2024-06-04T08:56:08.599Z

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Als Frau allein unter Männern: Verena Huber (in Rot) im Spiel gegen RW Überacker.
Als Frau allein unter Männern: Verena Huber (in Rot) im Spiel gegen RW Überacker. – Foto: Peter Weber

Erste Fußballerin im Landkreis läuft für Männer-Team auf – Verena Huber: „Macht mich sehr stolz“

„Athletisch gibt es natürlich Unterschiede“

Verena Huber spielt als erste Frau im Landkreis Fürstenfeldbruck bei den Männern mit. Im Interview spricht sie über Frauen im Fußball ihren Werdegang und ihre Ziele.

Puchheim – Novum im Landkreis-Fußball: Als erste Frau spielt Verena Huber vom FC Puchheim bei den Männern mit. Wie es dazu kam und worin sich das Spiel zu den Frauen unterscheidet, erzählt sie im Interview.

Seit wann haben Sie schon mit dem Gedanken gespielt, bei den Männern aufzulaufen?

Ich muss da an meine Kindheit denken, da gab es noch sowas wie ein Freundebuch, wo deine Freunde etwas über sich reinschreiben konnten. Da gab es am Schluss ein Feld, in dem stand „Das wünsche ich dir“. Eine Freundin hat mir gewünscht, als erste Frau in die Nationalmannschaft der Herren berufen zu werden. Damals natürlich total irrsinnig und überhaupt nicht im Ansatz vorstellbar. Aber das hat mich echt geprägt. Ich war in der Jugend schon traurig, dass ich von den Jungs zu den Mädels wechseln musste.

Wie führte dann der Weg zurück zu den Männern?

Irgendwann hat es sich ergeben, dass ich in einem gemischten Team spielte, im Training mit unserer Senioren-B oder bei irgendwelchen Gaudi-Turnieren. Das hat mich immer schon gereizt, diesem Traum nachzugehen. Auch gerade in der Zeit in Barcelona, durch meine DFB-Ehrung, habe ich wieder diesen Ehrgeiz verspürt, mit den Männern mitspielen zu wollen, nachdem ich in unserer Gruppe unter lauter Männern war. Das Entscheidende war jedoch, als ich bei einem Spiel unserer zweiten Mannschaft zusah. Da fragte mich der Schiri Sepp Kührer, warum ich nicht bei den Herren mitspiele. Schließlich haben wir eine Abmachung getroffen: Wenn ich bei den Herren spiele, lässt er sich als Schiedsrichter eintragen, um mich besser beschützen zu können. Es war mehr im Scherz gesagt, aber wir kennen uns schon ein Leben lang. Dieses Gespräch hat mich jedenfalls dazu gebracht, mir intensiv Gedanken zu machen. Und so kam ich mit dem Herren-Trainerteam in Puchheim überein, am Training der Männer teilzunehmen.

Wie ging es dann weiter?

Zur Vorbereitung auf die Rückrunde trainierte ich probeweise mit. Und so wurde ich in die Mannschaft integriert. Das hat mich persönlich natürlich unfassbar gefreut. Und ich bin sowohl dem Trainerteam als auch der Mannschaft enorm dankbar, dass sie mich so gut aufgenommen und akzeptiert haben.

Wo macht es Ihnen denn mehr Spaß zu spielen? Bei den Männern oder den Frauen?

Es kommt natürlich auf die Umstände an. Aktuell natürlich bei den Herren, das ist einfach was Besonderes für mich. Allein diesen Schritt geschafft zu haben, macht mich sehr stolz.

Zu wie vielen Einsatzminuten hat es bei Ihnen jetzt schon gereicht?

Ich habe sowohl bei den Vorbereitungs- als auch bei den Punktspielen meine Spielzeiten bekommen. Mit dem Trainerteam wurde das vorher abgesprochen, auch dass es mal sein kann, dass ich bei einem Spiel nur auf der Bank sitze. Je nachdem, wie es verläuft.

Was halten Sie grundsätzlich davon, dass Frauen in Männerteams mitspielen dürfen?

Solange es geht, sowohl körperlich als auch spielerisch, warum nicht? Ich persönlich bin dafür, dass die Mädels bei den Jungs mitkicken sollten.

Was ist im Männerfußball anders als bei den Frauen?

Körperlich und athletisch gibt es da natürlich Unterschiede, keine Frage. Die Herren stellen ihren Körper rein und nutzen die Vorteile dadurch. Natürlich ist aber auch das Spiel viel schneller bei den Männern.

Glauben Sie, dass gemischte Teams eine Zukunft haben – auch in höheren Ligen oder gar bei den Profis?

Ich denke, je höher die Liga ist, desto schwieriger wird es, gemischte Mannschaften zu haben. Ich finde es dennoch klasse, dass Frauen immer mehr in wichtige Rollen einbezogen werden. Gerade im Männerfußball – egal, ob als Trainerin, Schiedsrichterin oder als Funktionärin. Ingolstadt hat hier zum Beispiel mit Sabrina Wittmann als Cheftrainerin einen wichtigen Schritt gemacht. Ich bin gespannt, wie sich das alles entwickelt.

(Das Interview führte Dieter Metzler.)

Aufrufe: 016.5.2024, 08:06 Uhr
Dieter MetzlerAutor