2024-05-17T14:19:24.476Z

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Freigeist auf dem Spielfeld: Der Schlehdorfer Defensiv-Spezialist Vladimir Nedeljkovic (li.) geht auch schon mal instinktiv nach vorne, wenn er glaubt, die Offensive ankurbeln zu müssen.
Freigeist auf dem Spielfeld: Der Schlehdorfer Defensiv-Spezialist Vladimir Nedeljkovic (li.) geht auch schon mal instinktiv nach vorne, wenn er glaubt, die Offensive ankurbeln zu müssen. – Foto: Oliver Rabuser

Vladimir Nedeljkovic hat Kampf gegen Krankheit gewonnen – Jetzt geht’s um den Aufstieg

Spaßvogel kann wieder lachen und spielen

Mit dem FC Kochelsee Schlehdorf peilt Vladimir Nedeljkovic im Frühjahr den großen Wurf an. Das Team des qualifizierte sich als Tabellenzweiter für die Aufstiegsrunde zur Kreisliga.

Schlehdorf – Die Ausgangslage ist angesichts einer Gutschrift von vier Zählern günstig. „Vladi ist ein ganz wichtiger Baustein und nicht wegzudenken“, betont Jochner. Dass Vladimir Nedeljkovic dabei selbst mitwirken kann, ist hingegen alles andere als selbstverständlich. Der 33-jährige Serbe war monatelang außer Gefecht; erst eine Operation am Herzen beseitigte die unablässigen Beeinträchtigungen.

Mit Ausnahme der letzten Partien blieb Nedeljkovic in der Hinserie außen vor; ebenso in der Rückrunde der Vorsaison. Nach langer Leidenszeit kann der Defensivspezialist endlich wieder kicken. Selbstverständlich ist das mit Blick auf den Krankheitsverlauf nicht. Es begann mit einem Drücken im Brustbereich kurz nach der zweiten Corona-Impfung. Da dachte Nedeljkovic nicht im Traum daran, was noch alles auf ihn zukommen würde. Als er das Trainingslager in Schlanders nach nur einer Einheit abbrechen musste, war aber klar, dass es gesundheitlich ärger fehlen würde. Die dritte Impfung setzte den Familienvater endgültig außer Gefecht. „Egal, was ich versucht habe, ich konnte nichts machen“, versucht er die abrupt verschwundene Belastbarkeit seines Körpers zu erklären. Eine erste Untersuchung im Murnauer Unfallklinikum brachte keine Aufschlüsse. „Ich war im Ruhezustand, und die Klinik wegen Corona überlastet“, blickt Nedeljkovic zurück. Nach gut zweimonatiger Wartezeit fand sich endlich ein Termin beim Kardiologen. Dabei war klar, dass Handlungsbedarf besteht. „Ich spürte, dass die Pumpe nicht intakt ist.“ Die auf Rezept ausgegebenen Betablocker entfalteten nur begrenzte Wirkung. „Sie haben alles nur unterdrückt“, sagt der Loisachtaler. Nahezu jede Bewegung jagte den Puls nach oben. „Nur der Sprung ins kalte Wasser tat gut.“

Der Belastungstest beim Arzt wurde nach wenigen Augenblicken abgebrochen, und das 24 Stunden-EKG spuckte teilweise 17 Fehlschläge in der Minute aus. Nach einem Herz-MRT im Klinikum Garmisch-Partenkirchen wurde Nedeljkovic endlich in ein Herzzentrum überwiesen. Mit der Diagnose eines Nervenproblems im Vorhof der rechten Herzkammer. Ende August wurde die fragile Stelle durch einen kleinen Eingriff verödet. Der darauffolgende Zwangsruhemonat fußte auf der OP-Eingangswunde im Leistenbereich. Dann war das Schlimmste überstanden. Monate, in denen selbst ein Spaßvogel und Gute-Laune-Mensch wie Nedeljkovic ins Grübeln kam.

Vladimir Nedeljkovic: Gedanken ans Aufhören gab es keine

Nach dreiwöchiger Vollbelastung im Training kehrte die Zuversicht zurück. „Die Kraft fehlte noch etwas und nach den Spielen hatte ich Muskelkater“, blickt der Routinier zurück. Wohlwissend, dass der Wiederholungsfall nicht ausgeschlossen ist. Darauf wurde er von medizinischer Seite hingewiesen. Und auch Coach Jochner setzte auf Bedacht. „Vor der OP hat man ihn bremsen müssen, jetzt hat es sich im Griff.“

Gedanken ans Aufhören gab es gleichwohl keine. Ebenso blieb das Veto der Ehefrau aus. Man einigte sich auf regelmäßige Kontrollen und Belastungstests. Einbremsen lässt sich Nedeljkovic ohnehin nicht so leicht. Weder vom Körper, noch vom Trainer. Immer wieder sucht er mit nur teilweise durchdachten Ausflügen den Weg nach vorne, wenn er das Gefühl verspürt, die Offensive zusätzlich ankurbeln zu müssen. Jochner nennt ihn „einen Freigeist, für den das restliche Team entsprechend mitdenken muss“.

Bei den Schlehdorfern ist Nedeljkovic längst heimisch geworden. Sämtlichen Anfragen anderer Klubs erteilte er eine Absage. Sein Beliebtheitsgrad ist hoch. Jochner sieht ihn als „Typ, der immer gute Stimmung verbreitet“. Da stört es auch nicht, wenn man die Sinnhaftigkeit manchmal vergeblich sucht. „Vladi redet zwar viel Schmarrn, aber das kommt gut an“, so sein Trainer. Für die Aufstiegsrunde ist Nedeljkovic nicht wegzudenken. „Wenn er fit ist, ist er gesetzt“, formuliert Jochner so etwas wie eine Stammplatzgarantie. „Er gehört nicht zum Mainstream, ist nicht immer brav, aber er lebt den Fußball, tut alles für die Mannschaft. Solche Leute brauchen wir.“ Eben Spieler mit dem gesunden Herz am rechten Fleck. (or)

Aufrufe: 029.12.2022, 08:07 Uhr
Oliver RabuserAutor