2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Ein 4:2-Erfolg stand am Ende zugunsten des SC Weiche Flensburg zu buche.
Ein 4:2-Erfolg stand am Ende zugunsten des SC Weiche Flensburg zu buche. – Foto: Imago Images

Vizemeisterschaft endgültig perfekt

9. Spieltag in der Meisterrunde der Regionalliga Nord: SC Weiche schlägt VfV 06 mit 4:2 und hat im Saisonfinale weiter die Chance auf die Meisterschaft

Der SC Weiche Flensburg 08 hat mit seinem 4:2-Heimsieg gegen den VfV Borussia 06 Hildesheim am neunten und vorletzten Spieltag der Meisterrunde die endgültige Entscheidung in der Regionalliga Nord auf das Saisonfinale am kommenden Samstag vertagen und zugleich die eigene Vizemeisterschaft perfekt machen können. So muss zumindest rechnerisch der VfB Oldenburg mit seiner Titelfeier bis zum Schlusspfiff am letzten Spieltag warten, wobei der Tabellenführer bei einem Vorsprung von drei Punkten und neun Toren sowie einem Heimspiel gegen Holstein Kiel II fraglos die weitaus besseren Karten aufzuweisen hat. Weiche wird hingegen zeitgleich bei der U23 von Werder Bremen antreten. Gegen das Schlusslicht der Meisterrunde aus Hildesheim versuchte die Heim-Mannschaft am Samstagnachmittag vor 711 Zuschauern im Manfred-Werner-Stadion bei trocken-sonnigem Wetter von Beginn an, auf Torejagd zu gehen. Trotz vieler Möglichkeiten sprang am Ende ein Sieg mit nur zwei Treffern Differenz heraus, wobei Weiche das Geschehen rund eine Viertelstunde vor Schluss beinahe komplett aus den Händen gegeben hatte. Während Gäste Trainer Markus Unger nach der Partie seinem Kollegen „zur fast perfekten Meisterrunde“ gratulierte, meinte Weiche-Trainer Thomas Seeliger: „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Die Meisterschaft haben wir nicht in der Meisterrunde verpasst. Es war eine großartige Leistung heute.“

Patrick Herrmann kehrte nach seiner „Gelb“-Sperre wieder zurück in die Startelf. Außerdem durften die beiden langjährigen Flensburger Florian Kirschke und Jonas Walter in ihrem letzten Regionalliga-Heimspiel von Beginn an auflaufen. Vierter „Neuer“ im Bunde war Noel Kurzbach, der nach seiner starken Leistung in den zweiten 45 Minuten in Delmenhorst diesmal von Beginn an spielen durfte. Dafür mussten Raphael Straub (Bank), Kevin Njie, Florian Meyer und Jonah Gieseler (alle nicht im Kader) passen. Im späten Verlauf der zweiten Halbzeit wurden Patrick Thomsen, Malte Petersen, Brian Jungjohann und der ebenfalls den Verein verlassende Nahne Paulsen eingewechselt. Zum Spieltagskader, der lediglich 18 Akteure umfasste, gehörten zudem Torhüter Raphael Straub sowie Bjarne Schleemann und John-Frederik Dethlefs. Für die Partie standen neben Kevin Njie, Florian Meyer und Jonah Gieseler auch Torhüter Casper Mols sowie Ilidio Pastor Santos, Nico Empen und Yves Mfumu nicht im Kader. Vor dem Anpfiff wurden mit „Urgestein“ Jonas Walter nach zwölf und Florian Kirschke nach neun Jahren im Weiche-Trikot zwei Mitglieder der Weiche-Meistermannschaft von 2018 sowie Nahne Paulsen, Yves Mfumu (in Abwesenheit) und Co-Trainer Klaus-Peter Nemet feierlich verabschiedet. Für Jonas Walter war der Tag nicht nur deshalb ein besonderer. Er war in der Nacht zuvor erneut Vater geworden.

Die Partie begann gleich mit einem Paukenschlag. Keine drei Minuten waren absolviert, als Weiche bereits in Führung ging. Nach Zusammenspiel mit Noel Kurzbach köpfte Christopher Kramer die Flanke von Kevin Schulz relativ unbedrängt in die Maschen (3.). Und der Mittelstürmer holte ohne großen Torjubel gleich energisch die Kugel aus dem Netz, um deutlich zu zeigen, dass damit das Feuerwerk erst beginnen würde. Die Hausherren verteidigten dazu durchaus recht riskant, gingen hohes Risiko und sorgten für gute Chancen. Flüssig lief das Bällchen über rechts, als Patrick Herrmann, Kevin Schulz sowie Dominic Hartmann kombinierten und Noel Kurzbach flankte. Aber der Kopfball von Christopher Kramer war zu zentral; Torhüter Antonio Brandt konnte parieren (10.). Und der VfV-Schlussmann war auch beim kraftvollen Direktschuss von Jonas Walter zur Stelle (12.). Nach Vorarbeit von Christopher Kramer setzte Dominic Hartmann einen 16-m-Schuss mit Schmackes knapp über das Tor (25.). Den direkt getretenen Freistoß von Dominic Hartmann wehrte Antonio Brandt zur Seite ab, Torben Rehfeldt brachte den Abpraller nicht auf den Kasten (29.). Dann ging es wieder über rechts und den sehr aktiven Noel Kurzbach, dessen Flanke Marcel Cornils von halblinks über die Latte setzte (32.). Kapitän Torge Paetow verpasste nach einer Standardsituation am rechten Strafraumeck nur knapp (41.). Nach den Chancen zu urteilen, hätte es schon zwei-, dreimal im Kasten der Süd-Niedersachsen klingeln können. Doch zur Pause stand für die Gastgeber lediglich der eine Treffer in der Statistik.

Die Gäste, bei denen der Ex-Flensburger Jannis Pläschke nicht im Kader war, hatten bei dem von Weiche initiierten offenen und riskanten Sturmlauf durchaus auch ihre Gelegenheiten, weshalb sich die erste Halbzeit für die Besucher als ein attraktives, kurzweiliges Geschehen darbot. Moritz Göttel mit ebenso straffem Abschluss (7.) wie Silas Steinwedel, der seinen Schuss auf die Latte setzte (35.), und Vinzenz David (45.) sorgten ebenso auf der anderen Seite für Raunen im Publikum.

Auch nach dem Seitenwechsel gelang es den Gästen, einen Nadelstich zu setzen. Yannik Schulze schickte mit einem weiten Diagonalball Thomas Sonntag in das Duell mit Finn Wirlmann. Der VfV-Angreifer schwenkte nach innen und zog ab, verfehlte aber den Kasten (52.). Nachdem Patrick Herrmann im Strafraumgewühl aus Nahdistanz gescheitert war (55.), sorgte der folgende Eckstoß für das 2:0. Die Eingabe von Jonas Walter von rechts köpfte Christopher Kramer von halblinks in die lange Ecke (55.).

Es blieb eine Partie mit hohem Unterhaltungswert. Gegen den schnellen Moritz Göttel sah die Flensburger Innenverteidigung nicht gut aus, doch der Hildesheimer traf dann das Tor nicht (56.). Auf der Gegenseite hingegen klappte es: Marcel Cornils holte im Mittelfeld die Kugel, spielte sie zu Noel Kurzbach nach rechts hinaus, dessen maßgeschneiderte Flanke köpfte Christopher Kramer zu seinem dritten Kopfballtreffer des Tages und zum 3:0 ein (59.). Waren nun die Zeichen auf den insgeheim erhofften Kantersieg gestellt?

In der Folge ließ Weiche einige Möglichkeiten liegen. Bei einer Attacke an Noel Kurzbach blieb der mögliche Strafstoßpfiff aus (63.), Finn Wirlmann köpfte nach einem Standard ebenso vorbei (67.) wie der Schlenzer von Marcel Cornils das Ziel verfehlte (70.). Nach Diagonalball von Dominic Hartmann legte Christopher Kramer auf Marcel Cornils ab, der seinen Abschluss aus 17 Metern allerdings über das Tor setzte (74.). Dass zu jenem Zeitpunkt die Partie nochmal richtig spannende Züge annehmen würde, war indes nicht zu erwarten.

Doch die Gäste ganz in Weiß wehrten sich. Der agile Marco Drawz schoss noch vorbei (76.), aber wenig später tauchte plötzlich Thomas Sonntag frei vor SC-Torhüter Florian Kirschke auf, und es hieß nur noch 1:3 (77.), dem auch gleich der zweite Hildesheimer Treffer folgen sollte. Aus der eigenen Hälfte konnte Thomas Sonntag auf der rechten Außenbahn loslaufen. Er war nicht zu halten, zog dann leicht nach innen, während Nikita Marusenko auf rechts in Position lief. Und der Abschluss von Marusenko schlug im langen Eck zum 2:3 ein (79.). In seinen vier Auswärtsspielen der Meisterrunde war der Tabellenzehnte torlos geblieben, und nun fehlte plötzlich nur ein Treffer, um den VfB Oldenburg vorzeitig zum Meister zu küren. Und als Hildesheim in eine Kontersituation in Überzahl kam, lief Dominic Hartmann in höchster Not den Gästen den Ball ab (87.).

Derart brutal wurde die Wende im Spiel aus Flensburger Sicht dann doch nicht. Christopher Kramer und Patrick Herrmann scheiterten erneut an VfV-Schlussmann Antonio Brandt (86.), ehe sich Marcel Cornils nach einem schönen Querspiel von Dominic Hartmann die Chance nicht entgehen ließ, sich den Torhüter ausguckte und zum 4:2 vollendete (89.). Das hätte immer noch nicht der Endstand einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Partie sein müssen, denn Nahne Paulsen nach langem Ball von Patrick Thomsen auf Christopher Kramer und dessen Rückpass zielte aus bester Position zu hoch (90.+1), und den Freistoß von Dominic Hartmann parierte Antonio Brandt (90.+3).

Auffälligste Spieler auf Hildesheimer Seite waren der linke Innenverteidiger Fatih Ufuk mit grundsolider Partie, Marco Drawz im Mittelfeld und der in der Schlussphase aufdrehende Thomas Sonntag, der einen Treffer erzielte und den zweiten vorbereitete. Zudem war Torhüter Antonio Brandt bei vielen Chancen der Gastgeber aufmerksam zur Stelle. Spieler des Spiels war indes fraglos der dreifache Kopfballtorschütze Christopher Kramer. Gute Noten verdienten sich auf Flensburger Seiten auch Torge Paetow und Patrick Herrmann. Speziell vor der Pause sorgten Noel Kurzbach und Kevin Schulz für viele druckvolle und dynamische Aktionen.

Zum Saisonfinale kommt es am kommenden Wochenende. Die letzte Partie des SC Weiche wurde auf den Samstag, 21. Mai 2022, 15 Uhr – zeitgleich zum Duell zwischen Oldenburg und Holstein II –, vorverlegt. Weiche gastiert dann am Weserstadion auf Platz 11 beim SV Werder Bremen II.

Weiche: Kirschke – Herrmann, Paetow (Kap.), Rehfeldt (82. Petersen), Walter (73. Thomsen) – Wirlmann (V/90. Paulsen), Hartmann (V) – K. Schulz (V/87. Jungjohann) – Kurzbach (V), Kramer, Cornils. Trainer: Seeliger.

Hildesheim: Brandt – David (V/90.+3 Henke), Franke (Kap.), Ufuk, Aytun (46. Erdmann) – Drawz, Schulze – Sonntag, Marusenko (V), Steinwedel (87. Shehada) – Göttel (69. Akdas). Trainer: Unger.

Tore: 1:0 Kramer (3.), 2:0 Kramer (55.), 3:0 Kramer (59.), 3:1 Sonntag (77.), 3:2 Marusenko (79.), 4:2 Cornils (89.).

Zuschauer: 711 im Manfred-Werner-Stadion, Flensburg-Weiche.

Schiedsrichter: Lasse Holst (FC Türkiye Wilhelmsburg), hatte durchaus ordentlich zu tun und gab sechsmal „Gelb“, davon viermal für Weiche: Kurzbach (Unsportlichkeit, 35.), K. Schulz (Foulspiel, 64.), Hartmann (Foulspiel, 81.), Wirlmann (Foulspiel, 83.)/Marusenko (Foulspiel, 31.), David (Foulspiel, 86.).

Stimmen zum Spiel:

Der Hildesheimer Trainer, Markus Unger, beglückwünschte zunächst seinen Kollegen „zur fast perfekten Meisterrunde“. Danach sagte er: „Wir haben heute und in der Meisterrunde einiges erfahren müssen und weiter Geschenke verteilt. Nach dem frühen 0:1-Rückstand haben wir es bis zur Pause so ganz okay gemacht. Dann nehmen wir uns in der Halbzeitpause viel vor. Zwischendurch mussten wir mit dem Schlimmsten rechnen, machen jedoch zwei Tore. Wir haben heute wieder Erkenntnisse gewonnen und werden die Mannschaft verstärken. In der nächsten Saison wird es happig werden. Ich freue mich aber, im nächsten Jahr wieder nach Flensburg zu kommen.“

Weiche-Trainer Thomas Seeliger meinte: „Wir wollten heute alles in die Waagschale werfen, um vielleicht mit einem Kantersieg noch eine Chance zu haben. Wir hätten den Rückstand in der Tordifferenz gern verkürzt. Die Jungs haben heute alles reingehauen. Sie gaben 75 Minuten Vollgas und hatten alles unter Kontrolle. Als dann Jonas Walter vom Platz ging, ging auch die Ordnung etwas verloren. Ich bin stolz auf die Mannschaft. Die Meisterschaft haben wir nicht in der Meisterrunde verpasst. Es war eine großartige Leistung heute. Ich möchte mich im Namen des Trainerteams und der Mannschaft bei allen – Fans, Verein, Liga-GmbH – bedanken. Es hat vielleicht nicht zum großen Ziel gereicht. Aber wir können stolz darauf sein, Vizemeister zu sein. Auch im nächsten Jahr werden wir wieder eine gute Rolle spielen.“

Flensburg-Geschäftsführer Sport, Christian Jürgensen, meldete sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ebenfalls zu Wort: „Das letzte Heimspiel bietet die Chance, allen zu danken, wie es auch schon Thomas Seeliger getan hat. Der ‚Meister der Meisterrunde‘ zu werden, ist ein großes Ziel, das wir jetzt noch haben. Chapeau an die Mannschaft! Wir können alle stolz auf sie sein. Aber wir können ebenso mutig in die Zukunft blicken. Wir werden in der kommenden Saison wieder eine gute Mannschaft haben. Wir sind noch nicht am Ende. Davon bin ich überzeugt. Es ist fast ein wenig schade, dass jetzt die Saison zu Ende geht, weil wir gerade richtig super in der Spur waren.“

Torhüter Florian Kirschke sagte nach der Partie: „Ich persönlich hätte gern zu Null gespielt. Wir wollten heute mit der größtmöglichen Tordifferenz gewinnen. Von der Spielweise her haben wir alles reingehauen, sodass wir uns von den Fans gut verabschieden konnten.“ Zu seinem Abschied ergänzte er: „Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Das ist mir heute noch einmal bewusst geworden. Ich muss zum Beispiel unbedingt dem Torwarttrainer Jan Neujahr für die vielen Jahre der Zusammenarbeit danken. Weiche hat zwar nicht enorm viele Fans, aber sehr treue, gute Fans. Das Familiäre wird mir fehlen, doch ich freue mich auch auf das, was jetzt kommt.“ Und zum letzten Spieltag sagte er nur kurz augenzwinkernd: „Wir wissen selbst, dass man gegen Holstein II hoch verlieren kann ...“

Aufrufe: 016.5.2022, 14:00 Uhr
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