TSV 1860 will in Lübeck nachlegen – Fragezeichen hinter Schröter-Einsatz

München – Unzählige Glückwünsche habe er empfangen, berichtete Argirios Giannikis zwei Tage nach dem Sieg gegen Duisburg. Die ganze Wucht des TSV 1860 München – der neue Trainer spürte sie am Samstag zunächst im Grünwalder Stadion, später dann auch im Nachrichtenspeicher seines Smartphones. Und wie hat er selber seinen furiosen Einstand gefeiert? Jedenfalls nicht beim Griechen, antwortete Giannikis lächelnd auf eine mit dem Klischee spielende Frage.

„Man darf nicht vergessen“, klärte der gebürtige Nürnberger auf: „Ich habe auch die deutsche Staatsbürgerschaft. So gesehen hätte ich auch zum Deutschen gehen können.“

TSV 1860 München gastiert in Lübeck

Tat er aber nicht, nur in der 60er-Alm gönnte er sich noch ein, zwei Getränke. Schließlich steht schon am Dienstagabend die zweite Aufgabe seiner fordernden Premierenwoche an. Es geht nach Lübeck, zum nächsten direkten Konkurrenten im Abstiegskampf (19 Uhr). Mittags mit dem Charterflieger hin, eineinhalb Stunden nach dem Abpfiff ebenso komfortabel zurück. Die Erwartungshaltung des Trainers, der zuletzt bei AEK Athen sogar drei Spiele zum Einstand gewonnen hatte (3:0 gegen Atromitos Athen, 3:1 in Volos, 2:1 gegen Aris Saloniki): „Natürlich bringt der Sieg gegen Duisburg Vertrauen und Sicherheit. Wir können das aber richtig einordnen. Ich habe das Gefühl, dass deswegen noch keiner durchdreht. Ich bin froh, dass die Mannschaft die Inhalte so gut umsetzen konnte. Wir sehen es aber als ersten Schritt, und schon am Dienstag in Lübeck werden ganz andere Sachen auf uns zukommen.“

Zum Beispiel treffen die Löwen auf einen Gegner, der ebenfalls ein Erfolgserlebnis im Rücken hat. Das erste Spiel des neuen Jahres gegen ein aufgerüstetes Team von Waldhof Mannheim gewannen die lange hinten liegenden Nordlichter durch Willenskraft und zwei späte Tore von Robin Velasco mit 2:1. Giannikis stellt sich auf maximal widrige Bedingungen in der VfB-Festung an der Lohmühle ein: „Enges Stadion, Flutlicht, Windverhältnisse, die da oben etwas rauer wehen. Die haben ihr Spiel gegen Mannheim gedreht, glauben immer an ihre Möglichkeiten. Lübeck spielt geradlinig nach vorne, giftig, hat auch gute Standards. Da müssen wir uns drauf einstellen.“

Mörris Schröter wohl fit für Lübeck-Spiel

Gut für Giannikis: Morris Schröter, gegen Duisburg als „Man of the match“ gefeiert, wird wohl spielen können, obwohl er am Samstag vorzeitig wegen seiner anfälligen Sprinterbeine vom Feld musste. „Morris hat gemerkt, dass sein muskulärer Bereich so’n bisschen zumacht“, beschrieb der Coach die Schwachstelle seines gefährlichsten Angreifers: „Wir wollten kein Risiko eingehen. Ich glaube aber, dass wir ihn rechtzeitig rausgeholt haben und er für Lübeck in Frage kommt.“ Generell hat Giannikis nicht vor, das gegen Duisburg siegreiche Team zu verändern. „Final will ich noch das Training abwarten”, sagte er vor der Nachmittagseinheit, „aber wenn etwas funktioniert hat, dann behält man das auch gerne bei.“

Bis zu 800 Löwen-Fans wollen die Reise in den hohen Norden mitmachen – vorausgesetzt, die Deutsche Bahn mit ihren streikenden Lokführern spielt mit. Der Giannikis-Effekt? Intern geht man bei 1860 davon aus, dass noch sieben Siege zum Klassenerhalt fehlen – und dass es der neue Trainer im Kreuz hat, schnell für entspanntere Zeiten zu sorgen. Die letzte Neun-Punkte-Woche feierten die Löwen übrigens vor zwei Jahren: mit Siegen gegen Zwickau, Lautern und Verl. Tritt dieser Fall erneut ein, könnte es eng werden in Giannikis’ Nachrichtenspeicher. (Uli Kellner)