2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Jochen Classen

TuS Bövinghausen: Dzaferoski wieder auf Kuschelkurs mit Lokalpresse

Die "On-Off-Beziehung" zwischen Bövinghausen-Boss Ajhan Dzaferoski und der Dortmunder Lokalpresse geht weiter.

Nachdem man sich überworfen hatte, wieder vertragen hatte und wieder überworfen hatte, wurde gestern bekannt, dass man sich wieder angenähert hat. Ajhan Dzaferoski, Präsident und Mäzen des Oberligisten TuS Bövinghausen, gab den "Ruhr Nachrichten" ein größeres Interview. "Wir haben beim TuS Bövinghausen eine Phase des Neuanfangs und die soll sich auch in unserer Zusammenarbeit widerspiegeln", so Dzaferoski.

Überhaupt war der Montag im Dortmunder Lokalfußball der "Big Bövinghausen-Day". Dzaferoski gab seine Meinung zu vielen Themen kund. Gleichzeitig war auch Ex-Spieler Marcus Piossek, heute Co-Trainer beim SC Westfalia Herne, sehr auskunftsbereit über seine Vergangenheit beim TuS Bövinghausen. Zudem wurden die Hintergründe zum "Algan-Diallo-Tausch" zwischen Türkspor Dortmund und dem TuS Bövinghausen beleuchtet. Und last but not least hat die Stadt Dortmund den Pachtvertrag mit Bövinghausen für den Sportplatz an der Provinzialstraße gekündigt.

In Bövinghausen wird es bekanntlich nie langweilig. FuPa Westfalen fasst die wichtigsten Informationen für euch zusammen:

Bewährungsstrafe im Steuerverfahren

Viele Beobachter hätten Dzaferoski gerne hinter schwedische Gardinen wandern sehen. "Ich halte es für anmaßend, dass von außen, ohne Kenntnis über den Prozess, versucht wird, die Strafe zu kommentieren. Das ist Neid. Bei uns sind während des Prozesses viele Dinge finanziell geschätzt worden. Nach meiner Auffassung müsste dies für alle Klubs gelten und nicht nur für uns. Wenn ich von einigen Klubs höre, dass sie kaum Geld zahlen, dann wird mir schlecht. Alle zahlen Geld. Von der Kreisliga B bis in die Oberliga", so Dzaferoski.

Die sportlich misslungene Hinrunde 2023/24

Dzaferoski: "Wir haben es noch mal probiert mit so ein paar Spielern, die höher gespielt haben. Hat nicht sollen sein, hat nicht funktioniert. Viele waren auch nicht bereit zu laufen und wollten sich nur die Kohle abholen. Da hätte man Pep Guardiola hinstellen können, es hätte trotzdem nicht funktioniert. Ganz einfach, weil die Spieler nicht bereit waren. Es hat an Einsatz, Wille und Gier gefehlt."

Die neue sportliche Ausrichtung

Dzaferoski: "Wir werden auf die Schiene gehen, dass wir vier erfahrene Spieler haben und der Rest nur aus hungrigen Spielern besteht. Wir setzen alles auf null. Wir versuchen Leute zu holen, die Bock auf Oberliga haben und nicht wegen des Geldes kommen. Wir müssen jetzt ein paar Spiele gewinnen, damit wir in der Liga bleiben. Spieler werden wieder gehen, Spieler werden neu dazukommen. Auch junge Spieler, die aus der U19 rauskommen. Da gibt es ja viele und langfristig möchten wir dann nur mit solchen Spielern arbeiten. Wir müssen uns erst einmal wieder festigen und aus einer sicheren Position im Sommer in die neue Saison starten."

Drohungen (z. B. Vertragsauflösung) gegenüber Spielern nach vermeintlich schlechter Leistung

Dzaferoski: "Dass man dann in eine Kabine geht und den Spielern dazu etwas sagt, das ist gang und gäbe. Zuerst macht es der Trainer und irgendwann kommt der Sportliche Leiter oder das Management. Selbst Hans-Joachim Watzke hat dies beim BVB auch schon gemacht. Da wird der Ton auch etwas harter und man sagt: „Wollt ihr mich verarschen?". Der Knappi hat ja auch zu mir gesagt: „Geh mal rein und mach mal jetzt was, damit die aufwachen!".

Vorwürfe bezüglich fehlender Gehaltszahlungen (bei Marcus Piossek und Jeron El-Hazaimeh sollen 6.500 EUR netto offen sein)

Dzaferoski: "Nein, Marcus und Jeron haben alles bekommen. Wir haben nichts schwarz ge-
macht, nichts unter der Hand, es ist alles bezahlt worden."

Vorwürfe von Piossek, dass Dzaferoski großen Einfluss auf die Aufstellung genommen hat

Dzaferoski: "Nein, das stimmt nicht. Knappmann hat die Aufstellung gemacht und gesagt: „Meine Verantwortung, meine Aufstellung.“ Er ist der Trainer gewesen. Als wir dann immer weiter von unserem Ziel weg waren, hat er sich ja auch hinterfragt und gesagt, dass es besser ist, wenn man zu dem Zeitpunkt auseinandergeht und befreundet bleibt."

Vorwürfe, dass Dzaferoskis Sohn Dino, der laut Piossek keine Oberliga-Qualität besitzt, immer spielen musste

Dzaferoski: "Das ist schwachsinnig. Knappmann und Dino haben die ganze Arbeit gemacht, auch in der Vorbereitung. Das kann Knappmann auch bestätigen. Und Dino wollte ja selber manchmal gar nicht spielen, da hat Knappi ihm gesagt, er muss spielen."

Die (finanzielle) Zukunft des TuS Bövinghausen nach dem Steuerverfahren und der ausstehenden Zahlung von etwa 400.000 EUR an das Finanzamt

Dzaferoski: "Wir machen weiter. Ein Drittel haben wir davon zurückgezahlt. Leicht ist es nicht, aber wir stehen dazu. Wir werden das peu à peu zurückzahlen. Wir ziehen das mit der Sparflamme jetzt richtig durch und machen den Verein nicht einfach zu. Wenn man Fehler macht, dann muss man dazu stehen. Es gibt ein Sprichwort: Es ist nicht peinlich hinzufallen, es ist peinlich, nicht wieder aufzustehen. Viele Leute denken zu viel an den TuS Bövinghausen und vergessen, bei sich im Wohnzimmer zu gucken, wo sie einen richtigen Müllberg haben. Da soll sich jeder an die eigene Nase fassen und schauen, dass der eigene Verein läuft."

Die Vorwürfe, den Wechsel von Ilker Algan zu Türkspor Dortmund erschwert zu haben. Erst durch den Tausch mit Ibrahim Diallo bekam Algan die Freigabe.

Dzaferoski: "Wir haben am 19. Dezember miteinander telefoniert. Da habe ich Ilker gesagt, er soll bis zum Sommer bleiben und kann dann gehen. Er hatte ja einen Vertrag bis 2025. Marcus Piossek hat Ilker dann umgestimmt und für ihn die Kündigung fertiggemacht. Ich habe mit Ilker darüber gesprochen, er hat mir dann versichert, dass er bis zum Sommer bleibt. Vier Tage später kam die Kündigung und deswegen habe ich das blockiert. Mir war es dabei auch egal, wo er hingeht. Als dann am Ende der Transferperiode Türkspor Ibrahim Diallo loswerden wollte, haben wir gesagt, dass wir den Tausch machen."

Die Stadt Dortmund hat dem TuS Bövinghausen den Pachtvertrag für seinen Sportplatz außerordentlich zum 31. Dezember gekündigt. Die Stadt begründet die Kündigung mit „einer erheblichen Verschlechterung der Vermögensverhältnisse des Vereins". Die Sport- und Freizeitbetriebe (SFB) zahlen dem Verein einen Betriebskostenzuschuss in Höhe von 11.800 EUR pro Quartal, da dieser den Sportplatz selbst bewirtschaftet.

Dzaferoski erklärt zur im Raum stehenden nicht zweckbestimmten Verwendung des Betriebskostenzuschusses: "Die Zuschüsse haben wir nur für den Platz genutzt. Wir haben sogar mehr ausgegeben, als vom Zuschuss da war. Dann musste man aber einen extra Antrag stellen, dass die Summer nicht ausreicht. Das ist sehr aufwendig. Wir haben den Platz immer gepflegt und viel daraus gemacht. Früher war das eine Müllhalde, jetzt ist es wie ein kleines Stadion. Wir haben die Kabinen gemacht, das Vereinsheim, einen Anbau am Vereinsheim, um den Kunstrasen herum gepflastert, die Zaune erneuert. Das ist ein Teil der Dinge, die wir in den vergangenen Jahren umgesetzt haben und jetzt pflegen."

Danny Voß hat im Winter den Trainerposten übernommen.

Dzaferoski: "Wenn es gut lauft, kann ich mir das auch längerfristig vorstellen."

Zur allgemeinen Situation in Dortmund - keine Teilnahme am Aplerbecker Hecker Cup im Sommer

Dzaferoski: "Der Neid in Dortmund ist viel zu groß. An einem Tag kommt jemand bei dir an und möchte etwas von dir, am nächsten Tag hoffen einige, dass man im Gefängnis landet oder pleitegeht. Das geht in die falsche Richtung. Deshalb sind wir auch zu der Entscheidung gekommen, dass wir den Hecker-Cup nicht spielen werden. Im Umfeld von Aplerbeck, insbesondere im Dortmunder Süden, fühlen sich die Menschen vielleicht etwas besser. Aber jeder Mensch muss zur Toilette gehen, jeder Mensch ist gleich. Wir sind hier ein sozial schwacher Ortsteil und auf dem Boden geblieben. Da ist es egal, ob wir Erfolg haben oder nicht, weshalb wir beim Hecker-Cup nicht antreten werden. Das sollen dann andere machen. Jeder soll sich an die eigene Nase packen."

Aufrufe: 020.2.2024, 11:00 Uhr
redAutor