2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Sandro Loechelt und der ruhende Ball, das waren diesmal beste Freunde.
Sandro Loechelt und der ruhende Ball, das waren diesmal beste Freunde. – Foto: Claus-Walter Dinger (Archiv)

Wormatia Worms gelingt die 180-Grad-Wende

Nach chancenloser erster Halbzeit biegt der Aufsteiger den Pausenrückstand bei Mainz 05 II zum 3:2-Sieg um

Das Beste an dieser ersten Halbzeit, und das sprach Trainer Maximilian Mehring in der Kabine auch klar an, war das Ergebnis. 0:1, nur 0:1 lag Wormatia Worms bei den U23-Fußballern des FSV Mainz 05 zurück. Es waren die schwächsten 45 Minuten seit der Regionalliga-Rückkehr. Eine deutliche Pausenansprache und 45 außerordentlich starke Minuten später stand ein 3:2-Sieg im Bruchwegstadion.

„Wir wussten alle, dass es so nicht weitergeht“, sagt Kapitän Sandro Loechelt. „Wir haben alles vermissen lassen, waren nicht aggressiv, nicht laufbereit, haben uns nicht gepusht – alles, was wir in den letzten Wochen gezeigt haben“, sagt Mehring. „In der ersten Halbzeit kann Mainz zwei, drei Tore machen, dann ist das Spiel erledigt“, resümiert der Sportliche Leiter Norbert Hess. Symptomatisch, dass es vom – Wormser! – Anstoß weg genau 56 Sekunden dauerte, ehe Timothé Rupil per Freistoß zur Mainzer Führung traf.

Glück, dass die Partie nicht schon zur Pause durch ist

Die Wormser standen zwar hoch, übten aber keinen Druck aus und schlugen viele unmotivierte, weite Bälle. Keine Kompaktheit, keine Kombinationen – keine Chancen. Und Glück. Als 05-Stürmer Ben Bobzien fast schon durch war, brachte Ramzi Ferjani vor Ricco Cymer noch einen Fuß in die Tür. Elfmeter, forderte der FSV vergeblich (9.). Der Wormatia-Keeper parierte stark gegen den frei gespielten Danny Schmidt (22.) und Lasse Wilhelms Kopfball (32.), wieder Bobzien (33.) und Behadil Sabani (45.) ließen Top-Chancen aus.

Was immer Mehring den Seinen zum Pausentee an Kritik und Tipps servierte, es bewirkte eine 180-Grad-Wende. Vom Wiederanpfiff weg war Wormatia, angetrieben auch von Mittelfeld-Motor Fatih Köksal und Dribbler-Talent Reda Chkifa, das spielbestimmende Team. Mit den beiden Jokern war die ganze Mannschaft wie ausgewechselt. „Volle Power, kämpfen, anlaufen, ein anderes Gesicht zeigen – das haben wir gut hinbekommen“, sagt Loechelt.

Loechelt trifft erstmals seit zwei Jahren - ausgerechnet in Mainz

Allein, es fehlten bei aller Dominanz die klaren Chancen. Bis Nils Fischer nach einem langen Ball den herausstürmenden Lasse Rieß umkurvt hatte, den 20-Meter-Schuss klärte Sabani vor der Linie (68.). Jener Sabani, dessen Arm Loechelts Freistoß traf. Angelegt? Handspiel? Für die Wormser klarer Elfmeter, der Schiri sah es genauso, zum Widerwillen der 05er. Loechelt verwandelte (75.). „Ich hatte ein gutes Gefühl, ich habe früher hier schon einen Elfmeter geschossen – selbes Tor, selbe Ecke“, erzählt der 27-Jährige, der zuletzt vor zwei Jahren in einem Ligaspiel getroffen hatte.

Und nun, ausgerechnet, wie im Fußballer-Deutsch zwingend dazu gehört, beim Ex-Club. Für den Ex-05er war es eine gelungene Rückkehr, mit Erinnerungen „an die schöne Zeit, die ich in Mainz hatte“, wie er sagt. Der Kapitän kämpfte, kurbelte, brachte viel Kreativität ein. Und jubelte, als Lennart Grimmers dritter Versuch saß. Nach Ecke (70.) und Balleroberung (78.) hatte der offensivfreudige Rechtsverteidiger schon gute Chancen, nun knallte er die von Tevin Ihrig weit in die hintere Strafraumkante gezogene Ecke mit Wucht in die Maschen (78.). Die Führung.

Erster Ballkontakt, schon ist der Ball drin

Und Wormatia spielte weiter. Luca Torres fehlte bei seinem Debüt noch das Schussglück (89.), das Daniel Kasper bei seinem ersten Ballkontakt hatte. Dribbling und Abschluss Jannik Sommer, Abstauber vom Sturm-Talent, 3:1 (90.+1). Dass die 05er noch mal herankamen, als Marvin Jung den Ball ins Netz grätschte (90.+3), änderte nichts mehr. „Es wurde Zeit, dass wir uns belohnen, wir haben in den letzten Wochen schon gut gespielt“, schnauft Hess durch. „Jetzt haben wir uns auch für den Aufwand der letzten Wochen belohnt“, hält Mehring fest.

Sieben Punkte, alle gegen Großkaliber – je besser der Gegner, desto besser Wormatia? „Bisher ja“, lacht Loechelt, „aber das müssen wir ändern.“ Dienstag gegen Bahlingen nachzulegen, fordert Hess. „Ich glaube, dass wir die Spiele gegen Astoria (0:1) und Stuttgart II (0:1) gebraucht haben, um unser Spiel zu finden und zu sehen, wo unser Limit ist“, sagt Mehring. In Mainz, Halbzeit zwei, das war nahe am Optimum.

Wormatia Worms: Cymer – Grimmer, Ferjani, Ihrig, Henrique Oliveira – Marx (86. Torres), Loechelt – Münn (46. Chkifa), Hache (46. Köksal), Sommer (90.+2 Bresser) – Fischer (90. Kasper).

Aufrufe: 010.9.2022, 19:27 Uhr
Torben SchröderAutor