tatsa­che, dass die Mädchen und Frauen von dem Erfahrungsschatz des NLZ profitieren. Auf der anderen Seite ste­hen eine gewisse Erwartungshaltung und Leistungsbereitschaft. Wobei – im Gegensatz zu den Männern – in naher Zukunft keine Spielerin davon leben kann. Wir bieten unseren Damen kein Geld, können aber eine qualifizierte Ausbildung bieten.

Warum ist Ihre Abteilung dann trotzdem in das NLZ eingegliedert?

Fürstenhöfer: Weil die SpVgg ganz klare Ziele hat und den Verein best­möglich vertreten sehen will. Es soll mit angemessenen Mitteln möglichst hochklassig gespielt werden.

Deshalb übernahm die SpVgg vor vier Jahren das Landesliga-Spielrecht des ASV Oberpreuschwitz, einem Ver­ein aus der Nähe von Bayreuth?

Fürstenhöfer: Wir haben eine lang­fristige Kooperation angestrebt und auch mit einer hohen Zahl an Mädels aus Oberpreuschwitz weitergespielt. Diese profitierten ja auch von den Strukturen, die sie hier vorfanden. Ob es nun die sportlichen Bedingungen, das Funktionsteam oder die persönli­che Betreuung sind.

Warum ausgerechnet Oberpreu­schwitz in Oberfranken?

Fürstenhöfer: Der damalige Junio­renkoordinator Konrad Fünfstück pflegte längere Zeit Kontakte zu Ewald Bauer vom ASV, der einen sehr guten Ruf im Frauenfußball hat. Dort stieß der Verein allmählich an seine Grenzen, so dass es vermehrt zu einem Erfahrungsaustausch kam, der letzt­lich in eine Kooperation mündete.

Wie nahmen das die umliegenden Vereine auf, die selbst aktive Teams im Ligabetrieb haben? Sie mussten für die neue Mannschaft schließlich Spieler von anderen Vereinen abwer­ben.

Fürstenhöfer: Natürlich haben nicht alle diesen Schritt begrüßt. Es herrschte eine gewisse Angst, dass Spielerinnen aufgrund des Namens zur SpVgg wechseln. Wir wollen aber lediglich talentierten Mädels aus der Umgebung die Möglichkeit geben, ihren Lieblingssport so professionell wie möglich auszuüben. Und Spieler­wechsel gehören eben auch zum Sport, das ist nichts Neues.

Ist der Ärger mittlerweile verflo­gen?

Fürstenhöfer: Ja, ich empfinde das so. Zumal auch andere Vereine von unserer Ausbildung profitieren. Auch unsere Frauenmannschaften haben nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen. Das kommt dann auch den anderen Vereinen in der Region zu gute.

Was entgegnen Sie einem Mann, der behauptet, Frauenfußball sei wie Pfer­derennen mit Eseln?

Fürstenhöfer: Wer nur den Herren­und den Frauenfußball aus der Zeit von vor zehn Jahren kennt, der ist nicht mehr zu bekehren. Wenn jemand aber jetzt erst mit Frauenfuß­ball in Kontakt kommt und sich vor Augen hält, dass er rein körperlich nicht vergleichbar ist, der wird auch Spaß daran finden. Im Frauenfußball ist durch die verbesserte Ausbildung ein wirklich sehr großer Fortschritt zu sehen, das Spiel wird immer besser und temporeicher.

Wenn Sie sich etwas für den Frauen­fußball wünschen dürften – was wäre das?

Fürstenhöfer: Es wäre schon schön, wenn auch andere Profivereine den Frauenfußball stärker fördern wür­den. Vielleicht wäre es sogar gut, die Vereine zu verpflichten, das zu leis­ten, was die SpVgg und wenige andere Profiklubs heute schon tun. Denn bis­her ist die Leistungsdichte einfach nicht groß genug.

Aufrufe: 027.6.2014, 11:07 Uhr
Michael Fischer (FN)Autor