2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Schifflingen (r.) wurde mit sechs Punkten Vorsprung Erster in der Ehrenpromotion
Schifflingen (r.) wurde mit sechs Punkten Vorsprung Erster in der Ehrenpromotion – Foto: Alain Lucas

Ehrenpromotion: viele Vereine verfehlten ihre Saisonziele

Unser Saisonrückblick: Mersch überraschte und übertrumpfte viele Aufstiegsaspiranten

Das Spitzenquintett

Der 31.Oktober 2021 sollte zu einem entscheidenden Datum für den FC Schifflingen 95 werden: damals übernahm Ismaël Bouzid den Trainerstuhl. Nachdem er die Mannschaft des Fusionsvereins in seiner ersten Spielzeit in der Verantwortung stabilisierte, führte er sie ein Jahr später zum Aufstieg in die BGL Ligue. In einem lange engen Rennen um die Spitzenpositionen setzte man sich schließlich vor allem aufgrund der besten Abwehr der Liga durch und will 23 Jahre nach der letztmaligen Teilnahme im Oberhaus dort auf sich aufmerksam machen, worauf man mit den bislang getätigten Verstärkungen einer bereits guten Mannschaft gespannt sein darf.

So viel und so stark Schifflingen auch spielte, die größte Aufmerksamkeit erarbeitete sich in der laufenden Saison Marisca Mersch. Auf und neben dem Platz lieferte man einen wahren Husarenritt ab, verfügte über zwei der besten Stürmer der Ehrenpromotion, einen polarisierenden Trainer und krönte seine Spielzeit nicht nur mit dem verdienten erstmaligen Aufstieg in die BGL Ligue, sondern auch mit dem Erreichen des Pokalfinals, das man vor fast 8.500 Zuschauern zwar verlor, die Herzen der Fans aber gewinnen konnte.

Bettemburg spielte ebenfalls lange um die direkten Aufstiegsplätze mit, ein kleines Tief zum falschen Zeitpunkt und etwas Unruhe bekam man aber in den Griff, so dass man immerhin ins Barragespiel um einen Platz im Oberhaus gehen durfte. Nicht nur gestandene Akteure wir Romain Ney oder Brian Dauphin zeugten von Qualität im Team, das schließlich aber unglücklich an Käerjeng und damit an der erstmaligen Rückkehr ins Oberhaus seit 1973 scheiterte.

>> Abschlusstabelle

Noch brutaler war die Relegation für Canach: nach mäßigem Saisonbeginn schlich man sich in der Rückrunde heimlich still und leise nach oben um erst am letzten Spieltag Platz 4 zu ergattern. Nur Minuten vom Aufstieg entfernt, scheiterte man am Ende nach Verlängerung an Fola. Rodange brauchte sich am Ende nicht zu beschweren, da man am letzten Spieltag in Weiler verlor und so das Saisonziel „Aufstieg“ selber verspielte. Der Absteiger lieferte eine solide Saison ab, in der es aber oft zu unnötigen Rückschlägen gegen teils schwächere Teams kam und man sich so trotz eines Trainerwechsels an die eigene Nase fassen muss.

Das Tabellenmittelfeld

Auch die Vereine auf den Rängen 6 und 7 können fast das gleiche Lied singen wie Rodange: Rümelingen ist ein Team, das man in der Ehrenpromotion traditionell eine Aufstiegsrolle zutraut. Doch in die richtigen Gefilde kam man eigentlich genauso so selten wie der FC Mamer 32, der an seine starke Spielzeit 2021-2022 anknüpfen und wieder oben angreifen wollte. Die Ehrenpromotion ist aber bekanntlich eine unberechenbare und gnadenlose Liga. Beide Mannschaften versagten oft zu Momenten, in denen es darauf ankam, so dass man sich auf eine weitere Saison im Unterhaus einstellen muss.

Wenn man in der Ehrenpromotion über das Tabellenmittelfeld spricht, dann darf man die Abstiegszone nie aus den Augen verlieren. So ist Steinsel aus diesem Bereich in die obere Tabellenhälfte vorgestoßen und konnte nach einer mäßigen Hinrunde teilweise sogar vom Aufstieg träumen, welcher des Guten dann aber zu viel gewesen wäre. Nachdem man zur Winterpause den Trainerposten neu besetzte, lief es unter Vitor Pereira besser und man konnte trotz einiger wichtiger Ausfälle einen 8.Platz erreichen, der dem Potenzial der Mannschaft entsprach. Einen wahren Absturz nach dem Winter erlebte Berburg, das ursprünglich nicht nur oben mitspielen wollte, sondern dieses auch lange tat. Nach mehreren Umbesetzungen auf der Trainerbank kam man am Ende mit einem blauen Auge davon und konnte verhindern, komplett Richtung Gefahrenzone abzudriften. Nach der starken Hinrunde dürfte es dennoch ein enttäuschender Saisonverlauf für den FC Berdenia gewesen sein.

>> Torjäger

Rennen gegen die Abstiegsrelegation

Wer die Live-Tabelle der Ehrenpromotion am letztem Spieltag verfolgte, der weiß wie brutal eng es zwischen den Plätzen 10 und 14 zuging. Medernach beendete die von einer extremen Heimschwäche geprägten Saison zwar als Zehnter, fühlte sich an besagtem 30.Spieltag aber 70 Minuten als Teilnehmer an der Relegation, wie uns Trainer Lickes damals verraten hatte. Am Ende verpasste man sein Saisonziel nur knapp, lediglich drei Punkte lag man hinter dem angestrebten einstelligen Tabellenplatz. Nur einen Zähler hinter Medernach siedelte sich Weiler in der Abschlusstabelle an und konnte eine auch auf personellem Plan schwierige Saison mit dem Klassenerhalt krönen, der lange alles andere als offensichtlich schien. Man blieb bei den Yellow Boys aber geduldig, folgte dem Trend der vielen Trainerwechsel nicht und blieb mit neun Punkten aus den letzten drei Spielen durchaus verdient in der zweithöchsten Liga.

Grevenmacher hat seine Rückkehr in die Ehrenpromotion mit Ach und Krach hinter sich gebracht. Trotz oft ordentlicher Leistungen zeigte man im Sturm Defizite und diese Abschlussschwäche ließ einen bis ganz zum Schluss um den Klassenerhalt bangen, woran auch die späte Trennung von Trainer Bradasch kaum etwas zu ändern vermochte. Am Ende stand man aufgrund der besseren Tordifferenz über dem Strich und darf sich auf eine weitere Saison in der 2.Liga freuen.

Die Absteiger

Die bitterste Pille aller Sorgenkinder musste wohl Junglinster schlucken. Nach einer eklatanten Hinrunde folgte ein Trainerwechsel, nachdem man sich auf die Basics besonnen hatte, eine starke Rückrunde spielte und fast schon gerettet war, nur um am letzten Spieltag doch noch in die Relegation zu rutschen, in der man am Ende gegen Beggen kaum eine Chance hatte und so absteigen muss. Luxembourg City, Absteiger aus der BGL Ligue, hatte einen Neuaufbau eingeleitet und man war sich bewusst, dass man ein weiteres mal um den Klassenerhalt kämpfen müsse. Nach und nach stabilisierte sich die Mannschaft aber, ein richtiger Befreiungsschlag gelang aber nie. Kurz vor Saisonende zog man die Notbremse und trennte sich von Trainer Gilles. Man konnte sich zwar in die Relegation retten, über diese aber nicht in der Liga, da man nach Elfmeterschießen gegen Wormeldingen unterlag.

Schwacher Sturm, schwache Abwehr: wer über solche Attribute verfügt, bekommt es in einer Fußballliga in der Regel schwer. Und diese beiden Attribute passen auf die beiden Absteiger, Atert Bissen und Aufsteiger Jeunesse Schieren. War man sich in Schieren darüber im Klaren, dass alles andere als der direkte Wiederabstieg ein kleines Wunder wäre, zumal einem aufgrund einer schweren Verletzung der Top-Torjäger aus der Aufstiegssaison, Ribeiro dos Anjos, nicht mehr zur Verfügung stand. Überraschender war es, dass Bissen ebenfalls früh die Segel in der Ehrenpromotion streichen musste. Einer jungen Mannschaft fehlte es an Erfahrung und ab und an wohl auch am nötigen Biss, um im Abstiegskampf zu bestehen. Nach einem Trainerwechsel in der frühen Rückrunde bäumte man sich zwar auf und zeigte, ebenso wie Schieren, oft gute Ansätze, doch diese reichen in einer Ehrenpromotion nicht aus, so dass man nach drei Jahren in die 1.Division zurückkehren muss, für die man aber aufrüsten wird, wenn man den Gerüchten glauben schenken kann.

Aufrufe: 015.6.2023, 17:30 Uhr
Paul KrierAutor