Lucky Punch in der 93. Minute: FC Hauingen besiegt BW Murg mit 3:2

Dennis Wojtynek war nicht mehr einzufangen. Er entledigte sich seines Trikots, warf es, verfolgt von seinen Teamkollegen, unterwegs in die Luft und verschwand vor den Hauinger Fans in einer blauen Jubeltraube. Mehr Ekstase war für die Gastgeber kaum möglich gewesen. In der 93. Minute traf Wojtynek gegen den SV Blau-Weiss Murg zum 3:2 im Hinspiel um den Bezirksliga-Aufstieg. Noch während die Hauinger ihren Emotionen freien Lauf ließen, ertönte der Schlusspfiff.

Ein packendes und durchgehend intensives Duell hatte doch noch einen Sieger gefunden, Mick Fahr sprach nach der Partie von einem "Auf und Ab". Der Trainer des FC Hauingen hatte ein Duell "auf Augenhöhe" gesehen mit ausgeglichen Chancen. "Wir hatten den einen Punch mehr und gehen dadurch mit einem minimalen Vorteil ins Rückspiel."

Wiederum sah Murgs Spielertrainer Alija Kapidzija, der wegen einer Sprunggelenkverletzung nicht auflaufen konnte, einen kleinen Vorteil auf der Seite der Seinen: "Wir haben zwei Auswärtstore geschossen." Den Auftritt seines Team bewertete er als "okay. Wenn du drei Gegentore bekommst und am Ende verlierst, kannst du nicht zufrieden sein".

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Es war eine prächtige Kulisse in Hauingen gewesen, stimmungsvoll, mit 800 Zuschauern. "Weltklasse", sagte Fahr, der während der Woche zuvor schätzungsweise "110 Whatsapp-Nachrichten bekommen" habe. "Aus dem Dorf, von hier ansässigen Unternehmen, vereinsintern und viele externe. Alle waren mega angefixt auf das Spiel."

Beide Seiten hatten bis zur ersten Trinkpause nach rund 23 Minuten ihre starken Phasen, in denen sich zeigte: Bringen sowohl Hauingen als auch Murg ihr Kombinationsspiel ins Laufen, wird es für die gegnerische Defensive schnell gefährlich. Hinzu kamen immer wieder gut getimte Bälle hinter die Abwehrketten.

Murg dreht Rückstand in acht turbulenten Minuten

Mit erfrischten Kräften ging es schließlich rund: Per Handelfmeter brachte Maximilian Meier die Hausherren in Führung (28.) und hatte nur vier Minuten später nach herrlichem Sololauf die Chance auf das 2:0, scheiterte aber an Torhüter Elvis Gojak. Der leitete direkt den Gegenzug ein, die Murger Kombination über Tolga Polat und Nica Maenza schloss Jason Cerimi zum 1:1 ab (32.). Und nur vier Minuten später köpfte Francesco Lo Presti eine Ecke (Fahr: "Schlechte Zuteilung") per Unterkante der Latte zur Gäste-Führung ein.

Bis zur Pause wirkten die Murger gefährlicher in ihren Aktionen, konnten diesen Schwung aber nicht in den zweiten Abschnitt mitnehmen. Stattdessen begann erneut der FCH druckvoll und belohnte sich mit Meiers Ausgleich nach perfektem Diagonalpass von Alex Contorno (51.). "Das 2:2 hat Auftrieb gegeben", bemerkte Fahr.

Dagegen konstatierte Kapidzija: "Wir waren nicht so gut in unserem Spiel, wie wir es sonst sind. Da sind wir spielerisch eigentlich viel, viel besser." Gerade in der zweiten Halbzeit sei seine Elf kaum zu Torchancen gekommen. Das sei im ersten Abschnitt viel besser gewesen.

Hauinger Einwechslungen bringen entscheidende Impulse

Indes, sowohl Lo Presti (55.) als auch Cerimi (73.) hätten die Gäste wieder in Front bringen können. Den entscheidenden Vorteil sah Fahr auf der Ersatzbank: "Die Wechsel haben nochmal richtig für einen Impuls gesorgt. Wir hatten in den letzten zehn bis 15 Minuten noch mehr Körner, waren etwas frischer als die Murger", verwies der Hauinger Coach etwa auf Vorteile bei den Tiefenläufen.

Die Schlussphase musste Murg nach der Ampelkarte gegen Verteidiger Kevin Lajthia (86.) zu zehnt bestreiten. Und als die Nachspielzeit ihrem Ende entgegenlief, setzten die Gastgeber zur entscheidenden Aktion an. Schon in der Entstehung des 3:2 war ein FC-Joker beteiligt, auf der Außenbahn setzte sich dann der eingewechselte Leon Jansen durch, dessen Hereingabe Wojtynek vollendete.

FCH geht aufgrund der Auswärtstorregel bewusst auf das 3:2

Man sei gezielt auf das Siegtor gegangen, bestätigte Fahr. "Wir haben auch bei jedem Standard bewusst unsere großen Innenverteidiger nach vorne geschickt. Wir wollten, da wir schon zwei Tore zuhause bekommen hatten, mit Blick auf die Auswärtstorregel das Ding 3:2 gewinnen." Nun habe man einen Sieg in der Hand, dem Gegner reiche somit kein Remis, "Murg muss uns besiegen. Jetzt reicht uns ein Unentschieden", so Fahr. "Du kannst nie auf ein Unentschieden spielen, aber die Option ist: Murg muss jetzt gegen uns gewinnen."

Gänzlich unzufrieden war Kapidzija mit seinem Team derweil nicht. Er hatte sich bei Trainern der Hauinger Konkurrenz erkundigt, der Tenor lautete: "In Hauingen ist es verdammt schwer, mit den Zuschauern, mit der Mannschaft, die über 90 Minuten kämpft." Seine Murger hätten den Kampf angenommen "und über 90 Minuten gekämpft", lobte er.

Und für das Rückspiel am kommenden Samstag in Murg (16 Uhr) setzt er auf den "zwölften Mann", die eigenen Fans. Er habe nach dem Schlusspfiff seiner Mannschaft gesagt: "Wir haben nächste Woche unser Heimspiel. Da werden nochmal mehr Zuschauer da sein, mehr Zuschauer auf unserer Seite sein."

Auch die Hauinger werden wohl eine stattliche Zahl an Fans mitbringen. Und Fahr hat großen Respekt vor der Murger Qualität, "wir haben gesehen, was für eine riesen Offensivpower sie haben". Die Chancen im Rückspiel? "55:45", meinte der FC-Coach. "Der Vorteil ist minimal."

Hauingen: D. Vogt; J. Vogt (64. Tijari), Meier (73. Jansen), Wagner, C. Wojtynek (64. Foidl), Er. Suppes, Kubicki, Schreiber, A. Vogt, D. Wojtynek, Dumitrache (43. Contorno). Murg: Elv. Gojak; Laisa, Rymsza, G. Uyar, Paciulli, Cerimi (73. Süyün), Lo Presti (82. Eld. Gojak), Lajthia, C. Uyar, Maenza (62. Villinger), Polat (69. Sobczyk). Tore: 1:0 Meier (28./HE), 1:1 Cerimi (32.), 1:2 Lo Presti (36.), 2:2 Meier (51.), 3:2 D. Wojtynek (90.+3). Schiedsrichter: Satriano (Zell). Zuschauer: 800. Gelb-Rot: Lajthia (Murg/86.).