Relegation: Kamerun verdient sich die Ovationen

Allerdings hatte es zweier Hallo-Wach-Momente für die Gastgeber bedurft, ehe sie auf Touren kamen. Schon in der zweiten Minute hatte nämlich Fabian Roth die TSG in Führung geköpft und die Hoffnung bei den Gästen, den Klassenerhalt doch zu schaffen, genährt. Jedoch nur kurz. Denn Kamerun drehte nach dem Rückstand auf. „Wir gehen die Sache oft zu locker an. Da waren die Gegentreffer gut, danach waren alle fokussiert“, sagte Kamerun-Trainer David Mba Bekale, dessen Team danach immer stärker wurde. Und traf, wenngleich dank Unterstützung der Gäste. Parierte TSG-Torwart in der 15. Minute einen Schuss von Romain Batchewoua Tetchiwou noch, tat es im Teamkamerad Marcel Holtmeyer beim Nachschuss gleich. Problem nur, er ist Feldspieler und nahm die Hand zur Hilfe. Die Folge: Rot für Holtmeyer, Elfmeter für die Gastgeber, den Yvan Talla Talla sicher verwandelte (16.). „Das war der Knackpunkt. Wir waren nach der Führung so motiviert, dachten, da geht noch was“, meinte TSG-Trainer Julian Schneider hernach.

Was folgte, war aber Chance auf Chance für Kamerun – mit Verwertung ihrer Gelegenheiten haben sie so ihre Schwierigkeiten. „Ja, ich bin das schon gewohnt. Daran arbeiten wir und müssen wir weiter tun“, sagte Mba Bekale. Zum Glück nutzte sein Team dann doch die eine oder andere Möglichkeit, wie beim 2:1 durch Talla Talla (24.).

Die Gastgeber führten völlig verdient, mussten oder durften kurz nach der Pause den nächsten Dämpfer hinnehmen. Ein Befreiungsschlag von Wixhausens Dominik Raso wurde immer länger. Schließlich sprang der Ball über Kamerun-Torwart Guy Djokoh Kouam (er sah dabei höchst unglücklich aus) hinweg ins Tor – 2:2 (48.). Wieder hoffte die TSG, doch wieder drehten die Kameruner auf. Talla Talla (55.), Gaspard Ngameleu (60.) und Batchewoua Tetchiwou (85.) ließen durch ihre Treffer keine Zweifel mehr am Aufstieg aufkommen.

„Kamerun hat verdient gewonnen. Wir haben es schon vorher in der Saison vergeigt, weil wir zu viele Punkte verschenkt haben“, sagte TSG-Coach Schneider und fügte an: „Dann steigen wir nächste Runde halt wieder auf.“

Das haben auch die Kameruner vor – passend zum dann 25-jährigen Vereinsjubiläum soll der Sprung in die A-Klasse gelingen. So teilte es David Mba Bekale mit, der übrigens nicht aus Kamerun stammt – er kommt aus dem Nachbarland Gabun. Egal. „Ich habe hier im Verein eine Familie gefunden“, sagte der Trainer über den SV Kamerun, der mehr sei, als nur ein Fußball-Club. Der Verein ist „eine Community“ mit sozialer Aufgabe. Schließlich helfe er Landsleuten, die zum Beispiel wegen des Studiums nach Darmstadt kommen, bei der Integration, bei der Suche nach Arbeit oder einer Unterkunft. „Der sportliche Erfolg hilft uns, er macht aufmerksam und bringt uns neue Leute“, sagte David Mba Bekale, der ergänzte: „Jetzt feiern wir erst einmal.“ Das hatte sich der SV Kamerun Darmstadt auch redlich verdient.