2024-06-13T13:28:56.339Z

Interview
Ruhe ausgestrahlt, Übersicht bewahrt: Schlussmann Sebastian Kohlhauf (39) hat beim SC Rot-Weiß ein kurzes Gastspiel gegeben. Gegen den TuS Holzkirchen II war die langjährige Nummer eins maßgeblich am 1:1-Remis beteiligt.
Ruhe ausgestrahlt, Übersicht bewahrt: Schlussmann Sebastian Kohlhauf (39) hat beim SC Rot-Weiß ein kurzes Gastspiel gegeben. Gegen den TuS Holzkirchen II war die langjährige Nummer eins maßgeblich am 1:1-Remis beteiligt. – Foto: Esc

Sebastian Kohlhauf: einmaliger Gastauftritt nach acht Jahren Pause – „Mental total fertig“

Torhütermangel beim SC Rot-Weiß

Hektische Betriebsamkeit setzte beim Fußball-Kreisligisten Rot-Weiß Bad Tölz Anfang vergangener Woche ein.

Bad Tölz – Stammkeeper Siegfried Bahner war am Wochenende nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums mit einer knallroten Karte bestraft und anschließend für ein Spiel gesperrt worden. Die Tölzer Nummer zwei, Adrian Kabashi, ist verletzt. Wer also soll zwischen die Pfosten?

Anmerkung der Redaktion

Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Da besann man sich auf den ehemaligen Torsteher Sebastian Kohlhauf. Der 39-jährige Tölzer sagte auf der Stelle zu – nachdem ihm der „Familienrat“ grünes Licht gegeben hatte – und machte seine Sache gegen den TuS Holzkirchen II (1:1) einwandfrei.

Servus, Herr Kohlhauf. Wie hoch war denn Ihr Puls beim Anpfiff?

Es war okay. Auch wenn ich jetzt acht Jahre pausiert habe, habe ich insgesamt ja schon etliche Spiele auf dem Buckel. Ich habe eher gehofft, dass es nicht vollends in die Hose geht. Das war meine größte Befürchtung.

Altherren, Reserve – wie haben Sie sich in den acht Jahren fit gehalten?

Fußballerisch gar nicht. Meine einzigen Fußball-Erlebnisse habe ich mit meinem Sohn Leon. Der ist jetzt drei.

Sie haben ihm nach dem Schlusspfiff schon mal die Handschuhe gezeigt …

Er bettelt immer: Babba, ich mag ins Tor. Vielleicht hat er gute Gene.

Wie haben Sie sich auf Ihr Gastspiel vorbereitet?

Ich habe zweimal mit der Mannschaft trainiert. Das waren absolut harte 90 Minuten. Am Mittwoch habe ich gedacht, dass mir das Fleisch von den Knochen fällt, so angeknockt war ich. Der Geist ist noch immer wach, aber der Körper langsam.

Davon hat man im Spiel nichts gemerkt. Sie haben Ruhe ausgestrahlt, Ihre Vorderleute dirigiert …

Fußball ist Fußball. Das Gespür fürs Spiel hat man und das behält man. Nur der Körper wird halt langsamer, und bei der einen oder anderen Situation fehlt die Spielroutine. So wie bei dem einen Eckball, den ich unterlaufen habe. Da hatten wir das Massl, dass der Holzkirchner, der am langen Pfosten stand, unbedrängt drüberschießt. Das war fast das größere Kunststück, als ins Tor zu treffen.

Beim Gegentor sah es so aus, als wären Sie behindert worden?

Nach dem Pfostenabpraller waren wir zu dritt: Ich, unser Verteidiger und der Holzkirchner Stürmer (Michael Glatz, Anm. d. Red.), und wir wollten alle zum Ball. Ich hab die Hand fast drauf gehabt, aber eben nur fast, und der Holzkirchner schiebt den Ball irgendwie an mir vorbei. Ganz ehrlich, da war alles regulär. Aber früher hätte ich die Situation wohl geklärt, bevor der abstauben kann.

1:1 gegen einen Mitkonkurrenten in der Abstiegsrunde – wie wertvoll ist dieser eine Punkt?

Drei wären natürlich wichtiger gewesen, auch um an Platz fünf und den damit verbundenen vier Bonuspunkten dranzubleiben. Ein Punkt hilft uns leider nicht weiter.

Nach dem Schlusspfiff haben Sie im Tor niedergekniet und einen kontemplativen Moment eingelegt. Da haben Sie wohl dem Fußballgott gedankt, dass die dicken Böcke ausgeblieben sind?

Zum einen das, zum anderen bin ich mental total fertig. In so einem Spiel bist du 90 Minuten maximal angespannt, und ich habe das auch ewig lang nicht mehr gemacht.

Was trauen Sie Rot-Weiß in dieser Saison noch zu in der Abstiegsrunde?

Wenn nach der Winterpause Riccardo Giacalone und Marinus Estner zurückkommen und der Kader komplett ist, dann haben wir mit dem Abstieg nichts zu tun.

Wie verbringen Sie künftig Ihre Sonntage, wenn Rot-Weiß kein Torwartproblem mehr hat?

Natürlich mit der Familie. Im Winter spiele ich Eishockey, im Sommer gibt’s ab und zu einen Radlausflug. Was mit dem Kleinen so machbar ist.

Das Interview führte Wolfgang Stauner.

Aufrufe: 011.10.2022, 07:35 Uhr
Wolfgang Stauner (Redakteur)Autor