2024-04-25T14:35:39.956Z

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Keine WM-Euphorie, kein Public Viewing

Frauen-WM +++ Späte Anstoßzeiten und schwache Medienpräsenz verhindern nächstes Sommermärchen +++ Rainer Wagner sieht bei der Darstellung des Frauenfußballs keine positive Entwicklung

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Wiesbaden. Einen Gruppensieg mit 15:1 Toren legte die deutsche Frauennationalmannschaft zum Start der WM in Kanada hin. Sicher haben die meisten Fußballinteressierten davon gehört, einige womöglich die Spiele verfolgt, doch eine WM-Euphorie wie etwa beim Männerturnier in Brasilien vor einem Jahr ist nicht mal ansatzweise zu spüren. Rainer Wagner, Referent für Frauenfußball beim HFV, sieht die Hauptproblematik bei den späten Anstoßzeiten der Spiele und der dadurch schwachen Präsenz in den Medien.

"Über Public Viewing ist mir nichts bekannt, zumindest im Kreis Wiesbaden wird es wohl keins geben, da die Stadt es nicht als lukrativ genug ansehen wird", erklärt Wagner. Das anstehende Achtelfinalspiel gegen Schweden am morgigen Samstag wird um 22 Uhr angepfiffen und würde mit eventueller Verlängerung somit bis in die Nacht dauern. Klar, dass unter diesen Umständen sich womöglich eher wenige Zuschauer vor den Leinwänden einfinden würden. Auch in den Medien stößt man dieser Tage eher selten auf das Turnier in Kanada, auch wenn Ergebnisse und Tabellen durchaus vermittelt werden. Hintergrundberichte aus dem Mannschaftslager und reihenweise Interviews wie vor einem Jahr in Brasillien sucht man jedoch meist vergeblich. Gründe hierfür könnten auch die parallel stattfindenden Turnier der U20 und U21 der Männer oder die generelle Übersättigung in Sachen Fußball nach dem WM-Jahr und der abgelaufenen Ligaspielzeit sein. Doch auch bei den aktiven Frauen- und Mädchenteams sieht Wagner ein eher zweitrangiges Interesse an der WM und dem Damenfußball: "Die Spielerinnen haben eher die Stars des Männerteams auf ihren Trikots stehen. Nur selten sieht man mal eine im Trikot von Dzsenifer Marozsán, Célia Sasic oder Torhüterin Nadine Angerer trainieren."

Bundesliga ebenfalls weiter im Schatten

Auch das Interesse an der Frauen Bundesliga stagniert weiterhin, wie Wagner betont: "Eurosport hatte letztes Jahr groß damit geworben, die Spiele der Liga zu übertragen und das Format dann recht schnell auf den Ableger Eurosport2 verlagert, den viele gar nicht erst empfagen können." Der Fußball sei demnach weitehrin eine Männerdomäne und sofern sich eine Veranstaltung nicht medial ausschlachten lasse - und dafür ist die diesjährige WM aus zeitlichen Gründen ungeeignet - bleibe der Frauenfußball weiterhin im Schatten. Dennoch fiebert Wagner selbstverständlich mit dem deutschen Team, hofft auf einen Erfolg und somit einen weiteren Schritt nach vorne für den Damenbereich.

Stadt-Trio in der Verbandsliga Süd

Im Raum Wiesbaden erwartet Wagner für die kommende Saison ein größeres Interesse, besonders an der Verbandsliga Süd. Dort werden in der nächsten Spielzeit neben Vizemeister MFFC Wiesbaden auch der Hessenliga-Absteiger 1.FSV Schierstein und Schwarz-Weiß Wiesbaden teilnehmen. Letztere profitierten vom Verzicht des Gruppenligameister SV Wilsenroth. Der Tabellenzweite aus Wiesbaden meldete jedoch für die höhere Liga, wie Trainer Dag-Uwe Holz bestätigte und wird somit das Wiesbadener Trio komplett machen. Auch das sollte, zumindest im Stadtraum, die Aufmerksamkeit am Frauenfußball erhöhen. Und die Anstoßzeiten sollten in diesem Fall keinen am Zuschauen hindern.

Aufrufe: 019.6.2015, 16:00 Uhr
Tommy KönnelAutor