2024-05-14T11:23:26.213Z

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Sein zweites Gastspiel in Penzberg war nur ein Intermezzo: Maximilian Berwein, erst Ende Oktober vergangenen Jahres zum FCP gewechselt, verlässt den Bezirksligisten wieder und versucht sein Glück in der Regionalliga.
Sein zweites Gastspiel in Penzberg war nur ein Intermezzo: Maximilian Berwein, erst Ende Oktober vergangenen Jahres zum FCP gewechselt, verlässt den Bezirksligisten wieder und versucht sein Glück in der Regionalliga. – Foto: andreas mayr

„Es tut mir leid um Penzberg“: Maxi Berwein sucht die Aufregung im Alltag bei Türkgücü

„Nach den ersten Gesprächen war ich Feuer und Flamme“

Maximilian Berwein will es noch einmal wissen. Der 26-Jährige verlässt den FC Penzberg und schließt sich zum Sommer Drittliga-Absteiger Türkgücü München an.

Penzberg – Beim VfR Garching, seiner ersten Station in der Regionalliga, verkauften sie an die 200 Trikots mit dem Namen Berwein und der Nummer 23. Die Anzeichen verdichten sich, dass das Leiberl von Maximilian Berwein, 26 Jahre alt, auch bei Türkgücü München seine Abnehmer findet. Am vergangenen Freitag, als der Wechsel des Garmisch-Partenkirchners zum Viertligisten öffentlich wurde, meldeten sich direkt eine Reihe an Freunden und Bekannten, fragten nach den Trikots.

„Das freut einen tierisch“, sagt Maximilian Berwein. Bei Heimspielen in Garching formierte sich stets ein kleiner Berwein-Fanblock im Stadion. Der Offensivmann sagt: „Es ist witzig, wenn dein bester Spezl in deinem Trikot zum Kicken geht.“ Auch bei Türkgücü wählt Berwein die Nummer 23, weil die schon David Beckham sowie die Basketballstars Michael Jordan und LeBron James getragen haben. Sportler, die Berwein begeistern.

„Nach den ersten Gesprächen war ich Feuer und Flamme“

Maximilian Berwein freut sich auf die neue Aufgabe

Sein Wechsel vom 1. FC Penzberg, vergangene Saison Platz sieben in der Bezirksliga Süd, nach München überrascht die Szene – und in gewisser Weise auch ihn selbst. Mit einem Angebot rechnete er nicht unbedingt, auch wenn der Draht zum Verein seit Jahren besteht. Regelmäßig tauschten sich beide Klubs aus, selbst zu Drittligazeiten. Diverse Gründe, auf die Berwein nicht näher eingeht, verhinderten damals einen Transfer. Jetzt sagt der 26-Jährige: „Nach den ersten Gesprächen war ich Feuer und Flamme.“

Das Angebot erreichte Berwein zum perfekten Zeitpunkt. Familiär und beruflich ist er mittlerweile gefestigt. Gedanken an die Zukunft, Heirat, Kinder, derlei Dinge, werden konkreter. Nächstes Jahr im September möchte er seinen Meisterkurs (Stahl- und Metallbau) in München beginnen. 2022 ging das noch nicht. „Momentan passt alles richtig gut. Ich will’s noch mal wissen“, betont der Offensivmann. Mit 26 Jahren erlebt man einen deutlich reflektierteren Maximilian Berwein, der rückblickend über seinen Profi-Traum sagt: „Ich bin nicht mehr so vermessen wie mit Anfang 20, in den Profifußball zu drücken.“

Maximilian Berwein: Spott und Häme nach dem gescheitertem Wechsel in den bezahlten Fußball

Sein gescheiterter Wechsel in den Bezahlfußball hat ihm Spott eingebracht, gerade in der Heimat. Seine Person polarisiert ohnehin, auch weil er sein Leben und Schaffen früher für alle ersichtlich im Internet dokumentierte. Diese zutiefst deutsche Mentalität, die Melange aus Neid und Häme, stört ihn seit jeher. „Ich wusste, dass viel gequatscht wird, jeder seinen Senf dazu geben will“, sagt der jetzt wieder Ex-Penzberger. Oft seien es nur Vorurteile, über die man sich austauscht, ist Berwein überzeugt. Vor einem Jahr entschieden seine Freundin und er, sich aus den sozialen Netzwerken zurückzuziehen. Ein bewusstes Online-Fasten. „Hat ganz gut getan. Da kapiert man erst, wie unwichtig der ganze Spaß ist.“

Nun reaktivierte er seinen Account wieder – ausschließlich für fußballerische Zwecke. In weiser Voraussicht, dass sich das Geschnatter bei seinem Wechsel zum insolventen Drittliga-Absteiger um ein vielfaches potenziert, wählte er die Bildunterschrift für die Meldung vom neuen Klub. „Badmouthing in 3, 2, 1“ hieß es da. Frei übersetzt: „Blödes Geschwätz in 3, 2, 1“ Sein direkter indirekter Gruß an alle Kritiker.

Auf seinem Instagram-Kanal möchte er künftig greifbar sein für die Jugend aus der Gegend. Oft kommt es vor, dass ihn junge Fußballer um Rat bitten. Er wünsche sich, dass die Regionalliga „mehr vom Oberland besiedelt wird“. Der Sindelsdorfer Dominik Bacher sowie der Murnauer Lucas Stegemann (beide bei Unterhaching unter Vertrag) sind in dieser Hinsicht eine der wenigen Ausnahmen. Die ersten Reaktionen auf seine Rückkehr in die Regionalliga fielen zahlreich wie wohltuend aus. „Unglaublich viele“ meldeten sich bei ihm, auch Menschen, die er gar nicht kannte, darunter ein großer Anteil an türkisch-stämmigen Fans. Viele sicherten ihm schon jetzt ihren Stadionbesuch zu.

„Es tut mir leid um Penzberg.“

Maximilian Berwein

Sogenannte Risikospiele trägt Türkgücü im Stadion von 1860 München an der Grünwalder Straße aus. Ansonsten würde der Klub gerne in Fürstenfeldbruck antreten. Aber die Verhandlungen mit der Stadt verlaufen zäh. Aus Penzberg erhielt er ebenfalls freundliche Onlinepost. „Es tut mir leid um Penzberg“, sagt der Stürmer, zuletzt mit acht Toren in zehn Partien für den FCP. Eine „unglaublich gute Zeit“ habe er unter Trainer Martin Wagner verlebt, den er adelt als „mitunter empathischsten Trainer“, den er je erlebt habe.

Losgelöst davon beginnt am heutigen Montag die sportliche Reise mit dem Auftakttraining. Berwein gehört zu einem komplett neu zusammengestellten Kader. Einige Gesichter kennt er, mit manchen hat er schon gekickt. Jeden Tag wird trainiert, allerdings überwiegend abends. Feierabend-Fußball nennen sie dieses semiprofessionelle System, das in der Regionalliga weit verbreitet ist und Maximilian Berwein zugute kommt. Er arbeitet weiterhin im Betrieb des Vaters in Eschenlohe. „Für den Kopf ganz wichtig, dass ich mit dem Papa einen Arbeitgeber habe, der mir kurzfristig freigeben kann.“

Also Vetomacht hatte auch seine Freundin Mitsprache beim Wechsel. Ein Engagement in der Regionalliga schränkt das Privatleben ein. Sie sagte trotzdem Ja. „Das ist doppelt schön, wenn du weißt, dass du unterstützt wirst. Wir freuen uns beide.“ Ob das Thema Profifußball wieder auf die Agenda kommt, kann Berwein noch nicht sagen. Ausschließen will er nichts. Ihm geht’s bei Türkgücü um den „maximalen Erfolg in einer attraktiven Liga“ und um ein wenig Aufregung im Alltag. Er sagt: „Das habe ich ein Stück weit vermisst.“ (Andreas Mayr)

Aufrufe: 013.6.2022, 07:33 Uhr
Andreas MayrAutor