2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Liebe für den Ball: Albion (l.) und Meriton Vrenezi vor einem Banner von Bunt kickt gut.
Liebe für den Ball: Albion (l.) und Meriton Vrenezi vor einem Banner von Bunt kickt gut. – Foto: Adrian Vallejos

„Fußball war in der Kindheit alles für uns“: Albion und Meriton Vrenezi über den Weg zum Profi

Von Bunt-kickt-gut in die 3. Liga

Der eine ist Profi beim TSV 1860 München, der andere spielt für den SV Heimstetten. Die Brüder Albion und Meriton Vrenezi sprechen über ihre Leidenschaft und den Weg zum Profi.

München – Hier haben sie früher ihre Nachmittage verbracht. Unsere Zeitung trifft Albion und Meriton Vrenezi auf einem kleinen Münchner Bolzplatz. „Da hat man direkt Lust, eine Runde zu zocken“, sagt Meriton, 22, der in dieser Saison für den SV Heimstetten (fünf Tore und zwei Vorlagen) in der Regionalliga spielt. Der ältere Bruder Albion, 29, ist Leistungsträger bei den Löwen (sechs Tore, neun Vorlagen).

Albion und Meriton, was hat der Fußball Ihnen in der Kindheit bedeutet?

Albion: Ich war von klein auf mit dem Ball verbunden. Das Kicken hat immer schon extrem viel Spaß gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, dass es zu mir gehört. Fußball war in der Kindheit alles für uns. Meriton: Albi ist mein großer Bruder, zu ihm schaue ich hoch. Er hat uns mit seiner Leidenschaft für den Fußball mitgezogen. Wir waren eigentlich den ganzen Tag auf dem Bolzplatz.

Albion: Als Meriton zwei oder drei Jahre alt war, wollte er immer schon mit zum Fußball. Unsere Mutter hat immer gesagt: Dann nimm ihn doch mit. Direkt hinter unserem Haus war ein Bolzplatz. Während ich mit den Jungs gespielt habe, war Meriton immer mit einem kleineren Ball beschäftigt. Da hat man schon gesehen, dass Talent vorhanden ist (lacht). Wir haben beide schnell die Liebe zum Fußball entwickelt.

Sie haben beide bei „Bunt kickt gut“ gespielt, der interkulturellen Straßenfußballliga. Hat der Fußball auch bei der Integration geholfen?

Meriton: Auf dem Bolzplatz schaut man nicht auf die Hautfarbe oder Nationalität. Fünf gegen fünf, ein Ball und einfach Spaß haben.

Albion: Wir haben beim Fußball so viele Freunde kennengelernt. Damals waren es fast immer zu viele Spieler auf den Sportplätzen, sodass man warten musste, bis man drankommt. Man ist teilweise auch zu Bolzplätzen in andere Viertel gefahren, weil man gehört hat, dass da starke Spieler sind. Die Zeit auf dem Bolzplatz hat uns verbunden. Wir wollten alle Fußball spielen, mehr nicht. Bunt kickt gut war wie unser zweites Zuhause.

Sie haben Ihre Kindheit also quasi auf dem Bolzplatz verbracht.

Meriton: Man musste auch nie ein Treffen ausmachen. Wenn du Lust auf Fußball hattest, musstest du einfach auf den Bolzplatz.

Albion: Das ist heute vielleicht unvorstellbar, aber du hast damals kein Handy gebraucht. Um 13 Uhr war die Schule aus, um 14 Uhr waren schon alle Jungs auf dem Platz.

Meriton: Da waren oft 30 Kinder, die alle zocken wollten. Wir haben immer ein Turnier gemacht mit fünf bis sechs Mannschaften. Der Gewinner durfte bleiben. Wenn du da einmal ausgeschieden bist, musstest du erst mal 40 Minuten warten. Das war schon bitter (lacht).

Albion: Das war aber auch immer eine starke Truppe. Robert Glatzel war dabei, Daniel Wein, Liridon Krasniqi, Dusan Jevtic. Viele Jungs, die bei 60 oder Bayern im NLZ gespielt haben. Das Niveau war immer hoch. Zum Glück habe ich bei den Harras Bulls gespielt, dem besten Team im Straßenfußball (lacht). Wenn andere mal gegen uns gewonnen haben, haben sie sich gefreut, als wären sie gerade Champions-League-Sieger geworden. Gegen uns hat jeder noch mehr Gas gegeben.

TSV-1860-Spieler Albion Vrenezi: „Du musst Gas geben, die Konkurrenz wird immer größer“

Was war das Besondere am Straßenfußball?

Albion: Einfach mit freiem Kopf spielen zu können. Du hast keinen Stress, der Spaß ist im Vordergrund. Du denkst nicht an die Hausaufgaben, du denkst ans nächste Tor. Es gibt keinen Druck beim Fußball, zumindest in der Kindheit war das so.

Im Profibereich ist das nicht mehr so.

Albion: Wenn du Profi werden willst, musst du natürlich lernen, mit Druck umzugehen. Du musst Gas geben, Leistung zeigen, die Konkurrenz wird immer größer. Wenn du dich nicht durchsetzen kannst, gibt es immer einen besseren Spieler, der deinen Platz bekommt. Aber das ist ja nicht nur im Sport so, sondern allgemein im Leben. Es gibt so viele Jungs, die zehn Jahre bei 1860 oder Bayern spielen und es dann nicht geschafft haben. Talent alleine reicht nicht, du musst auch immer ehrgeizig und diszipliniert sein.

Noch einmal kicken wie früher: Die Vrenezi-Brüder verbrachten ihre Nachmittage auf dem Bolzplatz.
Noch einmal kicken wie früher: Die Vrenezi-Brüder verbrachten ihre Nachmittage auf dem Bolzplatz. – Foto: Adrian Vallejos

Ihr jüngerer Bruder Meriton holt auf. Er in der Regionalliga bei Heimstetten, Sie mit 1860 in der 3. Liga. Nur noch eine Klasse Unterschied.

Albion: Ich sage ihm immer: Du hast das Zeug dazu, es zu schaffen. Meriton ist einer, der auch gerne mal mehr macht. Die Einstellung ist top. In seinem ersten Regionalliga-Jahr bei Heimstetten hat er überzeugt. Zumal er auch drei Monate verletzt war. Für nächste Saison wollen wir einen guten Verein finden, bei dem er sich weiterentwickeln kann. Ich weiß, welche Fehler ich gemacht habe. Davor will ich meinen Bruder bewahren und unterstütze ihn gerne. Aber im Endeffekt muss er alle Entscheidungen selbst treffen. Wenn mein Bruder Erfolg hat, freue ich mich noch mehr als über meinen eigenen Erfolg. Wenn er mal in der zweiten oder ersten Liga aufläuft, bedeutet mir das alles. Und meiner Mutter erst recht (lacht). Sie schneidet sich alle Zeitungsartikel von uns aus und hebt sie auf.

Meriton: Ich will ganz klar den Sprung in den Profibereich schaffen. Ein weiteres Jahr in der Regionalliga wird mir da sicher noch guttun. Seit klein auf war es mein Traum, in derselben Liga wie mein Bruder zu spielen. Oder noch besser: im selben Team.

Meriton Vrenezi ist stolz auf seinen Bruder: „Ich hab jedes Mal Gänsehaut im Grünwalder Stadion“

Albion, die Saison mit 1860 war sportlich mehr als durchwachsen. Wie viel Spaß macht es trotzdem, als Münchner im Grünwalder Stadion aufzulaufen?

Albion: Das ist immer noch unglaublich. Ich freue mich auf jedes Heimspiel, als wäre es mein erstes. Wenn man einläuft, die Fans singen und hüpfen, das gibt enorm viel Kraft. 1860 ist so ein großer Verein. Das spürt man in jeder Partie, die Stimmung ist gewaltig. Dieses Jahr hat es leider nicht mit dem Aufstieg geklappt. Aber der Verein hat Potenzial für viel, viel mehr, davon bin ich überzeugt.

Meriton: Ich habe auch jedes Mal Gänsehaut im Grünwalder Stadion, das ganze Spiel über. 15 000 Fans, diese Lautstärke und du kannst sagen, dass dein großer Bruder unten auf dem Feld ist. Ich werde auch schon häufiger im Stadion angesprochen: Hey, du bist doch der Bruder von Albion. Das macht mich schon stolz.

Interview: Nico-Marius Schmitz

Albion Vrenezi 9 (TSV 1860 Muenchen), TSV 1860 Muenchen vs. Borussia Dortmund II, Fussball, 3. Liga, 29. Spieltag, 26.03
Albion Vrenezi 9 (TSV 1860 Muenchen), TSV 1860 Muenchen vs. Borussia Dortmund II, Fussball, 3. Liga, 29. Spieltag, 26.03 – Foto: IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel
Meriton Vrenezi (SV Heimstetten, 19) am Ball, Freisteller, Einzelbild, Aktion, Action, 02.08.2022, Unterhaching (Deutsch
Meriton Vrenezi (SV Heimstetten, 19) am Ball, Freisteller, Einzelbild, Aktion, Action, 02.08.2022, Unterhaching (Deutsch – Foto: Imago/Sven Leifer

Aufrufe: 012.5.2023, 18:13 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor