2024-06-14T14:12:32.331Z

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Ratingen mit großen Problemen gegen Straelen.
Ratingen mit großen Problemen gegen Straelen. – Foto: Patrik Otte

Sehr schmeichelhafter Punkt für 04/19

Gegen den SV Straelen ist der Ratinger Oberligist das deutlich unterlegene Team, die Gäste lassen aber etliche Torchancen liegen. Trainer Martin Hasenpflug ist mit dem Auftritt seiner Mannschaft überhaupt nicht zufrieden.

Eine gute Nachricht gab es am Freitagabend im Ratinger Stadion: Simon Busch war trotz seiner schweren Knieverletzung zum Spiel der Oberliga zwischen 04/19 und dem SV Straelen gekommen.

Am Morgen war er aus dem Krankenhaus entlassen worden, am Abend saß er neben seiner Freundin auf der Tribüne am Spielfeldrand, beide wurden in der Halbzeit von Buschs Vater abgeholt – länger war der Ausflug für den 23-Jährigen nach dem Horrorunfall bei der Partie am Sonntag zuvor beim 1. FC Kleve noch nicht möglich.

Straelener Chancenwucher

So hatte der Rechtsverteidiger aber schon alle Tore gesehen, denn die Partie endete 1:1 (1:1) – ein Ergebnis, das dem SV Straelen sehr bekannt ist: Alle drei Liga-Begegnungen in dieser Saison hatten dieses Resultat. In Ratingen mussten sich die Gäste aber sehr darüber ärgern. Angesichts der Chancen, die sie vergaben, lag ihr Trainer Sunay Acar später sicher nicht falsch, als er sagte: „Wenn das hier 8:2 oder 9:2 ausgeht, muss sich keiner beschweren.“

Zwar hatte 04/19 den ersten Abschluss verbucht, als Tim Klefisch abzog und Straelens Torwart Leon Schübel parierte (9. Minute), doch Zählbares brachten kurz darauf die Gäste zustande: Ratingens Innenverteidiger Mike Koenders war an der Schnittstelle zwischen Mittellinie und linker Außenbahn unterwegs, sein Team leistete sich aber einen Ballverlust, Straelen schickte Jeremy Aydogan tief, und der vollendete per Lupfer über den herausgeeilten 04/19-Keeper Luca Fenzl zum 1:0 der Gäste (13.). „Wir machen die Fehler, und die nutzen sie aus“, ärgerte sich der Torwart und beschrieb seine Sicht auf den Gegentreffer: „Wenn ich so hoch stehe, fange ich 100 Bälle ab, aber einer kommt mal durch, und dann legt der Gegner den diesmal rein.“

Die schnelle Antwort der Platzherren ließ Yassin Merzagua aus, die alleinige Ratinger Sturmspitze schob den Ball frei am langen Pfosten vorbei (16.). Und dann spielte fast nur noch Straelen, das insgesamt körperlich klar überlegen, griffiger, robuster und in Teilen auch lauffreudiger war. Pedro Cejas vernaschte Koenders, der den Stürmer aber noch bei seinem Abschluss so sehr störte, dass er verzog (25.). Dann schoss Takumi Yanagisawa nach Hacken-Ablage von Cejas aus zwölf Metern links am Tor vorbei (28.), dann drängte Fenzl Cejas noch so weit im Strafraum ab, dass er die Situation klären konnte (35.). Dann unterlief dem Keeper allerdings auch ein wilder Pass, den Philipp Baum unkontrolliert an den Kopf bekam, sodass in der Folge Phil Spillmann, der die Kapitänsbinde des zunächst auf der Bank sitzenden Erkan Ari trug, gemeinsam mit Fenzl gegen den Ex-Ratinger Tom Hirsch eingreifen musste (38.).

So hing ein Tor in der Luft, und es fiel auch eines – allerdings auf der anderen Seite. Ali Hassan Hammoud, zehn Minuten zuvor für den erneut nichtüberzeugenden Georgios Touloupis ins linke Mittelfeld eingewechselt, wurde von Moses Lamidi butterweich bedient und drosch den Ball mit dem ersten Kontakt ins Netz zum 1:1 (45.).

Keeper im Fokus

Wer nun dachte, dieser Treffer brächte den Ratingern psychologische Vor- und den Straelenern Nachteile, sah sich getäuscht. Stattdessen rückte Fenzl immer mehr in den Fokus. Erst wehrte er einen Kopfball von Cejas mit der Hand im rechten unteren Eck ab (55.), dann parierte er auch beim Durchbruch des Stürmers (60.). 04/19-Trainer Martin Hasenpflug hatte dazwischen bereits zum zweiten Mal gewechselt und den diesmal indisponierten Koenders erlöst. Für ihn kam Emre Demircan, der sich im offensiven Mittelfeld einsortierte, Lamidi ging ins defensive, Daniel Nesseler von dort in die Innenverteidigung.

Doch besser wurde es nicht, stattdessen wäre Demircan fast ein Eigentor unterlaufen, als er einen Straelener Freistoß mit dem Kopf verlängerte und Fenzl zu einer Glanzparade zwang (69.). Die folgende Ecke kam über den Kopfball von Kenan Hreljic aus kurzer Distanz aufs Tor, doch erneut war der 04/19-Keeper zur Stelle (70.). „Da habe ich dann auch Glück und stehe richtig“, sagte Fenzl. Sein Gegenüber wurde noch zweimal geprüft, war aber sowohl gegen Hammouds wuchtigen Distanzschuss (79.) als auch gegen den Versuch von Bo Lasse Henrichs aus spitzem Winkel zur Stelle. Fenzl war dann machtlos beim Treffer von Markus Müller, der aber im Abseits stand (88.), und auch den einen oder anderen Konter ließen die Gäste recht einfach aus. So blieb es beim 1:1.

Acar fasste zusammen: „Viele Mannschaften werden froh sein, wenn sie in Ratingen einen Punkt holen, wir sind traurig.“ Sein Gegenüber war diesmal konsterniert: „Heute muss ich um Worte ringen“, sagte Hasenpflug undanalysierte dann: „Wir haben im Vergleich zum letzten Spiel auf drei Positionen gewechselt. Wir haben uns davon versprochen, mehr Kompaktheit zu bekommen, zweite Bälle und Zweikämpfe zu gewinnen. Das ist uns gar nicht gelungen. Ich bin mit dem Auftritt meiner Mannschaft überhaupt nicht zufrieden, bei den Fehlern, die wir gemacht haben. Der eine hat den anderen mit seiner Unsicherheit angesteckt.“

Zum Ergebnis sagte Hasenpflug: „Wir müssen froh sein, dass Ali Hammoud noch das 1:1 gemacht hat. Dieser Punkt ist schmeichelhaft für uns. Vom Spielverlauf her müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein.“ Der Coach stellte aber klar: „Das ist nicht mein Anspruch als Trainer, wie wir aufgetreten sind. Das habe ich der Mannschaft in der Halbzeit und auch nach dem Spiel deutlich gesagt. In der zweiten Halbzeit sind wir zwar mehr gelaufen, aber sehr unkoordiniert. Ich habe keine Erklärung dafür, warum wir so von der Rolle waren. Ob das mit der schweren Verletzung von Simon Busch zusammenhängt, weiß ich nicht.“ Der war immerhin schon mal wieder im Stadion – eine der wenigen schönen Szenen aus Ratinger Sicht am Freitagabend.

Aufrufe: 027.8.2023, 19:00 Uhr
Georg AmendAutor