2024-04-25T14:35:39.956Z

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Hans-Karl Schäfer.
Hans-Karl Schäfer. – Foto: p-p/Korpak

Hans-Karl Schäfer: "Weiterhin nur auf dem Nebenplatz"

Der Unternehmer und Fußball-Enthusiast dämpft die Euphorie in Sachen Frauenfußball

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Alzey. Hans-Karl Schäfer, Inhaber von zwei Sportgeschäften in Alzey und Grünstadt, hat sich – wie viele in Deutschland – in den vergangenen Wochen an Spielen der Frauenfußball-EM in England erfreut. Eine Steigerung der Popularität des Frauenfußballs in Deutschland erwartet er aber trotz des Erfolgs der Nationalmannschaft, sie wurde Vizeeuropameister, jedoch nicht. Der 72-Jährige spricht von einem „Hype“, aber keiner Bewegung.

Herr Schäfer, war diese Europameisterschaft der endgültige Durchbruch des Frauenfußballs in Deutschland?

Nein, weil sich die Rahmenbedingungen nicht verändern werden. Europa- und Weltmeisterschaften sind Ausnahmeerscheinungen, auch was die Zuschauerzahlen und das Interesse anbelangt. In wenigen Wochen beginnt die Bundesliga-Saison und man wird sehen, dass die Frauen-Mannschaften weiterhin auf den Nebenplätzen spielen. Das ist die Wahrnehmung des Frauenfußballs in der Gesellschaft.

Trotz der Werbung, die die Nationalmannschaft in England in eigener Sache betrieb? Die positiven Schlagzeilen überschlugen sich ...

Dass das Leistungsniveau im Damenfußball in den vergangenen zehn Jahren bis 15 Jahren stark gestiegen ist, war offenkundig. In der Spielanlage, in der Taktik und auch in der Athletik haben sich die Frauen weiterentwickelt. Aber das war auch im Männerfußball der Fall. Die Entwicklung bleibt nicht stehen, schon gar nicht im Sport.

Spüren Sie im Geschäft eine wachsende Nachfrage nach Produkten, die mit der EM oder mit dem Frauenfußball in Verbindung stehen?

Der Markt der Fan-Artikel brach mit Beginn der Pandemie ein. Auch in Hinblick auf die Trikots der Nationalmannschaften. Die Textilindustrie reagierte auf den Nachfrage-Rückgang und hat die Produktion bislang nicht wieder spürbar hochgefahren.

Und was die Sportartikel anbelangt?

Dass mehr Frauen-Fußballbekleidung nachgefragt wird, merke ich im Geschäft nur bedingt. Das liegt aber auch sicher mit daran, dass wir nur sehr wenige Frauenfußball-Mannschaften in der Region haben. Große Nachfrage gibt es im Kinder- und Jugendsegment. Der Nachwuchs ist während der Pandemie gewachsen und muss eingekleidet werden.

Wenige Frauenfußball-Mannschaften? Wird sich daran – Ihrer Einschätzung nach – in den kommenden Wochen und Monaten etwas ändern?

Nein. Ich glaube nicht, dass der Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft dazu führt, dass mehr Frauen nachhaltig in den Vereinen Fußball spielen werden.

Sie gehören vom Alter her einer Generation an, die dem „Damenfußball“ reserviert bis ablehnend gegenüberstand. Wie war Ihre Haltung früher dazu?

Um ein bisschen auszuholen: In die Zeit, als ich Schiedsrichter war. Damals hatte ich immer wieder mal Einsätze bei Spielen von TuS Wörrstadts Fußballerinnen. Ich erinnere mich an die Begegnungen gegen Bayern München oder auch gegen die Schweizer Nationalmannschaft. Diese Spiele schauten sich 4000, 5000 Zuschauer an. Das waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aber nur Männer. Diese Struktur hat sich in den vergangenen 40, 50 Jahren aber erfreulicherweise zum Positiven verändert. Viel Einfluss drauf hatte der damalige Manager von TuS Wörrstadt, Fips Scheidt, genommen. Aber auch Erwin Hartmann, als Trainer von TuS Wörrstadts Fußballerinnen. Die haben damals tolle Turnier veranstaltet, auch internationale Turniere. Das waren sehr angenehme Erfahrungen.

Kann der Männerfußball etwas vom Frauenfußball lernen?

Ganz sicher. Sehr angenehm aufgefallen ist mir, dass es bei der Frauen-EM keine Rudelbildungen gab. Da können sich die Männer etwas abschauen. Dann sah ich keine Spielerin, die nach einem Foul theatralisch den sterbenden Schwan mimte. Der Respekt gegenüber dem Gegner hatte hohe Bedeutung. Das Fairplay lebte auf den Plätzen. Ich wollte, das würde man häufiger so auch im Männerfußball sehen.

Was natürlich eine Frage aufwirft: Hätte die Schiedsrichterin im Finale gegen England Strafstoß pfeifen müssen?

In jedem Fall. Das war ein klarer Elfer, klarer ging es nicht mehr.

Aufrufe: 02.8.2022, 13:00 Uhr
Claus RosenbergAutor