2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Richard Sedlmaier (rechts) ist seit 2014 niederbayerischer Bezirks-Spielleiter
Richard Sedlmaier (rechts) ist seit 2014 niederbayerischer Bezirks-Spielleiter – Foto: Karin Steinert

Halle, Neun-gegen-Neun, Ligenreform: Sedlmaier bezieht Stellung

Der Bezirks-Spielleiter schließt eine Rückkehr zum altbewährten Bandenkick aus

Es gibt viele brisante Themen rund um den Amateurfußball. Zum Jahresabschluss haben wir uns mit Richard Sedlmaier unterhalten. Der 71-Jährige ist seit 2014 Bezirks-Spielleiter und kennt in seinem langen Fußballer-Leben alle Facetten. Nach seiner aktiven Laufbahn war Sedlmaier viele Jahre Trainer, unter anderem Assistenzcoach beim SSV Jahn Regensburg, sowie lange Zeit Abteilungsleiter beim SV Ihrlerstein.

Richard, das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Was hat dich als Bezirks-Spielleiter 2022 ganz besonders gefreut?
Richard Sedlmaier (71): Die Saison 2021/22 konnte problemlos mit einer sich anschließenden Relegation mit sehr hohem Interesse gespielt werden. Im Vorfeld war ich mir da nicht so sicher und war natürlich ausgesprochen froh über diese Entwicklung.


Gibt es auch etwas, was dich geärgert hat?
Ärger ist vielleicht übertrieben. Wenn bestimmte Maßnahmen oder Entscheidungen kritisiert werden, ist das in Ordnung. Aber diese Kritik dann als absolute Meinung aller Vereine hinzustellen, das stört mich dann schon. Wichtig für uns ist, dass alle Vereine gefragt werden. Grundsätzlich werden die Entscheidungen von den niederbayerischen Spielausschüssen auf der Grundlage der Spielordnung getroffen. Des Öfteren kommt es mir vor, dass in den Augen bestimmter Personen die BFV-Funktionäre anscheinend nur darauf aus sind, dem Fußball zu schaden.


Erstmals seit drei Jahren können die Hallenmeisterschaften wieder stattfinden, bei denen es aber einen absoluten Negativrekord an Teilnehmern gibt. Im Kreis West wurde die Hallenproblematik als Hauptgrund für die schwache Resonanz genannt. Hat der Hallenfußball unabhängig davon überhaupt noch eine Zukunft? Sollte man vielleicht nicht doch über eine Rückkehr zum beliebten Bandenkick nachdenken?
Die heurige Hallensaison sollte man nicht überbewerten. Der Einbruch der Meldezahlen hatte verschiedene Ursachen. Auch die Anzahl der privaten Hallenturniere mit Bande ist rückläufig. In der nächsten Hallensaison werden wir uns der Normalität wieder nähern. Eine Rückkehr zu BFV-Meisterschaften mit Bande halte ich für ausgeschlossen, da der DFB und seine Landesverbände im Hallenfußball die Spielform Futsal organisiert. Generell bietet der BFV weiter beide Hallenspielformen an: Meisterschaften in der Spielform Futsal, Privatturniere im Bandenfußball.


In den Kreisklassen im Osten gibt es in der Spielzeit 2022/23 drei Direktabsteiger. Viele Laien können das nicht ganz nachvollziehen. Klär uns bitte auf, welcher Sinn hinter dieser Maßnahme steckt....
Auf dem Verbandstag 2022 wurde beschlossen, dass auf Kreisebene ab der dritten Spielklassenebene von unten, das bei uns in Niederbayern die Kreisliga ist, nicht mehr Direktabsteiger als Abstiegsreleganten sein sollen. Bisher steigen aus der Kreisliga Niederbayern Ost drei Mannschaften direkt ab bei einem Abstiegsreleganten. Der Bezirks-Spielausschuss war sich im Klaren, dass dieses Regularium im modernen Spielsystem überholt ist. Angestrebt werden zwei Direktabsteiger pro Kreisliga und insgesamt drei Abstiegsreleganten in den beiden Kreisligen. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, müssen die sechs Kreisklassen auf fünf Kreisklassen reduziert werden. Deshalb gibt es in der Saison 2022/23 in der Kreisklasse drei Direktabsteiger und somit eine Reduzierung von 84 auf 78 Kreisklassisten. In der Saison 2023/24 steigen in der Kreisklasse (13er-Liga) zwei Mannschaften direkt ab und zwei Mannschaften gehen in die Abstiegsrelegation. In der Saison 2024/25 ist die Reform abgeschlossen: Kreisliga (14er Liga): Zwei Direktabsteiger, ein bzw. zwei Abstiegsreleganten, Kreisklasse (14er- Liga): Zwei Direktabsteiger, ein Abstiegsrelegant.


2012 gab es im bayerischen Amateurfußball eine Ligenreform. Die Regionalliga Bayern wurde eingeführt, aus einer wurden zwei Bayernligen, aus drei Landesligen fünf. Dafür wurden die Bezirksoberligen abgeschafft. Aus niederbayerischer Sicht muss man ein gutes Jahrzehnt später sagen, dass sich diese Reform nicht bewährt hat. Vor allem die niederbayerischen Vereine, die in der Südost-Gruppe an den Start gehen müssen, haben es sportlich nicht leicht und bekommen es zudem überwiegend mit Vereinen zu tun, die kaum Zuschauer anlocken und meist auch nur sehr wenige Fans mitbringen. Sollte die Ligenpyramide auf Verbandsebene überdacht werden?
Aus niederbayerischer Sicht kann ich nicht widersprechen. Als niederbayerischer Bezirks-Spielleiter würde ich mir eine Verbandsliga mit nur niederbayerischen Vereinen wünschen. Dazu müsste man die Landesligen auf sieben bzw. acht Ligen aufstocken. Um die Leistungsqualität aufrechterhalten zu können, müssten diese Ligen mit einer Mannschaftsstärke von 16, die Bezirksligen mit einer Mannschaftsstärke von 14 spielen. Wohlgemerkt sehe ich das mit der niederbayerischen Brille. Letzten Endes muss man aber ganz Bayern im Auge haben.

Du warst selbst Spieler, Trainer und Vereinsfunktionär, kennst daher alle Facetten des Amateurfußballs. Wie können es vor allem die kleinen Vereine schaffen, noch möglichst lange zu überleben?
Dafür gibt es natürlich kein Patentrezept. Wenn ich trotzdem einen Ratschlag geben soll, dann sollte ein Verein möglichst lange eine Spielgemeinschaft sowohl im Jugendbereich als auch im Herrenbereich vermeiden. Auch das Binden von Spielereltern im Jugendbereich an den Verein kann zielführend sein. Je mehr Vereinsfunktionäre im Verein sind, desto größer kann auch das (außer-) sportliche Angebot sein. Aber ich denke, da macht sich jeder Verein für mögliche Lösungen rechtzeitig seine Gedanken.


Im Jugendbereich und Reservespielbetrieb gibt es bereits jetzt die Möglichkeit der flexiblen Mannschaftsstärke, sprich eine Partie statt mit elf nur mit neun Akteuren bestreiten zu dürfen. Ist das mittel- und langfristig auch eine Option, um den Spielbetrieb aufstiegsberechtigter Teams noch länger aufrechtzuerhalten?
Für den Herrenbereich kann ich nur sagen, dass Neun-gegen-Neun im nicht-aufstiegsberechtigen Bereich eine wichtige Option ist und auch in der Zukunft sein wird. Eine Ausweitung auf den aufstiegsberechtigten Bereich sehe ich absolut nicht. Ich befürworte viel mehr, dass sich aufstiegsberechtigte (Reserve-)Mannschaften, die sportlich eine deutlich untergeordnete Rolle spielen, sich wieder vermehrt in der nicht-aufstiegsberechtigten Liga anmelden.


Abschließende Frage: Was wünscht du dir für das Fußballjahr 2023?
Ich kann jetzt nur für mich sprechen.Die Zusammenarbeit mit den niederbayerischen Vereinen läuft sehr gut. Vor allem auch der Umgang miteinander ist vorbildlich. Auch aus diesem Grund macht mir das Ehrenamt Spaß. Mein Wunsch ist, dass das weiter so bleibt.

Aufrufe: 031.12.2022, 11:30 Uhr
Thomas SeidlAutor