2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Elija Härtl hat sich im ersten Regionalliga-Halbjahr mit starken Leistungen einen Namen gemacht.
Elija Härtl hat sich im ersten Regionalliga-Halbjahr mit starken Leistungen einen Namen gemacht. – Foto: Paul Hofer

Niederbayerns Newcomer: Hankofens Lúcio heißt Elija Härtl

Der 21-Jährige ist aus dem Defensivverbund der "Dorfbuam" nicht mehr wegzudenken

Die SpVgg Hankofen-Hailing schlägt sich bislang mehr als achtbar in der Regionalliga Bayern! Das hatten so sicher nicht viele erwartet. Einer, der sich dabei ins Rampenlicht hat spielen können, ist Elija Härtl. Der gebürtige Grafentraubacher (Lkr. Straubing-Bogen), der am vergangenen Montag seinen 21. Geburtstag feiern durfte, überzeugt in der Defensive der "Dorfbuam" als ruhender Pol, mit cleverer Zweikampfführung, feiner Technik und starker Spieleröffnung. FuPa hat sich mit ihm ausführlich unterhalten.

FuPa: Elija, im Moment ist durschnaufen angesagt nach einem für euch langen und aufregenden Fußballjahr. Hankofen in der Regionalliga, für viele immer noch unglaublich. Was waren bislang deine persönlichen Höhepunkte?
Elija Härtl (21): Der Auftakt in Würzburg war natürlich gleich ein Highlight. Ich kann mich erinnern, dass wir mit der A-Jugend der SpVgg Landshut mal bei den Kickers auf dem Kunstrasenplatz gespielt haben. Um dort hinzukommen, mussten wir durchs Stadion laufen. Dass ich wenige Jahre später dort selbst einmal spielen darf, das habe ich zur der Zeit nur zu träumen gewagt. Der Sieg in der Nachspielzeit in Unterhaching war auch etwas ganz Besonderes, keine Frage, und natürlich auch das Heimspiel gegen Bayern. Die Atmosphäre mit 2.500 Zuschauern war einfach atemberaubend. Wir sind zum Aufwärmen raus und dachten uns einfach nur: Wow, was geht denn hier ab! Für mich persönlich unvergesslich auch das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg II, als ich zum 1:0 getroffen habe. Scheinbar mache ich jetzt immer das erste Heimtor, war letztes Jahr in der Bayernliga auch schon so. (lacht)

Eine gute Spieleröffnung gehört zu den Stärken von Elija Härtl.
Eine gute Spieleröffnung gehört zu den Stärken von Elija Härtl. – Foto: Paul Hofer


Gutes Stichwort: Was ist aus deiner Sicht der große Unterschied zur Bayernliga?
Das Tempo ist in der Regionalliga definitiv noch einmal ein ganz anderes. Und du hast es mit Topmannschaften zu tun, die spielerisch einfach bärenstark sind. Da sind schon einige Hausnummern dabei. Wenn ich nochmal als Beispiel das Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg II hernehme. Die haben uns dermaßen hergespielt. In den ersten 20 Minuten wussten wir gar nicht, wo der Ball ist. Kurioserweise haben wir aber das Spiel gewonnen. (lacht) Es ist natürlich auch ein großer Reiz, sich mit solchen Jungprofis zu messen. Sehr wahrscheinlich, dass man einige von ihnen in nicht allzu ferner Zukunft im Profifußball sieht.


Mit 26 Punkten zur Winterpause steht ihr überraschend gut da. Den Klassenerhalt habt ihr in der eigenen Hand. Das hatten euch nicht viele zugetraut.
Und es wäre zum Schluss ganz sicher mehr drin gewesen. Gut, in Rain, das war ein Totalausfall. Im Spiel gegen Pipinsried aber waren die Chancen da, allerdings war einfach auch unser Problem zuletzt, dass wir uns mit dem Toreschießen schwer getan haben. Allgemein war der Start gut, hinten raus war`s dann zäh. Es war ein langes Jahr, die Plätze wurden immer schlechter, da nimmt dann auch der Spaßfaktor ab.

Vielleicht seid ihr am Anfang auch ein wenig unterschätzt worden. Jetzt kennen euch die Gegner. Was spricht im Kampf um den Klassenerhalt trotzdem für den Underdog SpVgg Hankofen-Hailing?
Spielerisch haben wir uns weiterentwickelt, die Spielanlage ist da. Und wir erarbeiten uns Chancen, nur müssen wir diese effizienter nutzen. Schaffen wir es zudem, wieder kompakt zu stehen und unsere Stärken wie Wille und Zweikampfverhalten auf den Platz zu bringen, bin ich überzeugt: Dann muss uns erst einmal jemand schlagen! Ein weiterer Trumpf ist unser mannschaftlicher Zusammenhalt. Ich weiß nicht, ob es viele Teams in der Regionalliga gibt, die so einen Spirit innerhalb der Truppe haben wie wir.

Keine Angst vor "großen" Namen: Elija Härtl (li.) setzt Regionalliga-Toptorjäger Adam Jabiri zu.
Keine Angst vor "großen" Namen: Elija Härtl (li.) setzt Regionalliga-Toptorjäger Adam Jabiri zu. – Foto: Paul Hofer


Für Anfang 20 strahlst du hinten eine erstaunliche Ruhe aus. Welche Stärken bringst du ansonsten persönlich noch mit ein?
Ich denke, mir kann man auch als Abwehrspieler mal den Ball geben, damit weiß ich schon etwas anzufangen. Siehe meine Ausflüge nach vorne, wie Lúcio damals beim FC Bayern (der brasilianische Innenverteidiger war bekannt für seine Sololäufe nach vorne, Anm.d.Red). (grinst) Technisch würde ich sagen bin ich jetzt nicht ganz so schlecht. (lacht) Und dann wäre da noch das Kopfballspiel. Wenn ich gefragt werde, was kannst du als Fußballer gut, dann sage ich meistens: Kopfbälle. (lacht)

Die Regionalliga gilt gemeinhin als großes Schaufenster für Talente, die Schnittstelle zum Profifußball. Und träumen darf man, zumal mit Anfang 20. Soll dich dein Weg noch weiter nach oben führen?
Ich will nicht weg aus Hankofen, mir gefällt`s gut hier. (lacht) Nein, im Ernst. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich damit überhaupt nicht beschäftige. Wenn aus dem Profifußball mal ein Angebot kommen sollte, würde ich mir das schon durch den Kopf gehen lassen. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich wie andere dem Ziel Profi zu werden alles unterordne. Danach richte ich mein Leben nicht aus. Mein Fokus liegt jetzt erst einmal darauf, mein Studium zu beenden. Was die Zukunft dann bringt, werden wir sehen.

Letzte Frage: Am Strand in Thailand, Skifahren in den Bergen - wie verbringt Elija Härtl die Weihnachtstage?
Weder noch. Ganz unspektakulär. (lacht) In aller Ruhe daheim mit der Familie. Bissl Kartenspielen mit meinen Kumpels, das dürfte sich auch noch ausgehen. (schmunzelt)

Zur Person
Elija Härtl wurde am 5. Dezember 2001 geboren und wuchs in Grafentraubach auf, einem Ortsteil der Gemeinde Laberweinting im Landkreis Straubing-Bogen. Beim SV Grafentraubach begann er auch mit dem Fußballspielen. Über die Stationen TV Geiselhöring, TV Schierling und SpVgg Landshut wechselte er im Sommer 2021 zur SpVgg Hankofen-Hailing. Beruflich will der 21-Jährige die Pädagogenlaufbahn einschlagen und studiert in Regensburg im siebten Semester Lehramt für Mittelschule.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 010.12.2022, 07:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor