2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Fußballspielen im August: Die Hitze macht den Kickern zu schaffen – besonders aber die Urlaubszeit
Fußballspielen im August: Die Hitze macht den Kickern zu schaffen – besonders aber die Urlaubszeit – Foto: imago sportfotodienst

Vereinsverantwortliche kritisieren BFV: „Je niedriger die Liga, desto unwichtiger“

Saisonstart Anfang August im Kreis Zugspitze

In dieser Saison ist es besonders auffällig – zumindest im Landkreis Starnberg. Zahlreiche Partien an den ersten Spieltagen der Fußballsaison wurden und werden verlegt, immer wieder kommt es auch zu Nichtantritten und entsprechenden Sportgerichtswertungen.

Darüber hinaus klagen fast alle Mannschaften im Landkreis im August regelmäßig über improvisierte Kader, weil sich viele Spieler im Urlaub befinden.

Bereits seit vielen Jahren steht die Frage im Raum, ob mit der Fußballsaison im Kreis Zugspitze nicht ein wenig später begonnen werden könnte als aktuell Anfang August. Im Kreis München etwa rollt der Ball zumindest zwei Wochen später, die Damen-Ligen und die Jugend nehmen sogar erst im September den regulären Ligabetrieb wieder auf.

Seit Jahren argumentiert der Bayerische Fußball-Verband (BFV), ein späterer Saisonstart sei im Kreis Zugspitze nicht möglich, weil entsprechend länger in den Winter hineingespielt werden müsste und man insbesondere im Oberland Gefahr laufe, dann bei Schneefall überhaupt nicht spielen zu können. Die Verbandsfunktionäre fürchten zahlreiche Spielverlegungen und einen dadurch gestopften Spielplan im Frühjahr. Seit der Umstellung des Ligasystems auf Auf- und Abstiegsrunden nach der Winterpause sind Verlegungen in die zweite Saisonhälfte im Kreis Zugspitze ohnehin nicht mehr möglich – Wasser auf die Mühlen der Verfechter des bisherigen, frühen Saisonstarts.

Bernd Öhler
lässt den Winter im Oberland
nicht als Ausrede gelten.
Bernd Öhler lässt den Winter im Oberland nicht als Ausrede gelten. – Foto: Verein

Das will Stefan Meininger nicht als Ausrede zählen lassen. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass man wesentlich länger in den Winter hinein spielen könnte“, sagt der Fußballabteilungsleiter des SV Söcking, dessen Herrenmannschaften seit wenigen Jahren eine Spielgemeinschaft mit der FT Starnberg als SG Söcking/Starnberg bilden. Milan Lapuh wird mit seiner Kritik noch drastischer. „Ich kann es nicht mehr hören, das ist so 1990er-Jahre-Stil“, sagt der Trainer von Kreisliga-Aufsteiger SC Weßling. „Wieso spielen wir nur bis Anfang November? Schnee gibt es doch danach eh kaum.“ Bernd Öhler, Trainer von Kreisklassist TSV Erling-Andechs, sieht es ganz ähnlich: „Mir wäre es lieber, wir würden erst im September starten, hätten dafür vielleicht mal ein Spiel mehr unter der Woche und würden länger in den Winter hinein spielen. Wenn sich die Grünen schon mit den Händen auf den Asphalt kleben oder an Torpfosten ketten, könnte beim BFV vielleicht auch langsam mal jemand überlegen, ob vielleicht etwas Wahres dran ist an der Klimaerwärmung.“

Ismail Yilmaz
würde mehr Englische
Wochen präferieren.
Ismail Yilmaz würde mehr Englische Wochen präferieren. – Foto: Verein

Mehr Englische Wochen zugunsten eines späteren Saisonstarts? Das scheint im Landkreis ein gängiger Wunsch zu sein. Auch Robert Stolpa, Abteilungsleiter des Gautinger SC, würde das präferieren. Er sagt: „Es ist völlig inakzeptabel, am 5. August zu starten. Mit dem neuen Modus ist fast die Hälfte aller Spiele in den Sommerferien.“ Auch Ismail Yilmaz würde „gerne alle zwei, drei Wochen mal eine Englische Woche einbauen“. Der Vorsitzende des SC Pöcking-Possenhofen gibt aber zu bedenken: „Dann bitte zu anständigen Anstoßzeiten und nicht schon um 18.30 Uhr.“

Unabhängig von der Anstoßzeit trifft die Urlaubszeit heuer viele Vereine wieder hart, insbesondere die mit zwei Herren-Teams. „Vor allem für die zweiten Mannschaften ist es schwierig, da muss man teilweise Spieler anrufen, die ein Jahr lang nicht im Training waren. Und seit dieser Saison darf außerdem nur noch ein Spieler runter geschoben werden, das macht es noch schwieriger“, sagt Erlings Trainer Öhler. Auch beim GSC muss insbesondere die Reserve in der B-Klasse Federn lassen. „Dann laufen wir eben in Zukunft mit acht Spielern auf, aber das kann ja eigentlich auch niemand wollen“, sagt Stolpa süffisant.

Eine ähnliche Notlage gibt es am Ammersee. „Teilweise muss ich auf sechs bis sieben Urlauber verzichten, das ist einfach Wettbewerbsverzerrung“, sagt Heinz Knötzinger, Chefcoach von A-Klassist TSV Herrsching. „Und wenn man Spiele verlegen will, wird einem von Verbandsseite beispielsweise sogar der 3. Oktober verwehrt. Das Thema verfolgt uns schon seit Jahren, aber der ganze Verband läuft hinterher. „Das ist ein Gruselkabinett“, schimpft Knötzinger.

Auch Yilmaz ist mit der Flexibilität des BFV nicht zufrieden – wenn auch aus anderen Gründen: „Im August ist es eigentlich zu heiß. Auch hier ist der Verband nicht flexibel genug. Wir haben wegen der Hitze versucht, mehrere Spiele auf Freitagabend zu verlegen, aber ohne Zustimmung des Gegners geht das nicht, da der Freitagabend laut Verband nicht zum Regelspielplan zählt“, erklärt Yilmaz.

Stefan Schwartling
ist „ausnahmsweise auf der
Seite des Verbandes“.
Stefan Schwartling ist „ausnahmsweise auf der Seite des Verbandes“. – Foto: Verein

Partei für den BFV ergreift Stefan Schwartling. Der Abteilungsleiter des TSV Gilching-Argelsried sagt: „Ausnahmsweise bin ich auf der Seite des Verbandes. Der August ist doch die schönste Zeit zum Spielen. Die Vereine müssen ihre Spieler in den Griff bekommen.“ Das sieht sein Amtskollege vom MTV Berg anders. „Die Pause im Sommer ist schon sehr kurz. Wann sollen die Spieler denn in den Urlaub gehen?“, so Florian Garke, der ergänzt: „Ich wäre dafür, ähnlich wie im Kreis München erst Ende August zu beginnen.“ Dass es im Kreis München mutmaßlich mehr Kunstrasenplätze gibt, wodurch ein Spielbetrieb länger möglich sein soll, ist für Erlings Öhler kein Argument: „Viele Vereine haben inzwischen einen Kunstrasen und sind im Notfall mit Sicherheit auch bereit, den Platz für andere Teams zur Verfügung zu stellen.“

Christoph Kammerlander
bringt eine KalenderjahrSaison als Idee ins Spiel.
Christoph Kammerlander bringt eine KalenderjahrSaison als Idee ins Spiel. – Foto: FuPa

Eine ganz andere Idee, das Urlaubsproblem zu lösen, bringt Christoph Kammerlander ins Spiel, Trainer von Kreisklassist TSV Perchting-Hadorf: „Ich wäre dafür, im Kalenderjahr zu spielen. Ansonsten ist es auf jeden Fall ärgerlich, dass wir zu Beginn der Sommerferien beginnen müssen. Das macht das Leben als Trainer noch schwerer, als es eh schon ist.“

Viele Vereine würden eine Abstimmung durch den BFV begrüßen. „Wir würden auf jeden Fall für einen späteren Saisonstart stimmen“, sagt etwa Söckings Abteilungsleiter Meininger. SCPP-Chef Yilmaz hat „allerdings wenig Hoffnung, dass sich in absehbarer Zeit etwas ändert. Je niedriger die Ligen, desto unwichtiger ist es dem Verband.“ (Tobias Huber, Tobias Empl, Michael Gözinger)

Aufrufe: 031.8.2022, 07:16 Uhr
Michael GrözingerAutor