Meisterbrief: Walsdorfs super Saison ohne Superstar

Nach 0:6-Packung zum Höhenflug angesetzt: Drei Siege und zwei Unentschieden hatten die SVW-Fußballer bis dahin auf ihrem Konto. Und nun das – 0:6! In Worten: Sechs Gegentreffer kassierten die Walsdorfer an diesem Sonntag im Topspiel. „Es war das, was man eine Packung nennt“, erinnert sich Oliver Schöneck nur ungern zurück. Doch dieses halbe Dutzend Gegentore im SVW-Tor verfehlte seine Wirkung nicht. „Diese Pleite war im Nachhinein die Initialzündung auf dem Weg zur Meisterschaft“, ist sich Schöneck sicher. „Die Stimmung war danach zwar am Boden, aber wir steckten den Kopf nicht in den Sand.“ Stattdessen ging ein „Jetzt-erst-Recht“ durch die Mannschaft, das System wurde etwas umgestellt und schon lief es wie am Schnürchen.

Titelgewinn zum 100-Jährigen

Die elf Siege danach waren dann die Grundlage zum Titelgewinn passend zum 100-Jährigen des Vereins. Insgesamt gab es in der Folge nur noch eine einzige Niederlage. Am 28. April verloren die Walsdorfer in Heftrich mit 0:1, noch eine Woche zuvor hatte man beim SG Orlen mit 2:1 gewonnen. Für SVW-Torhütertrainer Christian Freyer der letzte Schlüssel auf dem Weg zur Meisterschaft. „Orlen war uns technisch überlegen, wir haben aber dagegen gehalten.“ Und gegen die Tormaschine aus Taunusstein, die in der gesamten Saison 141 Treffer erzielte, nur ein Gegentor zugelassen.

Beste Defensive der Liga ein Garant: Womit wir bei der großen Stärke des SV Walsdorf wären. Mit lediglich 30 Gegentoren in 36 Spielen stellten die Idsteiner Vorstädter die beste Defensive der Liga. Beton aus Walsdorf, das war in dieser Saison en vogue in der Kreisoberliga Rheingau Taunus. „Unsere Defensive war herausragend“, lobt denn auch Oliver Schöneck. Wobei für ihn die Abwehr schon ganz vorne in der Offensive beginnt. „Dadurch haben wir auch die engen Spiele gewonnen.“

Bleiben wir bei Oliver Schöneck. Für Christian Freyer ist der 53-jährige Key-Account-Manager der Vater des Erfolges. „Er ging immer voran und hat uns super eingestellt.“ Dazu hätte die Mannschaft einfach „die Saison ihres Lebens“ gespielt. „Wir haben keinen Superstar in unseren Reihen“, ist das Produkt „Mannschaft“ für Freyer der Schlüssel zum Erfolg. Das zeige sich vor allem in der hohen Trainingsbeteiligung. Selbst das intensive Dehnen, das einmal in der Woche auf dem Programm stand, nahm die Mannschaft klaglos hin. „Dazu“, so Freyer, „wurden wir natürlich auch oft unterschätzt.“ Zumal eigentlich auch nur Platz fünf das Saisonziel war.

Schöneck künftig Sportlicher Leiter: Christian Freyer ist mit 35 Jahren so etwas wie die gute Seele in der Mannschaft, Ersatztorwart und Mann für alle Fälle, der auch im Spielausschuss mitwirkt. Den Abschluss-Trip der Mannschaft in der letzten Woche nach Mallorca tat sich Freyer, wie auch Oliver Schöneck, nicht an. „Das ist nichts mehr für mich. Die Jungen sollen dort ruhig feiern.“

Denn das Abenteuer Gruppenliga, in das sich die SVW-Kicker nun stürzen, wird herausfordernd genug. Oliver Schöneck wird dann allerdings – wie bereits gemeldet – nicht mehr auf der Kommandobrücke ganz oben stehen. „Ich höre auf, wenn es am schönsten ist“, sagt er. Recht hat er. Statt als Trainer wird er nun als Sportlicher Leiter fungieren. Stattdessen wird der bisherige Co-Trainer Sven Ott gemeinsam mit Kaderspieler Lukas Ernst das Coaching übernehmen.

Gruppenliga für Aufsteiger „richtiges Brett“: Dass in der Gruppenliga ein anderer Wind weht, weiß Schöneck natürlich. „Tempo und Qualität der Spieler sind dort viel höher.“ Was noch schlimmer ist: Von den 18 Mannschaften können dort bis zu sechs absteigen. „Das ist ein richtiges Brett für einen Aufsteiger“, findet Schöneck. Doch Bangemachen gilt nicht. „Wir werden weiter versuchen, über Teamgeist und Kameradschaft erfolgreich zu sein“, erläutert Schöneck, der natürlich auch den Kader personell ergänzen möchte. Mit Mario de Oliveira Neto und Luca Giordano (beide TV Idstein) sind zwei Neue fix. Ganz besonders freut man sich natürlich auf die beiden Duelle mit dem Nachbarn TSG Wörsdorf. Und vielleicht gibt es ja auch in der neuen Saison ein Datum, an das man sich im SVW-Lager ganz besonders erinnern wird.

Meisterkader, Tor: Messi Azar 30 Spiele/6 Tore/ 28 Jahre/Disponent; Christian Freyer 1/0/ 35/ Verwaltungsfachangestellter, Theo Wedel 0/0/ 22/Student, Patrik Schleginski 2/0/32/Einzelhandelskaufmann. – Feldspieler: Alexander Mohr 27/2/23/Ingenieur, Elias Ott 17/ 0/19/Auszubildender, Sven Ott 32/2/30/Consulter, Philip Engering 33/2/21/Student, Jan-Oliver Koos 8/0/20/Student, Jonas Lehmann 32/1/23/ Student, Simon Drewes /30 Spiele /3 Tore /22 Jahre /Student, Oliver Scheidt 4/0/31/Facility Manager, Dominik Scheid 2/1/32/Chemiker, Paul Neumann 29/13/21/Auszubildender, Michael Hanzel 28/6/19/Fluglotse, Yasin Aslan 14/0/31/ Software-Entwickler, Lukas Ernst 32/5/29/Ingenieur, Timo Azar 18/1/19/Einzelhandelskaufmann, Tjark Bell 23/2/20/Student, Florian Maniera 10/3/21/Vermögensberater, Philipp Belz 1/ 0/31/Beamter, Philipp Borchwaldt 2/0/27/ im Vertrieb beschäftigt, Louis Herber 28/12/ 21/Student, Niklas Ernstberger 32/26/30/Student, Marcus Zapp 28/10/29/Broker, Sebastian Schmerling 1/0/37/Dachdecker, Yannik Altpeter 1/0/30/Forstwirt, Oliver Schöneck 1/0/53/im Vertrieb beschäftigt.