2024-05-10T08:19:16.237Z

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Abschied von Wormatia: Das Trainerduo Niels Magin und Aydin Ay (hier im Bild) schaut zurück auf eine spannende Zeit.
Abschied von Wormatia: Das Trainerduo Niels Magin und Aydin Ay (hier im Bild) schaut zurück auf eine spannende Zeit.

Filmreifes Finale

ABSCHIED Niels Magin und Aydin Ay werden Wormatia im Herzen behalten

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Worms. Es hätte ein Abschied werden können, wie er schöner kaum sein kann. Ein bisschen kitschig, aber filmreif. Hier zwei mitunter emotionale Trainer, zwei Fachmänner, die aber stets mit Bedacht vorgehen. Aber auch zwei Familienväter, die ihren Nachwuchs nicht immer nur mit der eigenen Sporttasche auf der Schulter erleben möchten. Und dort ein Fußballverein. Einer mit Tradition. Einer, der Stück für Stück in seiner Entwicklung weiter kommt, der auf die Jugend setzt. Und einer, dem genau hier ein wichtiger Schritt partout nicht gelingen will. Jetzt also die beiden Männer, die alles dafür tun, dass es klappt, die wiederholt knapp scheitern und dann doch feiern könnten – in jenem Moment, als ihr Abschied feststeht. Die Rede, klar, ist von Aydin Ay und Niels Magin. Und besagter Klub ist der VfR Wormatia, dessen Talentschuppen beide nur allzu gerne eine Etage höher gehievt hätten.

Bekannt dürfte auch der tatsächliche Ausgang der Geschichte sein, der aus einer liebevollen Filmschnulze eher eine Tragikomödie gemacht hätte. Zwei Mal schon scheiterte die Wormatia-Zweite als Vizemeister der Landesliga in den Aufstiegsspielen. Erst mit Magin allein an der Seitenlinie, später mit dem Trainerduo. Und jetzt, da der Abschied eben feststeht, bleibt beiden die mögliche Krönung noch dazu nicht auf sportliche Weise verwehrt. Ein Verstoß gegen die Spielordnung, der Einsatz eines nicht spielberechtigten Kickers, führt dazu, dass ein gewonnenes Duell als verloren gewertet wird. Nichts mit Happy End.

„Ein Schock.“ Niels Magin wird den Moment nie vergessen, als er via Handy von dem fatalen Fehler erfuhr. Nach dem mit 1:2 verlorenen Duell beim TuS Rüssingen hatte seine Truppe das Rückspiel mit 3:1 gewonnen. Ausgerechnet der Matchwinner hätte gemäß Spielordnung aber gar nicht auflaufen dürfen, nach seinem Einsatz im Regionalliga-Team war Steffen Straub im Saisonfinale für einen Wechsel in die „Zweite“ schon zu alt.

„Es ist hart, dass es uns so trifft“, sagt Niels Magin auch mit dem Abstand von ein paar Tagen. Einen Vorwurf macht er wie Aydin Ay niemandem im Verein. „Wir haben das zusammen verdaddelt, wir sitzen alle in einem Boot“, sagt dieser. Zumindest so viel möchte Niels Magin aber doch festhalten: Einem Verein wie Wormatia dürfe ein solcher Fehler nicht passieren. „Es gibt hier zwar heute mehr Leute, die viel für den Verein machen“, sagt er, der den VfR Wormatia ja schon viele Jahre kennt. Noch seien es aber, so seine Überzeugung, nicht genug. Und manche würden reden, viel mehr aber leider nicht.

Niels Magin darf das sagen. Schließlich hat er den Verein schon als Spieler kennen gelernt, hier in zehn Jahren einige Erfolge gefeiert. „Die Pokalsiege vergisst man nie“, sagt er etwa mit Blick auf die Jahre 2007 und 2009, als er den Verbandspokal in den Himmel heben durfte. Dazwischen ging’s mit dem VfR in die Regionalliga. Aber auch die Zeit als Trainer möchte er nicht missen. Beide Rollen, betont er, ließen sich nicht vergleichen: „Als Trainer erlebt man ein Spiel komplett anders.“ Keinen unmittelbaren Einfluss aufs Geschehen zu haben, sei nicht einfach. Aber: „Es ist trotzdem schön.“

Weil dem so ist, möchte er jetzt auch seine Trainerausbildung vorantreiben. Die B-Lizenz steht an. Noch darüber steht aber der Beruf, nach Abschluss seines Referendariats hofft Magin als Lehrer für Sport und Erdkunde auf eine Planstelle. Momentan ist er in Ludwigshafen. Und dann ist da eben die Familie. Mit seiner Frau lebt der 35-Jährige in Gimbsheim, mittlerweile zwei Töchter fordern Aufmerksamkeit: „Sie brauchen mich.“

Bei seinem „kongenialen“ Partner, bei Aydin Ay, ist das nicht anders. In Sachen Nachwuchs ist der Wiesbadener, der hier ebenso in „Staatsdiensten“ steht, mit „nur“ einer Tochter zwar im Hintertreffen. Als Trainer hat er aber einen Vorsprung. „Ich werde mit der A-Lizenz beginnen“, erzählt er.

An die Seitenlinie werden beide sicher irgendwann zurückkehren. Konkrete Pläne gibt es da aber nicht. Während Niels Magin sich zumindest so weit festlegt, in der kommenden Saison keinen Trainerjob annehmen zu wollen, geht Aydin Ay da fast sogar noch weiter: „Ich glaube nicht, dass so schnell eine Anfrage kommt, die mich begeistern kann.“

Zu tun hat dies mit der Idee, die Ay hinter einer Aufgabe als Trainer sehen möchte. Das Projekt bei Wormatia hat ihm da sehr gut gefallen. „Ich bin froh, dass ich den Verein hier zwei Jahre begleiten konnte“, unterstreicht er – und leugnet nicht, auch mit ein wenig Vorbehalt an die Aufgabe gegangen zu sein. Schließlich stand er hier, anders als zuvor in Gonsenheim, als Trainer nicht ganz vorne, wusste nicht, was er in der „Reserve“ wird bewegen können. Er sagt aber jetzt: „Es war eine sehr spannende Zeit. Ich durfte mit einem super Team arbeiten und konnte mich auch als Trainer noch mal neu erfinden.“ Aufstieg hin oder her, seine Arbeit habe er „auch dadurch definiert, dass ich die Spieler, die Mannschaft, die Strukturen voranbringe“.

Nicht anders sieht das sein „Co“. Als Beleg führt er an: „Wir haben es immer wieder geschafft, eine komplett neue Mannschaft aufzubauen und auf relativ hohem Niveau um den Aufstieg mitzuspielen.“ Es ist der Punkt, an dem sich der Kreis schließt. „Klar, der Aufstieg wäre das i-Tüpfelchen gewesen“, weiß auch Niels Magin. Er werde Wormatia aber dennoch im Herzen behalten, werde wie auch Aydin Ay immer wieder vorbeischauen. „Außerdem weiß ja niemand, ob wir es in einem Entscheidungsspiel geschafft hätten“, knüpft er noch an. In drei Jahren hat er gelernt, „dass der Druck gerade für die jungen Spieler da auch sehr groß ist“. Da wird die Sache fast zu einem Drama.



Zur Person

Der 34-jährige Aydin Ay stieg im Januar 2016 bei Wormatia als Trainer der U 23 ein- Für den Ex-Regionalligaspieler (FSV Oggersheim, Eintracht Trier) war es die zweite Trainerstation nach dem SV Gonsenheim.

Schon den Oberligisten coachte der Wiesbadener unter anderem mit Niels Magin. Der 35-Jährige trug schon als Spieler viele Jahre das Trikot des VfR Wormatia, für den er unter anderem knapp 40 Regionalliga-Spiele bestritt. Nach seiner Zeit beim SV Gonsenheim kehrte er vor drei Jahren als Trainer der VfR-Reserve zurück.

Aufrufe: 03.6.2017, 18:00 Uhr
Carsten SchröderAutor