2024-05-08T14:46:11.570Z

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Traumhafte Saison: A-Liga-Titel, Kreispokalsieg, Hessenpokaleinzug und die Aussicht auf die neue Anlage mit Kunstrasen und Flutlicht – der Jubel im Germania-Lager kennt keine Grenzen.  	Foto: rscp/Corinna Beck
Traumhafte Saison: A-Liga-Titel, Kreispokalsieg, Hessenpokaleinzug und die Aussicht auf die neue Anlage mit Kunstrasen und Flutlicht – der Jubel im Germania-Lager kennt keine Grenzen. Foto: rscp/Corinna Beck

Meisterbrief: Germania wie im Fußball-Rausch

Mit A-Liga-Titel und Kreispokalsieg erleben die Waldsträßer „unvergessliche Saison“ +++ Trainer-Duo hat großen Anteil

Wiesbaden. Wenn der Kapitän einer Fußballmannschaft die Stimmung in der Kabine nach einem 1:1 gegen den Tabellenzweiten und bei bereits feststehender Meisterschaft als „sehr gedrückt“ wahrnimmt, sagt das alles über die bisherige Saison und das Selbstverständnis dieses Teams aus. So beschrieben von Edis Sikiric nach dem Unentschieden seiner SG Germania Wiesbaden am 31. Mai gegen Verfolger FV Delkenheim. Die Punkteteilung gegen eine Delkenheimer Mannschaft, die wohlgemerkt eine überragende Saison spielt und sich absolut verdient für die Relegation zum Kreisoberligaaufstieg qualifiziert hat, war der erste Punktverlust des amtierenden A-Liga-Meisters in der bisherigen Spielzeit. Eine unfassbare Bilanz, die mit genauerer Betrachtung des Traditionsvereins, der 2018 in die B-Liga abgerutscht war, allerdings nur bedingt überrascht.

Mit Ausnahmespielern wie Ilias Amallah, Nabil Morchid oder auch Schambel Getnet im generell sehr gut bestückten Kader, war der Aufstieg quasi eine Pflichtaufgabe. Weshalb die Germania von Beginn an nur wenig Sympathien der Konkurrenz auf sich vereinte, dazu kamen Spielabsagen von Gegnern. „Sowohl für die Kritik als auch für die Spielabsagen habe ich kein Verständnis. Keiner der Vereine würde unsere Spieler nicht nehmen. Greuther Fürth sagte ja auch nicht einfach, dass sie nicht gegen Bayern spielen, weil sie lieber ein 0:3 nehmen, statt sich abschießen zu lassen. Das ist für mich Wettbewerbsverzerrung und gehört vom Verband stärker bestraft“, ärgert sich der Vorsitzende Vassily Anagnostakis.

"Wird niemanden ärgern, dass wir aus der A-Liga raus sind"

„Ich denke, dass wir aus der A-Liga raus sind, wird niemanden ärgern“, gibt Alexander Kopp zu, der mit Michel Badal das Aufstiegstrainerduo bildet. Auch Badal und Kopp, die ein perfekt eingespieltes Team bilden, predigten von Beginn an den Pflichtcharakter des Aufstiegs. Trotz aller qualitativer Überlegenheit waren beide überrascht, wie ihre Schützlinge den Titel letztlich klarmachten. Bislang 35 Siege aus 36 Spielen bei einem Torverhältnis von 203:29 und 106 Punkten stehen für sich. „Dass wir uns in einen solchen Rausch spielen würden, war einfach nicht zu erwarten. Im September 2021 hatten wir in einem Monat acht Spiele und mit dem FSV Wiesbaden, Delkenheim und Sonnenbergs Reserve die direkte Konkurrenz vor der Brust. Wir haben den ganzen Monat über genau einmal trainiert, weil einfach keine Zeit war und ich dachte, jetzt sind wir fällig. Aber wir haben selbst diese Phase ohne Punktverlust gemeistert“, blickt Kopp zurück.

Faszinierendes Pokalfinale die Krönung der Spielzeit

Der erfahrene Edis Sikiric, der nächste Saison als Co-Trainer mit anpackt, weiß dabei um die besondere Aufgabe des Trainer-Duos: „Es reicht nie, dass man einfach nur überragende Fußballer im Kader hat. Gerade wenn die Jungs in der Liga in manchen Spielen unterfordert sind. Eine zentrale Aufgabe der beiden war es daher, die Jungs gewissermaßen bei Laune zu halten und allen auch ihre Spielzeit zu schenken, um die Spannung so hochzuhalten. Das haben die Trainer klasse hinbekommen.“

In einen Rausch spielte sich die Germania auch im Kreispokal und zeigte in einigen Spielen, in welcher Klasse sie bereits jetzt qualitativ einzuordnen wäre. Gruppenligist Kastel 06 wurde bezwungen und im Halbfinale gegen Verbandsligist SV Niedernhausen gelang der große Coup, um in einem spektakulären Finale gegen den Türkischen SV mit dem 6:4-Pokalsieg ganz Wiesbaden zu begeistern. „Solche Spiele wie gegen Niedernhausen und den TSV habe ich noch nie erlebt, das wirst du nie vergessen als Fußballer“, sagt Sikiric, der in beiden Spielen traf.

Potenziell schon auf Augenhöhe mit Verbandsligisten

Dass die Germania potenziell schon mit Verbandsligisten mithalten kann, lässt nur erahnen, wo das Waldstraßen-Projekt einmal landen könnte. Konkrete langfristige Ziele hat man sich allerdings nicht ans Bein gebunden, wie Anagnostakis berichtet: „Es ist nicht so, dass wir uns ein bestimmtes Ligaziel bis zu einem bestimmten Jahr gesetzt haben. Wir gehen das Schritt für Schritt an und wollen erst einmal in der Kreisoberliga oben mitspielen.“ Dabei wird es wieder auf die vielen Helferinnen und Helfer rund ums Team ankommen. „Wir können uns bei den ganzen Helfern und Unterstützern, die diese unvergessliche Saison mit uns erlebt haben, nicht genug bedanken. Beispielhaft sind da unser Kassierer Peter Scharmann und Jugendleiter Martin Fraund zu nennen, die Woche für Woche Unglaubliches leisten“, betont Anagnostakis.

Der Meisterkader: Marcel Scheen (27 Jahre/20 Einsätze/1 Tor), Alexander Zeeb (33/5/0), Houdaifa Lamsamri (24/2/0), Klaus Badal (31/28/14), Maqsud Ahmadi (23/27/6), Edis Sikiric (37/26/20), Luigi Riggio (25/26/4), Schambel Getnet (36/26/33), Koray Asil (27/25/14), Mohamed Tajjiou (26/25/1), Koray Münch (21/22/3), Mohamed Laamimachi (25/22/3), Nabil Morchid (28/22/34), Abdallah Benmessaoud (26/21/5), Ilias Amallah (27/21/30), Hüseyin Asil (21/20/2), Bruno Witschurke (21/14/5), Nahir Sawmi (23/9/1), Christian Muschalik (26/7/0), Daniel Krause (34/6/1), Almir Podhumljak (30/5/2), Michel Badal (36/3/0), Georgios Baos (24/1/0), Samih Sabbar (19/1/0).



Aufrufe: 022.6.2022, 06:00 Uhr
Alexander KnittelAutor