2024-05-10T08:19:16.237Z

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Seine Treffsicherheit blieb nicht unbemerkt: Moritz Müller erzielte für den 1. FC Garmisch-Partenkirchen 76 Tore in vier Jahren, 30 davon vergangene Saison.
Seine Treffsicherheit blieb nicht unbemerkt: Moritz Müller erzielte für den 1. FC Garmisch-Partenkirchen 76 Tore in vier Jahren, 30 davon vergangene Saison. – Foto: rabuser

„Kein leichter Schritt“: Moritz Müller wechselt nach eingelöstem Versprechen zu Türkgücü München

„Wir sind zusammen abgestiegen, also steigen wir auch zusammen wieder auf“

Für Moritz Müller war der Wechsel zu Türkgücü München „kein leichter Schritt“. Doch von seiner Familie, sowie seinem Team erhielt er „viel Zuspruch“.

Garmisch-Partenkirchen/Oberhausen – Es hat sich abgezeichnet: Moritz Müller verlässt den 1. FC Garmisch-Partenkirchen. Aus sportlicher Sicht ist das ein gravierender Verlust für den Landesliga-Aufsteiger. Doch gibt es dort niemanden, der dem 23-jährigen Oberhausener das Abenteuer Profi-Fußball nicht gönnen würde. Denn Müller gab vier Spielzeiten lang in jedem Spiel alles für den 1.FC, war für den Verein ob seiner unzähligen Torerfolge ein verlässlicher Garant in der Offensive.

Türkgücü München angelt sich Moritz Müller

Diese Lücke gilt es für die Mannschaft von Florian Heringer, ebenfalls ein Oberhausener, jetzt bestmöglich zu schließen. Müllers Weg indes führt in die Regionalliga Bayern zu Türkgücü München, wo er am vergangenen Mittwoch einen Kontrakt als Berufsfußballer unterschrieb.

Unverhofft kommt oft, muss sich Moritz Müller gedacht haben, als im Winter sein Telefon klingelte und sich ein Verantwortlicher der Münchner bei ihm meldete. Anbahnungsgespräch nennt man so etwas. Türkgücü wollte zunächst das grundsätzliche Interesse des Spielers ausloten. Schon bald aber folgten weitere Kontakte, überdies ein Treffen mit Trainer Alper Kayabunar. Beide Seiten tauschten sich aus und kamen relativ rasch zu einer Übereinkunft. „Es hat sich mit meinen Vorstellungen gedeckt“, berichtet Müller. Sein erster Gedanke: „Toll, dass ich aus dieser Liga ein Angebot bekomme.“

Moitz Müller: „Viel Unterstützung und Zuspruch“ von Familie und Teamkollegen

Vor der Zusage gab es freilich allerhand zu klären. Gespräche mit dem Arbeitgeber, der künftig vielleicht ein wenig flexibler sein muss. Oder mit der Familie, wo Hausbau, Lebensgefährtin und ein knapp zweijähriger Sohn viel Aufmerksamkeit erfordern. Von dieser Seite habe er „viel Unterstützung und Zuspruch“ erfahren. Faktoren, die in der Vergangenheit gegen einen Wechsel gesprochen hatten, sofern ihn der Torjäger überhaupt ernsthaft in Betracht gezogen hatte. Denn Müller fühlt sich pudelwohl beim FC, hat dort viele Freunde und quasi eine zweite Heimat gefunden.

Deswegen war für ihn auch eine Demission im vorigen Sommer kein Thema. Schnell war er sich mit seinen Teamkollegen einig. „Wir haben gesagt, wir sind zusammen abgestiegen, also steigen wir auch zusammen wieder auf.“ Gesagt, getan. Früh in der Saison zeichnete sich ab, die Bezirksliga könnte lediglich ein Betriebsunfall sein, der umgehend behoben wird. Müllers Beitrag: 30 Tore. Als beeindruckende Draufgabe zu den 46 in den drei vorangegangenen Spielzeiten.

Abschied aus der Heimat für Moritz Müller „kein leichter Schritt“

Er wird dem FC fraglos fehlen. „Moritz ist ein Stürmer, der trotz seiner vielen Tore auch defensiv und im Gegenpressing arbeitet“, hält Coach Florian Heringer fest. „Wir müssen nicht nur einen guten Fußballer, sondern auch einen feinen Charakter kompensieren.“ Müller räumt ein, es sei „kein leichter Schritt“, das heimische Umfeld zu verlassen. Garmisch war seine erst zweite Station im Herrenbereich, zuvor spielte er im Nachwuchs des BSC Oberhausen, respektive der JFG Hungerbach, sowie eine Saison bei den BSC-Männern.

Er habe dem FC „viel zu verdanken“, unterstreicht Müller. Vor allem die Chance, mit zarten 19 Lenzen in der Landesliga zu kicken. Seine Mitspieler nennt er „ehrliche Freunde“. Weil sie ausnahmslos hinter der Entscheidung standen, als er sie im Mannschaftskreis vor einigen Wochen publik machte. Müller betont, dass er nicht damit gerechnet habe, mit knapp 24 Jahren ein Angebot aus der Regionalliga zu erhalten.

Ein solches aber hat es zwingend sein müssen, um ihn zum Nachdenken zu bewegen. „Für einen Bayernligisten hätte ich diesen geilen Haufen nicht aufgegeben“, stimmt er noch einmal das Loblied in Richtung seiner Teamkollegen an. Und sollte es, aus welchen Gründen auch immer, bei Türkgücü nicht klappen, werde es „ziemlich sicher wieder der FC werden“.

Rückkehr nach RL-Kapitel? GAP-Coach Heringer: „Die Türe für ihn bleibt immer auf“

Töne, die man am Gröben gern mitsummt. „Die Türe für ihn bleibt immer auf“, stellt Coach Heringer klar. So sehr man sich über eine Rückkehr Müllers freuen würde, so sehr gönnen sie ihm von Klubseite die große Bühne. Los geht’s beim Regionalligisten am 19. Juni mit dem ersten Training an der Heinrich-Wieland-Straße, einer durch viel Baumwerk versteckten Bezirkssportanlage als Fortsatz zum stets überfüllten Neuperlacher Freibad und dem nicht minder stark frequentierten Michaeli-Biergarten.

Müllers neuer Klub hat sich nach dem finanziellen Debakel in der Dritten Liga vor zwei Jahren vermehrt der Sichtung junger Talente verschrieben. Kaderplaner Roman Plesche verdeutlicht, er habe Müller mit dem Augenmerk auf unterklassige Vereine „über Jahre“ beobachtet und hofft jetzt, dass der Spieler mit seiner Konstanz „nahtlos“ bei Türkgücü anknüpfen kann.

Türkgücü-Kaderplaner Plesche: „Er hat das Potenzial“

Das Vertrauen in die Fähigkeiten des Oberhauseners ist in jedem Falle da. „Er hat das Potenzial“, bekräftigt Plesche. Natürlich werde alles „noch mal schneller und robuster“. Aber diese Art von Anpassung kennt Müller vom Sprung aus Oberhausen nach Garmisch-Partenkirchen. „Moritz ist ein physisch starker Spieler“, und die drei- bis viermal Training pro Woche wären „unter einen Hut zu bringen.“

Müller indes sieht sich zunächst als „kleiner Fisch, der sich hinten anstellen“ müsse. Gleichwohl wolle er durch ein „gewisses Maß“ an Selbstbewusstsein und Eigeninitiative auftreten, „um mich selbst in die Mannschaft einzubringen.“ Plesche versichert in diesem Kontext die Gültigkeit des Leistungsprinzips. „Wenn Moritz performt, dann spielt er auch.“ Was automatisch zu einer Win-Win-Situation führen würde. „Wenn er einschlägt, haben wir alles richtig gemacht.“ Gleiches gilt für Müllers Entschluss, sein Glück im semiprofessionellen Fußballzirkus zu versuchen. (Oliver Rabuser)

Aufrufe: 02.6.2023, 19:59 Uhr
Oliver RabuserAutor