2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die neun Freunde waren bei einem Heimspiel des TSV Buchbach
Die neun Freunde waren bei einem Heimspiel des TSV Buchbach – Foto: privat

Spanferkel, Geschenke und Bier auf dem Platz: Wie neun Berliner ihr Herz an Buchbach verloren

Aus Schnapsidee wird Liebe

Fußball vereint Menschen überall auf der Welt. Eine Freundesgruppe aus Berlin feierte einen Junggesellenabschied in Buchbach – wegen eines Nachnamens.

Berlin/Buchbach – Normalerweise ist man Fan einer Mannschaft, weil man aus der gleichen Region kommt, die Eltern den Verein unterstützt haben, einem die Art, wie der Klub Fußball spielt, gefällt oder ähnlichem. Bei Torsten „Torte“ Buchbach war das ein wenig anders – der Berliner googelte einfach mal seinen Namen, fand den Verein und entschied sich prompt dazu, Fan des bayerischen Regionalligisten zu werden. Seine Freunde, die er „schon ewig kennt“ überzeugte er auch schnell und schon entstand in Berlin ein kleiner Fanklub für den TSV Buchbach.

Aus der anfänglich noch lustig gemeinten Idee wurde schnell eine ernste Sache, die ihren Höhepunkt im September 2018 fand. „Torte“ Buchbach heiratete Ende Oktober, seine acht Freunde organisierten für ihn als Junggesellenabschied eine Reise nach Bayern – zu einem Heimspiel des TSV Buchbach. Im Vorhinein war die Anreise der Berliner mit dem damaligen Vorsitzenden des Fördervereins Erwin Bierofka – Onkel des Ex-DFB-Nationalspielers Daniel Bierofka – abgestimmt worden.

Torsten „Torte“ Buchbach wurde für seinen Junggesellenabschied als König verkleidet.
Torsten „Torte“ Buchbach wurde für seinen Junggesellenabschied als König verkleidet. – Foto: privat

Überraschung für den Junggesellen: „Torte“ Buchbach erfuhr erst vor Ort, wo es hingeht

Der Regionalligist empfing die Freundesgruppe mit offenen Armen, verteilte sofort Geschenke (Trikots, Fanschals, Karten auf der Haupttribüne). Alex, einer der Freunde, sagt über den Verein: „Die Chemie hat schon bei der Planung der Reise sofort gestimmt, wir waren auf einer Wellenlänge. Dann hat die Geschichte einfach ihren Lauf genommen.“ Torsten wusste die gesamte Hinfahrt nicht, wo es hingeht und freute sich dann umso mehr, als er in königlicher Montur erfuhr, dass er ein Spiel seines neuen Herzensvereins live im Stadion sehen darf.

Gastfreundschaft des TSV Buchbach: Schals, Trikots und Karten gab´s gratis für die Besucher aus Berlin
Gastfreundschaft des TSV Buchbach: Schals, Trikots und Karten gab´s gratis für die Besucher aus Berlin – Foto: privat

Die Jungs waren begeistert und schwärmen bis heute von dem Treffen mit den Verantwortlichen kurz vor dem Spiel. Hannes sagt über die Ankunft in Buchbach: „Das war einfach der Wahnsinn. So eine Gastfreundschaft hab‘ ich in meinem Leben noch nicht erlebt. Wir wurden mit offenen Armen empfangen, als würde man alte Freunde wiedersehen. Als wäre es unsere zweite Heimat, seitdem hat der TSV Buchbach einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.“

Während dem Spiel sorgten die neun Freunde, die bis auf Junggeselle Torsten – er unterstützt Hertha BSC – alle Fans des 1. FC Union Berlin sind, für Stimmung und pushten die Kicker des TSV Buchbach bei jeder Aktion. Das Spiel ging letztendlich 3:2 für den VfB Eichstätt aus, der Ausflug war für die Freundesgruppe trotzdem ein voller Erfolg. Alex erinnert sich immer noch an das Spiel, als wäre es gestern: „Wir hatten 90 Minuten lang Spaß, es war eines der witzigsten Erlebnisse für mich. Meine Lieblingsszene war allerdings nach dem Spiel, als Micha – unser Taktikfuchs – nach dem Spiel mit 25 leeren Bierbechern auf dem Feld stand und den Spielern die taktischen Fehler erklären wollte. Seitdem heißt er bei uns Becher-Micha.“

Feiern mit den Einheimischen: Die Jungs wurden zum Spanferkelessen eingeladen

Der Besuch der Gruppe aus Berlin war für den Regionalligisten der Anlass für ein Spanferkelessen nach dem Spiel, das der TSV Buchbach manchmal nach Heimspielen veranstaltet. Zusammen mit den Einheimischen feierten die Berliner bis spät in die Nacht hinein, grölten Fangesänge und zogen mit Flaggen durch die Straßen. Für Hannes war das „Fußballromantik, wie man sie sich vorstellt. Sowas haben wir noch nie gehabt. Am Ende ist es nur Fußball, aber die Liebe zum Sport vereint uns alle.“ Alex fügt an: „Auch wenn du nur ein kleiner Verein in der Regionalliga in Bayern bist, kannst du die richtigen Menschen zusammenbringen. Auch über die Grenzen des Dorfs oder sogar des Bundeslandes.“

Nach dem Spiel waren die Jungs noch beim Spanferkelessen mit den einheimischen Fans
Nach dem Spiel waren die Jungs noch beim Spanferkelessen mit den einheimischen Fans – Foto: privat

Die Liebe zum Verein war für die neun Freunde „nicht nach einer Schnapsidee am Stammtisch und einem lustigen Abend vorbei. Nach dem Besuch war uns klar, dass das eine Zukunft hat. Wir haben alle ein Stück Herz in Buchbach gelassen.“ Einen zweiten Besuch gab es noch nicht, die Corona-Pandemie machte bis jetzt einen Strich durch die Pläne der Freundesgruppe. Trotzdem unterstützten sie den TSV von der Ferne durch Verfolgen der Ergebnisse, Bilder auf Social Media und stetigem Kontakt zu den Verantwortlichen des Regionalligisten. Auch finanziell unterstützen sie den TSV Buchbach mit dem Online-Kauf von Gutscheinen für Stadionbratwürste: „Wir haben davon jetzt eine Menge daheim rumliegen – allein deswegen müssen wir nochmal runterfahren. Nein, im Ernst: Der Verein war durch die Pandemie ja auch betroffen, da wollten wir einfach ein bisschen helfen.“

Auf die Frage, wen die Jungs bei einem Spiel zwischen dem TSV Buchbach und dem 1. FC Union Berlin unterstützen würden, antwortet Alex: „Ganz schwierig. Am besten ein schönes 4:4. Am Ende liegen sich beide Mannschaften in den Armen, mit einem Spanferkel und einem Augustiner.“ Dieser Wunsch bleibt wohl erstmal ein Traum, aber ein weiterer Besuch der „zweiten Heimat“ ist wohl sicher. (Thomas Jank)

Aufrufe: 030.12.2022, 12:51 Uhr
Thomas JankAutor