2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Schiedsrichter Björn Friedsch spricht über seine Karriere als Schiedsrichter.
Schiedsrichter Björn Friedsch spricht über seine Karriere als Schiedsrichter. – Foto: Christian Küch

Deshalb ist Björn Friedsch kein VSA-Schiedsrichter mehr

Der Referee kann auf viele Jahre in den höchsten Hamburger Amateurklassen zurückblicken

Vor 23 Jahren machte Björn Friedsch seinen Schiedsrichterschein. Seit 13 1/2 Jahren leitet der Referee für den VSA (Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss) Spiele in den höchsten Hamburger Amateurklassen. Doch zumindest damit ist nun Schluss. Am vergangenen Freitag wurde der 36-Jährige an der Hoheluft, vor der Oberliga-Partie zwischen dem SC Victoria Hamburg und Concordia Hamburg (Ergebnis 2:1), als VSA-Schiedsrichter verabschiedet. Damit verlieren die Regional-, Ober- und Landesligisten einen sehr kompetenten Referee. Grund genug, um uns mal mit Björn Friedsch über seine Schiedsrichter-Laufbahn und über die Hintergründe des Ausscheidens zu unterhalten.

Im Jahr 2008 begann alles mit dem SC Victoria, der damals beim VfL 93 auswärts mit 4:0 siegte, und es endete nun beim SC Victoria. Doch, dass es am 28. November 2008, überhaupt dazu kam, dass Björn Friedsch sein erstes Oberligaspiel leitete, war einem Zufall geschuldet. Denn ursprünglich war der heutige Familien-Papa damals als Assistent angesetzt. Doch da sich der eigentliche Schiedsrichter verletzte, durfte Björn Friedsch das Duell dann leiten. Dabei muss er sich gut angestellt haben. Denn nur ein Jahr später war er als Unparteiischer fest in Hamburgs höchster Amateurklasse angekommen.

Die Verabschiedung von Björn Friedsch im Stadion Hoheluft.
Die Verabschiedung von Björn Friedsch im Stadion Hoheluft. – Foto: Christian Küch


FuPa: Hi Björn, danke, dass du dich zu deinem Abschied als VSA-Schiedsrichter unseren Fragen stellst.
Friedsch: Hi. Na klar. Ich finde es mega gut, dass die Schiedsrichterei bei euch auch ein bisschen Beachtung findet. Zum einen ist das eine Art von Anerkennung für uns und zum anderen können die Leute dann auch mal ein bisschen was darüber erfahren.

FuPa: Du wurdest am Freitag als VSA-Schiedsrichter verabschiedet. Was bedeutet das nun genau?
Friedsch: Das bedeutet, dass ich in Zukunft für die höchsten Hamburger Spielklassen und alles was darüber hinaus ist, nicht mehr als Schiedsrichter auflaufen werde.

FuPa: Aber trotzdem wird man dich noch das ein oder andere Mal auf anderen Plätzen begrüßen dürfen?
Friedsch: Zukünftig werde ich als Schiedsrichter-Beobachter in den höchsten Klassen versuchen, junge Unparteiische weiterzuentwickeln. Und als Assistent wird man mich dann noch bei dem ein oder anderen Ober- oder Landesligaspiel an der Seite mit der Fahne winken sehen. Als Schiedsrichter freue ich mich auf leistungsbezogenen Alte Herren – und Senioren-Fußball.

FuPa: Nun bist du noch nicht so alt, dass du zwingend als VSA-Schiedsrichter aufhören müsstest. Was hat dich dazu bewogen, davon nun Abschied zu nehmen?
Friedsch: Ich habe viele schöne Jahre in der Regional- und Oberliga verbracht. Aber die Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren häufig wiederholt. Es gab wenig Neues. Außerdem bin ich seit einem halben Jahr Vater und ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen.

FuPa: Wie geht es dir nun damit, den besagten Schlussstrich gezogen zu haben?
Friedsch: Ich fühle mich sehr gut. Wichtig war für mich auch, dass es zum Abschluss noch eine sehr schöne, komplette Saison gab. Ich fand es eine runde Sache, jetzt nach einer ganzen Saison aufzuhören und nicht in der Corona-Pause still und lautlos abzutreten. Ich habe noch mal jedes Spiel genossen und am Freitag im Stadion Hoheluft vor einer tollen Kulisse einen würdigen Rahmen für meine Abschied gefunden.

Björn Friedsch in Aktion.
Björn Friedsch in Aktion. – Foto: Christian Küch


FuPa: Was nimmst du für dich aus deiner Zeit als Schiedsrichter mit?
Friedsch: Vor allem finde ich, dass die Schiedsrichterei ein Hobby ist, das total die Persönlichkeitsbildung voranbringt. Man gewinnt viele persönliche Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, der Umgang mit Stress, die sportlichen Herausforderungen, die Teamarbeit aber auch vor allen Dingen die Geselligkeit mit dem Schiedsrichterteam vor und nach dem Spiel. Das sind tolle Momente gewesen, wobei ich auch viele Freunde für`s Leben gewonnen habe.

FuPa: Woran denkst du, wenn du auf deine Schiedsrichter-Karriere zurückblickst?
Friesch: Dann denke ich so ein bisschen an das Aufstiegs-System. Wenn du ein ganzes Jahr lang gut gepfiffen hast, wirst du auch aufsteigen. Es kann aber auch sein, dass du Rückschläge erleiden musst. Zum Beispiel wenn du ein ganzes Jahr lang gute Auftritte hattest aber dann in einem entscheidenden Spiel eine entscheidende Szene falsch bewertest. Dann kann die ganze Arbeit für eine Saison nicht mit einem Aufstieg belohnt werden. Den meisten Stress haben die Schiedsrichter gar nicht durch die Spieler, Trainer oder Zuschauer. Das gehört zwar auch dazu, aber den meisten Stress machen sich die Schiedsrichter tatsächlich selbst. Und zwar mit ihrer eigenen Erwartungshaltung und ihrem Ehrgeiz.

FuPa: Ist dir als Referee mal etwas ganz Besonderes passiert?
Friedsch: Zum Glück ist mir nie etwas ganz Besonderes passiert. Denn im Schiedsrichter-Kontext ist das ja meistens entweder mit einer schlechten Entscheidung oder mit negativen Momenten wie Ausschreitungen oder Ähnliches verbunden. Das ist mir zum Glück nie passiert. Ich habe auch nie sehen müssen, dass sich ein Spieler mal ganz unglücklich verletzt hat. Für mich war die Gesamtheit der brisanten Spiele, die ich in meiner Karriere pfeifen durfte, etwas ganz Besonderes. Also Aufstiegsspiele zur Regionalliga oder zur Oberliga. Da ist dann jede Minute besonders, weil man die ganze Zeit extrem im Fokus ist, da diese Partien über den Aufstieg entscheiden. Dazu kamen dann auch noch viele Pokalspiele. Auch Halbfinale oder das Endspiel 2020 in dem ich als Assistent mit dabei sein durfte.

FuPa: Das sind sicherlich Momente, die du nie vergessen wirst. Liegt dir denn noch etwas am Herzen, was du noch gerne noch loswerden möchtest?
Friedsch: Dann möchte ich an dieser Stelle gerne noch mal dafür plädieren, dass Schiedsrichter, Trainer und Spieler nach Spielende wieder häufiger zusammenfinden. Um zusammen auch das Spiel noch mal Revue passieren zu lassen. Das war früher häufiger. Diesen Austausch fand ich immer total super und sinnig. Ich habe den Eindruck, dass das in den letzten Jahren leider massiv abgenommen hat. Auch schon vor Corona. Das ist so eine Sache, die ich mir wünschen würde, dass sowas wieder mehr gelebt wird. Dass sich die Schiedsrichter, Trainer, Spieler und Offizielle nach einer Partie bei einem Getränk wieder in die Augen schauen können. So ein Austausch schafft viel Verständnis und fördert die Zusammenarbeit bei weiteren Spielen.

FuPa: Ein schöner Gedanke. Und nun wünschen wir dir und deiner Familie noch alles Gute für eure Zukunft. Und sportlich gesehen, wünschen wir dir noch ganz viel Freude auf den Plätzen unserer schönen Hansestadt. Danke für das tolle Interview.

Aufrufe: 016.5.2022, 11:01 Uhr
Mathias ReßAutor