2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
Porto, Sporting, Braga und Benfica (im Uhrzeigersinn) sind mittlerweile wieder alle aus der luxemburgischen Fußballwelt verschwunden
Porto, Sporting, Braga und Benfica (im Uhrzeigersinn) sind mittlerweile wieder alle aus der luxemburgischen Fußballwelt verschwunden

Zurück in die Vergangenheit

Die AS Rupensia Lusitanos ist der einzige verbleibende Verein, der sich nicht wieder von seinem portugiesischstämmigen Hintergrund gelöst hat

Heute veröffentlicht FuPa Luxemburg die erste monatliche Kolumne des ehemaligen Sportjournalisten Laurent Schüssler. Mittlerweile in einem komplett anderen Bereich tätig, ist Schüssler trotz allem immer noch am Puls des luxemburgischen Fußballs. Zunächst bis Ende der laufenden Saison wird er Themen kommentieren, die den einheimischen Fußball bewegen.

In der Rückrunde der Luxemburger Meisterschaft taucht ein neuer Name am Fußballhimmel auf: der Cessange FC. Ein neuer Verein? Mitnichten. Es handelt sich dabei um jenen Club, der die Hinrunde noch als FC Cebra bestritt. In einer außerordentlichen Generalversammlung im November 2022 beschlossen die Mitglieder, zu ihrem Ursprung zurückzukehren. Der FC Cebra war 2001 aus dem Zusammenschluss des FC Progrès Cessingen und Bracarenses Grund entstanden. Die Entscheidung von November 2022 reihte sich in eine ganze Reihe von Umbenennungen ein, bei der Luxemburger Fußballvereine die Verbindung nach Portugal beziehungsweise zu einem portugiesischen Spitzenclub lösten. Zuvor hatten sich nämlich bereits die AS Luxembourg-Porto in AS ALSS Luxembourg umbenannt, der Sporting Steinfort in FC Stengefort und der RM Hamm Benfica in FC Luxembourg City.

Damit bleibt unseres Wissens lediglich noch die AS Rupensia Lusitanos Larochette als solcher bestehen. Die AS Rupensia hatte 1998 mit dem lokalen Grupo Desportivo dos Lusitanos fusioniert. Doch im Gegensatz zu einer Verbindung zweier Vereine aus der gleichen Ortschaft – wobei einer Mitglied beim Luxemburger Fußballverband FLF war, der andere nicht – war dies bei anderen Zusammenschlüssen weniger der Fall. Oftmals war die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit mit dem Stammverein in Portugal durch die Vermittlung hoffnungsvoller Nachwuchstalente oder eines Wissenstransfers im Jugendbereich eine der hauptsächlichsten Triebfedern. Dies sollte sich jedoch niemals so realisieren, wie von den Luxemburger Vereinen erhofft.

Dabei hatte sich diese luxemburgisch-portugiesische Zusammenarbeit zunächst recht positiv entwickelt. Sporting Steinfort war 2008 in die Nationaldivision aufgestiegen (was dem Verein zuvor nie gelungen war), während der FC Cebra 2005 immerhin den Sprung in die Ehrenpromotion schaffte und im gleichen Jahr im Finale der Coupe de Luxembourg stand. RM Hamm Benfica hatte mit zwei fünften Plätzen in der Nationaldivision (2009 und 2013) die größten Erfolge dieser Vereine aufzuweisen.

Zu Beginn der 2000er Jahre gab es in Luxemburg eine recht erfolgreiche, inoffizielle Meisterschaft zwischen Vereinen portugiesischstämmiger Mitbürger, die regelmäßig zahlreiche Zuschauer anlockte. Der Versuch, diese Clubs in den Luxemburger Fußballverband zu integrieren, scheiterte aus diversen Gründen. So kam es zu den genannten Fusionen beziehungsweise Zusammenschlüssen zwischen luxemburgischen und „portugiesischen“ Vereinen. Die anfängliche Euphorie sollte sich jedoch recht schnell wieder legen. Die Hoffnung, dass die Anhänger der besten portugiesischen Clubs wie dem FC Porto, Benfica oder Sporting Lissabon, mit dem gleichen Enthusiasmus auch die Luxemburger „Schwestervereine“ unterstützen würden, sollte sich nur begrenzt bewahrheiten. Als zudem der sportliche Erfolg ausblieb, kehrten die Fans dem Club schnell wieder den Rücken. Vielleicht, weil niemand so ganz auf seine Kosten kam.

Sind diese Rückbenennungen also das Zeichen einer gescheiterten Integration? Oder unterstreichen sie im Gegenteil, dass die portugiesischstämmigen Landsleute mittlerweile so gut in die bestehenden Luxemburger Vereinsinfrastrukturen integriert sind, dass solche Fusionen überflüssig sind? Darüber darf jeder sich seine eigene Meinung bilden.

Aufrufe: 028.1.2023, 09:25 Uhr
Laurent SchüsslerAutor