2024-05-08T14:46:11.570Z

Pokal
Ärgert sich über die Stadt Flensburg und den SHFV: Holsteins Sportdirektor Ralf Heskamp.
Ärgert sich über die Stadt Flensburg und den SHFV: Holsteins Sportdirektor Ralf Heskamp.

Pokal-Posse: Fußball-Verhinderung in Flensburg

Nach der Absage des Pokalspiels Flensburg 08 gegen Holstein Kiel

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Eigentlich sollte am Mittwoch das dritte Viertelfinale im SHFV-Pokal stattfinden. Doch am Dienstag gab es die Rolle rückwärts. Aus Sicherheits- und Organisationsgründen, so hieß es seitens des Gastgebers Flensburg 08 und des SHFV, müsse die Partie zwischen dem Flensburger SH-Ligisten und Drittligist Holstein Kiel auf einen späteren Termin verschoben werden.

Vorausgegangen war eine mehrere Tage währende Posse, die erst am Montag erstmals öffentlich wahrgenommen wurde. Zunächst hatte die Flensburger Polizei die Partie als Risikospiel eingestuft, was eine Austragung im baulich veralteten Flensburger Stadion unmöglich gemacht hätte. Beim SHFV war man schon darüber nicht gerade erfreut. ,,Solche Einschätzungen darf eigentlich nur die LIS (Landesstelle für Sporteinsätze) in Absprache mit den Vereinen und dem Verband vornehmen", ärgerte sich SHFV-Präsident Hans-Ludwig Meyer. Ein paar weitere Gespräche, in denen weder die Kieler Polizei noch der SHFV-Sicherheitsbeauftragte Eberhard ,,Eddy" Münch Anhaltspunkte für eine Einstufung als Risikospiel sahen, ließen die Flensburger Behörden dann zurückrudern.

,,Eine hinreichende Wahrscheinlichkeit über Ausschreitungen liegt nicht vor. Wir befinden uns im Bereich eines normalen Fußballspiels", erklärte Ralf Kock, Leiter des 2. Flensburger Polizeireviers.Nun wiederum lag der Ball beim Flensburger Ordnungsamt. Die Behörde legte für eine Austragung im Stadion einige Sicherheitsauflagen fest. So sollten Fantrennung und hinreichender Ordnungsdienst gewährleistet werden. ,,Auch diese abgespeckten Sicherheitsauflagen können wir in der Kürze der Zeit nicht realisieren", erklärte der stellvertretende 08-Vorsitzende Manfred Klarmann. Die unterschiedlichen Vorgaben seien im Stadion gar nicht oder nur sehr schwer zu erfüllen. ,,Ich denke, die Verschiebung ist die sauberste Lösung."

Am neuen Termin soll im Manfred-Werner-Stadion gespielt werden, das über Zäune und weitere Sicherheitsvorkehrungen verfügt. ,,Wir stehen mit dem ETSV in Kontakt. Ein Spiel in Weiche wäre die beste Lösung", sagte Klarmann. Angedacht ist nun eine Austragung am Mittwoch, 9. September. Diesen Termin schlug Holstein vor. Der Verband sagte bereits zu, Holsteins Wünschen Priorität einzuräumen. Verständlich, schließlich können die ,,Störche" gar nichts für das entstandene Chaos. ,,Ich reagiere in Sicherheitsfragen auch sensibel", sagte Holsteins Sportdirektor Ralf Heskamp, ,,schließlich habe ich in Osnabrück als Verantwortlicher auch sehr unschöne Vorfälle erlebt. Aber in diesem Fall gibt es keinerlei Gründe, von irgendwelchen Problemen auszugehen. Man kann nicht jedes minimale Restrisiko ausschließen. Das gilt für andere Veranstaltungen genauso wie für den Fußball." Heskamp machte deutlich: ,,Angesichts der Situation sind bei Spielen zwischen Kiel und Lübeck alle Vorsichtsmaßnahmen vertretbar. Bei allen anderen Spielen sehe ich keinerlei Gefahren. Aus Kiel wären am Mittwoch sicher nicht viele Fans nach Flensburg gefahren."

In den vergangenen Jahren hatten Gastspiele des Drittligisten im Landespokal ohne größere Schwierigkeiten sogar im Lübecker Einzugsgebiet (Dornbreite, Stockelsdorf) und auch bei anderen kleineren Vereinen (PSV Neumünster, Oldenburger SV) ohne entsprechende Stadien frei von Schwierigkeiten stattgefunden. Die Gastgeber hatten in Absprache mit den örtlichen Behörden und ,,Eddy" Münch vom SHFV ein Sicherheitskonzept erarbeitet, das teilweise Fantrennung durch Bauzäune und verstärkten Ordnungsdienst beinhaltete, aber von den betroffenen Vereinen mit entsprechender Vorarbeit gut erfüllt werden konnte. Heskamp: ,,Hätte man mit uns darüber gesprochen, hätten wir mit unseren Erfahrungen oder sogar unserem Ordnungsdienst helfen können." Da auch von 08 nichts kam, vermutete er: ,,Vielleicht wollte man bei 08 angesichts der Wetterprognose gar nicht unbedingt spielen?"

Was den Kieler Verantwortlichen darüber hinaus ärgerte, war die Kommunikation mit dem Verband. ,,Wir sind mit dem Ablauf des gesamten Pokalwettbewerbs sehr unzufrieden", erklärte Heskamp. Schon das Finale in Lübeck sei vom SHFV für einen Tag angesetzt worden, an dem eigentlich Vorbereitungen für einen Test gegen einen Bundesligisten liefen. ,,Schließlich wollen wir die Stärke der Gegner in der Testphase nach und nach steigern." Stattdessen mussten die Kieler am letzten Vorbereitungswochenende im Pokal bei einem Kreisligisten ran. ,,In anderen Landesverbänden stören diese Pokalspiele nicht die Vorbereitung, sondern finden während der Saison an Wochentagen statt", verglich Heskamp die Situation unter anderem mit dem niedersächsischen Verband.

Negativer Höhepunkt sei nun aber die Verlegung des Flensburg-Spiels gewesen. ,,Die Verschiebung von Dienstag auf Mittwoch habe ich irgendwann nachts per E-Post bekommen. Mit uns hat vom Verband niemand gesprochen", schimpfte Heskamp. Die endgültige Absage gut 24 Stunden vor dem Spiel sorgte dann für Durcheinander. ,,Man stimmt doch auch Trainingspläne auf so ein Spiel ab", ärgerte sich der Kieler Sportchef. Trainer Karsten Neitzel war froh, zumindest am Abend die eigene U23 noch für ein kurzes Testspiel gewinnen zu können.

Beim Verband denkt man nun über Änderungen nach. ,,Wir müssen überlegen, ob und wie wir den Bedürfnissen von Profivereinen da gerecht werden können", erklärte SHFV-Präsident Meyer. ,,In jedem Fall muss die Kommunikation verbessert werden." Zudem kündigte er Gespräche mit der Stadt Flensburg an. ,,Wir erleben das ja nicht zum ersten Mal. Man hat den Eindruck, dass die Verwaltung fußballfeindlich eingestellt ist. Darüber müssen wir reden."
Aufrufe: 02.8.2015, 10:50 Uhr
SHZ / Christian Jessen/mbAutor