2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Sind Ligen mit 16 Teams nicht zu groß fragt sich FuPa-Kolumnist Laurent Schüssler
Sind Ligen mit 16 Teams nicht zu groß fragt sich FuPa-Kolumnist Laurent Schüssler

Warum 12 die bessere 16 ist

Die Fußballligen in Luxemburg wurden während der Pandemie auf 16 Mannschaften erhöht. Nach dem Ende der sanitären Krise will aber niemand auf die Ausgangsposition zurück. Das ist bedauerlich.

Heute veröffentlicht FuPa Luxemburg die zweite monatliche Kolumne des ehemaligen Sportjournalisten Laurent Schüssler. Mittlerweile in einem komplett anderen Bereich tätig, ist Schüssler trotz allem immer noch am Puls des luxemburgischen Fußballs. Zunächst bis Ende der laufenden Saison wird er Themen kommentieren, die den einheimischen Fußball bewegen.

In der dritthöchsten französischen Liga, der semi-professionellen National, spielen in dieser Saison 18 Mannschaften. Am Saisonende steigen sechs davon ab – also gleich ein Drittel – und riskieren für immer in der Anonymität der Amateurligen zu verschwinden. Grund ist eine Reduzierung der höchsten Spielklasse von 20 auf 18 Clubs. Unter anderem fallen vier Vereine aus der Ligue 1 heraus bei nur zwei Aufsteigern. Das hat Auswirkungen bis ganz nach unten. Die Konsequenzen für die National sind dabei am dramatischsten.

In Luxemburg gibt es aktuell, die reinen Hallenclubs ausgeklammert, 103 Vereine, die eine Fußballmannschaft bei den Senioren gemeldet haben. Von diesen spielt in einem Ligensystem mit fünf Klassen fast jeder Sechste (!), nämlich 16, in der BGL Ligue. Das ist enorm und einmalig in Europa. Wenn für gewöhnlich ein Ligensystem nach dem Pyramidenmodell aufgebaut wird – nämlich von einer breiten Basis hinauf auf eine schmale Spitze, so geht der Luxemburger Fußballverband den umgekehrten Weg. In der 3. und damit spielschwächsten Division kicken gerade noch elf Clubs, so wenige wie in keiner anderen Liga. Die Auswärtsfahrten sind dementsprechend weit. Von Aspelt bis nach Ulflingen sind es rund 90 km. So weit muss keine Mannschaft aus der BGL Ligue reisen.

Die Divisions- und Bezirkseinteilungen bei den Seniorenmannschaften waren ursprünglich auf einer 14-er Grundlage ausgerichtet. Bis 2006 waren es sogar nur je zwölf Teams gewesen. Als die Saison 2019/2020 wegen Corona abgebrochen wurde, wollte der Verband niemanden absteigen lassen, aber parallel dazu auch keinen bestrafen, der eine Etage tiefer auf einem Aufstiegsplatz stand. So folgte die Erhöhung auf 16 Mannschaften. Dass es nach überstandener Pandemie nicht zu einer Rolle rückwärts kam, liegt primär darin, dass die Vereine sich nicht über den Modus einig werden konnten. Eine Brachialkur wie in Frankreich (oben erwähnt) wollte man nicht und die FLF hielt sich – wie meistens in brenzligen Dossiers – vornehm zurück.

Es gibt viele Clubs, die sich darüber freuen. Nämlich alle, die jetzt eine Division höher spielen (dürfen). Dass aber mittlerweile in der BGL Ligue nicht mehr nur eine Zwei-, sondern eine Drei- oder Vier-Klassen-Gesellschaft herrscht, will niemand thematisieren. Auch nicht, dass den Hobbykickern aus der 3.Division fast schon unzumutbar weite Fahrten aufgehalst werden. Natürlich sind die in den vergangenen Jahren rapide abgenommenen Zuschauerzahlen nicht exklusiv auf das Phänomen einer Verwässerung zurückzuführen. Teils ist dies aber tatsächlich der Fall. Dass ein „Mehr“ an Mannschaften nicht gleichbedeutend mit einem „Mehrwert“ ist, hatte bereits Tageblatt-Journalistin Christelle Diederich 2020 erkannt.

Wer dem Luxemburger Fußball eine neue Dynamik einhauchen will, der darf sich nicht scheuen, auch auf den ersten Blick unpopuläre Maßnahmen zu treffen. Natürlich reicht es nicht aus, die Ligen um zwei bis vier Vereine zu reduzieren. Parallel dazu bedarf es einer Aufwertung der verschiedenen Klassen nach außen hin. Hier ist nicht alleine die FLF gefordert, sondern jeder Club persönlich. Doch wo bereits die BGL Ligue ein Problem in der Außendarstellung hat, darf es nicht verwundern, dass dies für die unteren Divisionen noch in einem weitaus stärkeren Maße der Fall ist.

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Aufrufe: 025.2.2023, 10:00 Uhr
Laurent SchüsslerAutor