2024-04-25T14:35:39.956Z

Analyse
Abteilungsleiter und Seelentröster in einer Person: Markus Bissinger (links) kümmert sich nach dem Schlusspfiff unter anderem um Angreifer Michael Belousow.
Abteilungsleiter und Seelentröster in einer Person: Markus Bissinger (links) kümmert sich nach dem Schlusspfiff unter anderem um Angreifer Michael Belousow. – Foto: Dirk Sing

„Mehr Zuschauer als Einwohner“

Ehekirchens Spartenchef Markus Bissinger musste auch als Seelentröster ran +++ Warum er dabei beinahe selbst geweint hätte

Als Schiedsrichter Xaver Fabisch das Bayernliga-Relegationsdrama zwischen dem FC Ehekirchen und Türkspor Augsburg (2:3) nach exakt 97 Minuten beendete, war Markus Bissinger einer der Ersten, die vom Seitenrand aus direkt auf den Platz stürmten. Dabei führte der Weg des FCE-Abteilungsleiters allerdings nicht etwa zum Unparteiischen, sondern vielmehr zu seinen Spielern, die wie von der Tarantel gestochen direkt mit dem Schlusspfiff zu Boden gesunken waren. Obwohl Bissinger mit seiner eigenen Enttäuschung sichtlich zu kämpfen hatte, machte er das, was einen engagierten und verantwortungsbewussten Vereinsfunktionär ausmacht: Er kümmerte sich um „seine“ Jungs! Ein aufmunterungsvoller Klaps hier, einige positive Worte dort. Der Ehekirchener Spartenchef war in diesem Moment schlichtweg als Seelentröster gefragt. Und das, obwohl er dabei beinahe selbst „Unterstützung“ benötigt hätte.

„Als ich auf Pascal Schittler zugelaufen bin und seine Tränen, die ihm über das Gesicht gelaufen sind, gesehen habe, hätte ich selbst fast zum Weinen angefangen“, berichtet Bissinger. „Brutal“ seien die ersten Minuten nach dem Ende dieser Partie, die erst in der 88. Minute durch den späten 3:2-Siegtreffer der Augsburger entschieden worden war, gewesen. „Wenn man sieht, was die Mannschaft in dieser Saison beziehungsweise auch in den Relegationsspielen investiert hat, dann ist es einfach extrem bitter, dass die Belohnung dafür letztlich ausgeblieben ist“, so der FCE-Fußballchef weiter.

Trotz des äußerst knapp verpassten Aufstiegs in die Bayernliga überwog bei Bissinger mit etwas zeitlichem Abstand schon der Stolz auf das, was das Team sowie der gesamte Verein in der mittlerweile abgelaufenen Spielzeit 2022/23 geleistet hatten. „Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir bis zum vorletzten Spieltag um die Meisterschaft in der Landesliga spielen und dann auch noch über die Relegation die Möglichkeit hätten, in die Bayernliga aufzusteigen, wäre ich nicht der Einzige gewesen, der das nicht geglaubt hätte“, sagt Bissinger. Was folgte, war die bislang erfolgreichste Punktrunde in der Vereinsgeschichte des FC Ehekirchen. „Und darauf können wir mit Sicherheit sehr stolz sein.“

Was den Funktionär darüber hinaus ebenfalls sehr zufrieden stimmte: „Gerade auch in den Relegationspartien gegen Rosenheim und Türkspor Augsburg hat sich unser Klub nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz hervorragend präsentiert.“ So seien laut Bissinger gegen die Augsburger Türken „mehr Zuschauer in der Elektro-Schmaus-Arena (1545, Anm. d. Red.) gewesen, als Ehekirchen Einwohner zählt (rund 1400). Allein das ist schon eine grandiose Geschichte und zeigt, wie der FC Ehekirchen mittlerweile in der Region wahrgenommen wird“.

Lange Zeit, das mentale Wechselbad der Gefühle zu verarbeiten, haben die Akteure und Spielertrainer des FCE allerdings nicht. Bereits in knapp zwei (!) Wochen startet die Vorbereitung auf die Landesliga-Saison 2023/24 – dann jedoch mit leicht verändertem Kader. Neben Pascal Schittler, Julian und Christoph Hollinger, die allesamt zum Regionalliga-Absteiger VfB Eichstädt wechseln, gab nach der Niederlage gegen Türkspor auch Muris Avdic seinen Abgang bekannt. Der 26-Jährige wechselt zum Bayernligisten TSV Rain. Dagegen werden neben Rückkehrer Markus Müller (VfB Forstinning) künftig auch Maximilian Ettner (TSV Hollenbach) und Maximilian Bär (1. FC Sonthofen, ehemals TSV Rain) künftig das Ehekirchener Trikot tragen.

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Aufrufe: 015.6.2023, 10:08 Uhr
Neuburger Rundschau / Dirk SingAutor