2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Florian de Prato (l.) sieht die Zehn-Minuten-Strafe heikel - Hans-Werner Grünwald erkennt in ihre keinen Vorteil.
Florian de Prato (l.) sieht die Zehn-Minuten-Strafe heikel - Hans-Werner Grünwald erkennt in ihre keinen Vorteil. – Foto: Imago/Lackovic/Plettenberg

Unpassend, unnötig, gefährlich: Trainer kritisieren Zehn-Minuten-Strafe

Stimmen zum Comeback der Zeitstrafe

Die Zehn-Minuten-Strafe ist wieder da. Nicht jeder ist glücklich über das Revival. Viele Trainer äußern Bedenken.

München - Amateurfußballer kennen sie aus der Jugendzeit oder sogar noch von früher: Die Zeitstrafe. Nach 31 Jahren führt der BFV die Zehn-Minuten-Strafe wieder ein (1991 wurde sie nach Einführung der gelb-roten Karte abgeschafft). Sie soll Schiedsrichtern heute mehr Spielraum geben. Viele Trainer sehen die neue Regel allerdings kritisch.

Florian De Prato (TSV Grünwald, Landesliga Südost):

„Ich finde es nicht so passend. Es gibt bei der Zehn-Minuten-Strafe einen erheblichen Interpretationsspielraum. Und am Ende stehen die Schiedsrichter so nur noch mehr in der Kritik, weil sie noch mehr in den Fokus rücken. Außerdem sehe ich ein Problem für die Spieler. Sie müssen sich bei einer Zeitstrafe ja eigentlich warmhalten, vor allem in der kalten Jahreszeit. Wenn er auskühlt, besteht die Gefahr, dass er sich verletzt. Und dann muss ich fast noch einen Trainer mit ihm mitschicken, weil die Eigeninitiative eher zum Zuschauen tendieren wird. Ich hätte lieber keine Zehn-Minuten-Strafe.“

Martin Buch (SC Olching, Landesliga Südwest):

„Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Könnte mir es aber schwierig vorstellen. Wir haben ja Bayernliga- und Landesliga-Schiedsrichter bei uns im Einsatz. Ich befürchte, dass die Anwendung der Zehn-Minuten-Strafe sehr unterschiedlich sein wird. Außerdem ist der Fußball Volkssport Nummer Eins in Deutschland. Und trotzdem wird er jedes Jahr neu reguliert. Fußball war von den Regeln her ein einfaches Spiel, wir machen es aber jedes Jahr komplizierter. Eigentlich wollen damit alle innovativ nach vorne und jetzt führen wir etwas ein, was wir vor 20 Jahren abgeschafft haben.“

Sebastian Bracher (SpVgg Haidhausen, Bezirksliga Süd):

„Ich habe da gemischte Gefühle. Auf der einen Seite finde ich es in Ordnung, dass ein Spieler nicht gleich vom Platz fliegt, wenn er in einer Situation übermotiviert agiert. Auf der anderen Seite, habe ich Angst davor, dass die Anwendung für den Schiedsrichter schwierig ist. Gerade bei emotionalen Spielen könnte die Zahl der Zeitstrafen vielleicht etwas außer Kontrolle geraten. Ich bin generell auf der Seite der Schiedsrichter und finde, sie könnten ohnehin öfter Rot geben. Es ist krass, wie sie teilweise von den Spielern angegangen werden. Ein Spiel Sperre bei Gelb-Rot fände ich sinnvoller als die Zeitstrafe. Da würden sich viele Spieler zweimal überlegen, ob sie - vor allem in der Schlussphase - noch einmal überhart einsteigen oder etwas Unsportliches tun. Außerdem sehe ich noch ein Problem: Wenn die Zehn-Minuten nicht auf die Nettospielzeit gerechnet werden, könnten Teams in Unterzahl stark auf Zeit spielen.“

Hans-Werner Grünwald (SV Miesbach, Kreisliga Zugspitze 1):

„Ich habe die Zehn-Minuten-Strafe ja früher selbst gehabt. Ich bräuchte das im Herrenbereich nicht. Drei Strafen hätten ausgereicht. Die Spieler haben gewusst, wie sie damit umgehen müssen. Und ob die zehn Minuten so einen großen Einfluss auf das Spiel haben, bezweifle ich. Der Gegner stellt sich halt solange hinten rein, nimmt vielleicht während der Zeitstrafe seinen Stürmer raus. Ich habe schon damals keinen großen Nutzen in der Zehn-Minuten-Strafe gesehen. Jedes Jahr gibt es Neuerungen bei uns im Amateurfußball, man kennt sich ja gar nicht mehr aus.“

Aufrufe: 013.7.2022, 09:13 Uhr
Moritz BletzingerAutor