2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Gegen F91 sorgte Swift für eine Vorentscheidung im Meisterrennen
Gegen F91 sorgte Swift für eine Vorentscheidung im Meisterrennen – Foto: Christian Palmisano

Mehrklassengesellschaft BGL Ligue mit historischem Meister

Unser Rückblick auf die Saison 22-23 in der höchsten luxemburgischen Fußballliga

Bereits im Kommentar von Laurent Schüssler Ende Mai wurde das Mehrklassensysten der BGL Ligue beleuchtet, welches unserer bescheidenen Meinung nach nicht nur durch die enormen Summen verschärft wird, die z.B. einem Swift Hesperingen zur Verfügung stehen, sondern auch durch die 16 in der Liga vertretenen Mannschaften, die eine Verwässerung der Qualität genauso mit sich bringen wie zu viele für Zuschauer uninteressante Spiele. Auch diese beiden Probleme hatte Schüssler bereits dokumentiert.

Swift Hesperingen – eine Klasse für sich

Der FC Swift hat Historisches geschafft und wurde vor wenigen Wochen erstmals in seiner 107-jährigen Vereinsgeschichte luxemburgischer Meister. Das Ziel wurde erreicht und zwar auf eine beeindruckende Art und Weise. Erst am 5.März verlor man in Petingen sein erstes Spiel und seine ersten Punkte, doch stets blieb einem Düdelingen im Nacken. Dies sollte sich einen guten Monat später ändern. Nach einer Stunde lag man gegen eben jenen F91 zuhause mit 1-3 zurück und das Meisterrennen war kurz davor, in Richtung Düdelingen zu kippen. Doch drei Treffer binnen sieben Minuten ließen Hesperingen gewinnen und den wichtigsten Schritt Richtung Titel gehen, den man in dieser Saison überhaupt gehen konnte. Am Ende der Saison brach F91 ein und Hesperingen konnte feiern.

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Zwei Verfolger mit großem Abstand

Wie erwähnt spielte Düdelingen auch ohne immer vollends zu überzeugen eine starke Saison, konnte lange um den Titel mitmischen, musste nach dem eben erwähnten Rückschlag auf dem „Holleschbierg“ aber abreißen lassen und am Ende sogar Niederkorn den Platz des Vizemeisters überlassen. Das selbst gesteckte Ziel, Meister zu werden, hat F91 aber verfehlt, darf „nur“ in der Qualifikation zur Europa Conference antreten und muss voraussichtlich in den kommenden Jahren kleinere Brötchen backen. Der FC Progrès wollte vor der Saison oben mit dabei sein, ein Projekt, das man nach holprigem Start nach einer beeindruckend starken Rückrunde als erfolgreich bezeichnen kann. Die nächste Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb und damit das Minimalziel ist erreicht.

>> Abschlusstabelle

Große Namen im Tabellenmittelfeld

Mit acht Punkten Rückstand hat die Union Titus Petingen das internationale Geschäft am Ende zwar deutlich verfehlt, darf aber getrost als positive Überraschung der Saison betitelt werden. Was die Jungs um Artur Abreu und unter Trainer Yannick Kakoko abgeliefert haben war oft erfrischend mutig, attraktiv und so darf man sich bereits jetzt auf die kommende Saison mit dem Fusionsverein aus dem Südwesten freuen. Eines haben die Top 4 der Liga alle gemeinsam: bei keinem dieser Clubs kam es im Saisonverlauf zu einem Trainerwechsel. Ganz anders stellte sich diese Situation in Differdingen dar, wo am Ende Nachwuchskoordinator Dias den Verein auf Rang 5 führte und - viel wichtiger – den Pokal in einem der größten Finals der letzten Jahrzehnte holte und das Ziel „internationaler Wettbewerb“ erreichte.

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Auf Rang 6 der Abschlusstabelle findet man Mondorf mit einer fast komplett ausgeglichenen Bilanz (14-3-13, 52:52), was unterstreicht, dass man ins obere Drittel vorstoßen sollte, möchte man den Klassenerhalt schaffen. Denn dies war das ursprüngliche Ziel der Badestädter. Es folgt Rekordmeister Jeunesse Esch, der nach der Trennung von Henri Bossi eine Trendwende einleitete und die Spielzeit 22-23 in der oberen Tabellenhälfte abschließt. Zudem ist man nach langen Jahren wieder die Nummer eins in Esch/Alzette, wofür sich der Traditionsverein herzlich wenig kaufen kann.

Weniger kaufen wird sich auch Racing in Zukunft können. Der Pokalsieger von 2022 musste einen eventuellen Europapokal-Startplatz spätestens mit dem Pokal-Aus Ende April ad acta legen und schraubt sein Budget für die nächsten Jahre herunter. Das Ziel, oben mitzuspielen, wurde weit verfehlt. Man muss sehen, ob man künftig vermehrt auf die gute Jugendarbeit zurückgreift, über die man verfügt. In den vergangenen Jahren war das eher selten der Fall. Für Una Strassen und Wiltz 71 verlief die Saison ähnlich. Lange im Abstiegskampf, arbeitete man sich im weiteren Verlauf Richtung einstellige Tabellenplätze. Lediglich der Weg dorthin war ein anderer: im Norden setzte man stets auf Trainer Vandenbroeck, in Strassen wurde Christian Lutz bereits Anfang November 2022 entlassen.

>> Die Torjäger

Die Gefahrenzone

Rosport setzte trotz aller Sorgen ebenfalls stets auf seinen Trainer, Martin Fokel, und konnte vor allem durch Erfolge gegen direkte Konkurrenten am Ende den Klassenerhalt feiern. Mit einem kleinen Husarenritt und acht Punkten aus den letzten vier Spielen konnte Aufsteiger Monnerich die Klasse direkt halten, womit das Saisonziel erreicht wurde.

Wo Folas Reise vor der Saison 22-23 hinführen würde war unklar, erste Anzeichen für ein schwieriges Jahr lieferte aber das frühe Europapokal-Aus gegen Tri Fiori aus San Marino. Und so kam es, dass der Verein, der in den vergangenen Jahren stets ganz oben in der Tabelle zu finden war, bis zum bitteren Ende gegen den Abstieg kämpfte. Nach einem finanziell bedingten Aderlass im Winter machte man aus der Not eine Tugend oder auch Jugend und erreicht das fast Unmögliche: nach 2:3-Rückstand in der Nachspielzeit der Relegation schlug man noch einmal zurück, entschied die Partie gegen Canach in der Verlängerung für such und kann mit stolz behaupten, dies mit zehn Eigengewächsen und 13 sog. „sélectionnables“ geschafft zu haben.

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Im zweiten Relegationsspiel setzte sich mit Käerjeng ebenfalls der BGL Ligist durch und hatte genauso zu kämpfen wie Fola. Der Aufsteiger bestand als nicht unbedingt bessere Mannschaft das Stahlbad gegen Bettemburg und bleibt in der kommenden Saison erstklassig, etwas das Etzella und Hostert nicht mehr sein werden. Die Ettelbrücker schnupperten nach einem Trainerwechsel zeitweise wieder an der Relegation oder gar am rettenden Ufer. Am Ende musste man in den sauren Apfel beißen und lag mit Rang 15 sehr weit vom zu Saisonbeginn gesteckten Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, entfernt. Für Hostert war es von Beginn an eine schwierige Spielzeit, daran änderte auch die Rückkehr von Henri Bossi als Trainer nichts, da ein Teil des Spielermaterial schlicht die Qualität nicht hatte und vor allem mit nur zwanzig erzielten Toren die Offensive nicht erstligatauglich war.

Aufrufe: 015.6.2023, 09:30 Uhr
Paul KrierAutor