2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Der Hallenfußball in Niederbayern hat schon bessere Zeiten gesehen.
Der Hallenfußball in Niederbayern hat schon bessere Zeiten gesehen. – Foto: Tim Rademacher

Ist der Hallenfußball tot? In der Form hat er jedenfalls keine Zukunft

Ein Kommentar von FuPa-Redakteur Mathias Willmerdinger

Der Hallenfußball in der jetzigen Form hat keine Zukunft! Ein Kommentar von Mathias Willmerdinger

Die Zahlen sind erschütternd: Konnten sich im niederbayerischen Fußballkreis Ost zumindest noch 39 Vereine aufraffen, eine Mannschaft für die Hallenmeisterschaft zu melden, sind es im Kreis West nur noch 10 Klubs. In Worten: zehn! Gerade eben so gelingt es noch, ein Turnier auf die Beine zu stellen. Das ist peinlich! Woran krankt der Hallenfußball?

Da wäre zunächst die Grundsatzentscheidung: Ob es nun ein cleverer Schachzug war, den beliebten Bandenkick in der Halle offiziell zu begraben und Futsal spielen zu lassen, darüber lässt sich trefflich streiten. Einige sehen darin den Niedergang des Budenzaubers, wieder andere können der technisch anspruchsvolleren Variante mehr abgewinnen. Aber man darf eben auch nicht vergessen: Wir reden hier von den Niederungen des Amateurfußballs. Ein technisch versierter Spieler hat sicher seinen Spaß daran, auf die kleinen, beim Futsal verwendeten Handballtore zu kicken. Für einen durchschnittlich begabten A- oder Kreisklassenakteur ist das allerdings eher ein Graus. Hinzu kommen die vielen Spielunterbrechungen, wenn der Ball im Seitenaus liegt.

Ein Fehler war es mit Sicherheit, die Vereine in diese Entscheidungsfindung nicht mit einzubeziehen und die Spieler vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eines sollte dem Verband mittlerweile klar sein: Alleingänge über die Köpfe der Beteiligten hinweg sind der Basis nicht mehr zu vermitteln! Das Resultat: Boykotthaltung bei so manchen Vereinen.

Die Umstellung auf Futsal ist aber sicher nicht der alleinige Grund für die Krise des Hallenfußballs. Zeitpunkt und Modus müssen überdacht werden! Die meisten Klubs sind im Freien von Mitte Juli bis oftmals sogar Ende November im Einsatz - mehrere Wochen Vorbereitung noch gar nicht mit eingerechnet. Anstrengend und zeitraubend! Muss es dann wirklich sein, dass nur eine Woche später schon der erste Halleneinsatz ansteht? Mittlerweile für viele Kicker ein absolutes No-Go. Endlich mal ausspannen, dazu die stressige Weihnachtszeit mit vielen privaten Terminen. Hallenfußball? Nein, danke! Aber der Bayerische Fußball-Verband (BFV) will von seiner Marschroute nicht abweichen. Nach der Devise, war schon immer so, und Stichwort Rahmenterminkalender.

Nur mal zur Veranschaulichung: Vorrunde, Zwischenrunde, Endrunde und dann die Niederbayerische, für den Sieger gar noch die Bayerische Hallenmeisterschaft - macht fünf (!) Turniere, und Privatturniere sind da noch gar nicht mit eingerechnet! Das ist schlicht und einfach viel zu viel. Der Effekt der Winterpause, die Beine hochzulegen nach einem anstrengenden Jahr und neue Kräfte sammeln, verpufft damit komplett.

Eine Idee: Warum nicht die neun niederbayerischen Landkreismeister ausspielen? Alle können mitmachen. Die Top-Teams der Region sind gesetzt, so könnte man auch wieder mehr höherklassige Teams anlocken. Die sind nämlich aus den niederbayerischen Hallen leider so gut wie verschwunden. Die Sieger spielen dann noch den Niederbayernmeister aus. Und dann ist Schluss! Passau gegen Hauzenberg, Straubing gegen Bogen, Ruhmannsfelden gegen Regen, Dingolfing gegen Landau - solche Duelle locken Zuschauer an. Ob sich aber zum Beispiel viele Fans am kommenden Wochenende in Deggendorf das Vorrundenduell TSV Spiegelau, beheimatet im Landkreis Freyung-Grafenau, gegen den RSV Parkstetten, der vor den Toren Straubings zuhause ist, antun werden, das wird sich zeigen. Wohl eher nicht.

Und braucht es wirklich eine Bayerische Meisterschaft? Ein fiktives Beispiel: Da spielt der FC Dingolfing aus Niederbayern gegen den SV Frankonia Mechenhard aus Unterfranken. Attraktiv? Für die Spieler dürfte sich der Prickelfaktor in Grenzen halten, von den Zuschauern ganz zu schweigen.

Ein weiteres Problem: Der Großteil der Vereine hat mit personellen Problemen zu kämpfen, die Kader sind dünn besetzt. Riskiert man es also, dass sich in der Halle vielleicht ein Schlüsselspieler schwer verletzt und lange ausfällt? Sicher nicht, also werden die Finger von der Halle gelassen!

Die Hallensaison muss verschlankt, mehr auf die Bedürfnisse der Vereine eingegangen werden. Warum nicht den Spielern in der Weihnachtszeit einfach mal eine Pause gönnen? Die Lust wäre dann sicher wieder größer auf eine kurze Hallenspielzeit im Januar. Und warum nicht wieder mit Bande? Wer im Winter Futsal spielen will, kann das schließlich auch in den Futsal-Ligen tun. Die Vereine hätten dann eine Wahl. In der jetzigen Form jedenfalls hat der Hallenfußball keine Zukunft.

Aufrufe: 06.12.2022, 06:00 Uhr
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