2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ziehen sie noch an einem Strang? Díe geknickten Löwen nach der 0:1-Heimniederlage gegen Viktoria Köln.
Ziehen sie noch an einem Strang? Díe geknickten Löwen nach der 0:1-Heimniederlage gegen Viktoria Köln. – Foto: Stefan Matzke / Sampics

TSV 1860: Wird’s hinten raus eng für die Löwen? Viktoria Berlin als warnendes Beispiel

Entwicklung erinnert an die Horrorsaison 2016/17

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Wie seine Vorgänger, so gönnte auch Maurizio Jacobacci den Profis des TSV 1860 einen trainingsfreien Montag. Überhaupt hält sich der Italiener bisher mit Änderungen zurück.

München – Die Taktik in seinem Einstandsspiel – marginal angepasst. Das Personal – Jacobaccis Startelf gegen Viktoria Köln hatte weder einen Signal- noch einen Überraschungseffekt (von Deichmann als Sechser abgesehen). Zum Leidwesen der Fans war auch die Körpersprache der Spieler ähnlich wie zuletzt. Und, bitter, bitter – auch die Punkteausbeute.

Traurig, aber wahr: Gegen die sechs Gegner, die 1860 beim Startrekord im Sommer zu Statisten degradierte (16 von 18 möglichen Punkten), holten die Löwen 2023 gerade mal zwei Punkte. Dresden (1:2) war das Abschiedsspiel von Michael Köllner, Oldenburg (2:2), Meppen (1:2), Verl (0:3) und Halle (0:0) gehen auf die Kappe von Sportchef Günther Gorenzel – gegen Köln am Samstag verlor Jacobacci. Rechnet man den Punkteschnitt der Rückrunde (0,33) hoch auf die Restsaison, hätte 1860 am Saisonende weniger als 40 Punkte, die 2021 und 2022 für den Klassenerhalt reichten, nicht aber in den beiden Spielzeiten zuvor. Wird’s am Ende noch eng für die Löwen? Angesichts von elf Punkten Vorsprung auf Platz 16 mag die Frage nicht allzu akut sein, doch sie könnte sich stellen, wenn die leblos wirkende Mannschaft ihr Auftreten nicht bald der neuen Realität anpasst.

TSV 1860: Erbitterter Machtkampf hinter den Kulissen

Wenig ermutigend für Jacobacci: Die richtig guten Gegner kommen erst noch. Am Samstag muss sein Team nach Duisburg, das nur eines der letzten fünf Spiele verlor. Dienstag kommt Elversberg, das den Löwen noch in ihrer guten Phase eine 4:1-Klatsche verpasst hatte. Aue zum Abschluss der Englischen Woche ist auch kein Aufbaugegner mehr wie in der Hinrunde (fünf der acht Spiele im neuen Jahr gewonnen). Und richtig hart wird es dann ab Ostern, wenn es nacheinander gegen Osnabrück, Wiesbaden, Angstgegner Bayreuth, Saarbrücken und die starken Freiburger geht.

Dass in Fankreisen bereits Parallelen zur Horrorsaison 2016/17 gezogen werden, mag übertrieben erscheinen – damals lagen die Löwen 13 Spieltage vor Schluss sieben statt elf Punkte vor der roten Zone. Einige Zutaten der Fundamentalkrise von einst stechen allerdings auch jetzt wieder ins Auge: tief verunsicherte Mannschaft, radikal verfehlte Ziele („To the top“ bzw. Aufstieg), damals wie heute wurde frühzeitig ein dritter Trainer installiert (2016/17: Runjaic, Bierofka, Pereira). Möglicherweise gibt es auch jetzt bereits Profis, die mangels Perspektive mit 1860 abgeschlossen haben. Was es unbestreitbar wieder gibt, ist schlechte Stimmung, die von beiden Gesellschafterseiten ausgeht, die sich einen erbitterten Machtkampf liefern, anstatt die Kräfte für die angeblich gemeinsamen Ziele zu bündeln.

TSV 1860: Erik Tallig verletzt sich schwer

Absturz reloaded? Leidtragender des lähmenden Ist-Zustandes ist Neulöwe Jacobacci, der vermutlich staunt, bei was für einem komplizierten Verein er da kurz nach seinem 60. Geburtstag angeheuert hat. Tapfer sagte der Italiener nach seiner Auftaktpleite gegen Köln: „Ich habe sehr viele Kenntnisse aus diesem Spiel ziehen können.“ Doch welche mögen das sein? Dass bei 1860 zu viele Spieler außer Form sind, war schon vorher bekannt (Verlaat, Lex, Vrenezi, Bär) – Jacobacci stellte sie trotzdem auf. Und nach Lage der Dinge wird er auch am Samstag in Duisburg auf das Gerüst vertrauen, das zuletzt einen Trainer nach dem anderen enttäuscht hat. Auszuklammern sind der gelbgesperrte Jesper Verlaat und der schwer am Knie verletzte Erik Tallig. Anbieten würde sich eine Verjüngungskur, doch Talente wie Niklas Lang, Marius Wörl und Devin Sür scheinen bei 1860 gerade einen schweren Stand zu haben, warum auch immer.

Auch wenn es noch lange hin ist bis zum Finale am 27. Mai, sollte sich 1860 Viktoria Berlin als warnendes Beispiel in Erinnerung rufen. Auch die Berliner grüßten voriges Jahr nach neun Spieltagen von der Tabellenspitze – am Ende stiegen sie ab, obwohl sie in der Rückrunde noch vier Siege schafften. Deutlich mehr, als man den Löwen in der momentanen Verfassung zutrauen würde. (ulk)

Aufrufe: 07.3.2023, 07:05 Uhr
Uli KellnerAutor