2024-06-14T14:12:32.331Z

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Grenzenloser Jubel: In einem dramatischen Saisonfinale hielt Kinsau-Keeper Simon Hartmann den entscheidenden Elfmeter von Lukas Zugmaier.
Grenzenloser Jubel: In einem dramatischen Saisonfinale hielt Kinsau-Keeper Simon Hartmann den entscheidenden Elfmeter von Lukas Zugmaier. – Foto: Paul Hopp

Elfmeter-Wahnsinn: Keeper Hartmann hält den SV Kinsau in der Kreisklasse - SG Lechsee geht leer aus

SV Kinsau gewinnt im Elfmeterschießen mit 6:5

In einem dramatischen Saisonfinale konnte der SV Kinsau seinen Verbleib in der Kreisklasse feiern. Die Gegner vom SG Lechsee hingegen spielen auch in der kommenden Spielzeit in der A-Klasse.

Prem – Es war schon fast ein Wunder, dass Simon Hartmann nach der ersten Jubelorgie unverletzt im Anstoßkreis stand. Wenige Momente zuvor waren so ziemlich alle Kinsauer Spieler auf dem Torwart gelegen. Sie waren im Vollsprint auf ihn zugestürzt, nachdem er den Schuss von Lukas Zugmaier pariert und so das Elfmeterschießen im Relegationsspiel gegen die SG Lechsee entschieden hatte. Mit 6:5 gewannen die Kinsauer auf dem Premer Sportplatz. Der SVK bleibt in der Kreisklasse, die SG Lechsee muss in der nächsten Saison einen erneuten Anlauf zum Aufstieg unternehmen. Und das tun die Spieler aus Prem und Lechbruck. „Wir greifen wieder voll an“, kündigte Interimscoach Peter Streif (er vertrat den im Urlaub befindlichen Ralph Holzinger) unmittelbar nach Spielschluss an.

SG Lechsee gegen SV Kinsau: Torwart Simon Hartmann wird zum Helden

Ein paar Meter neben Streif stand Hartmann und nahm von Kinsauer Fans Glückwünsche entgegen. Auch Simon Natzeder, Keeper der SG Lechsee, kam zum fairen Shakehands vorbei. Hartmann hatte ein Lächeln im Gesicht. Ein wenig verzog sich seine Miene, als das Wort „Elfmeterheld“ fiel. Ihm gefiel die Bezeichnung weniger. „Es war eine klare Mannschaftsleistung“, betonte der 26-Jährige. Hartmann, von allen „Ottl“ gerufen (der Spitzname rührt von seinem Großvater her), absolviert seine fünfte Saison in der ersten Mannschaft. Bei den ersten drei Elfern „hatte ich schon die richtige Seite“, sagte er. Doch die jeweiligen SG-Spieler schossen zu gut. Als im insgesamt zwölften Versuch Zugmaier an der Reihe war, schnellte Hartmann nach links und parierte den Schuss. „Ich schaue gar nicht auf den Schützen. Ich suche mir meine Ecke aus“, so erklärte Hartmann seine Herangehensweise.

Fast wäre es gar nicht mehr zu der Parade gekommen. Denn nachdem Thomas Rid beim Stand von 5:5 seinen Schuss an die Latte gesetzt hatte, stand Kinsau mit einem Bein in der A-Klasse. Lechsees Florian Driendl hatte es auf dem Fuß, der SG den zweiten Aufstieg in Folge zu bescheren. Doch der Ball sauste haarscharf am Pfosten vorbei. Kinsau bekam also nochmals die Chance. Roman Schilcher verwandelte souverän zum 6:5. Danach fuhr Hartmann die Arme aus.

SG Lechsee gegen SV Kinsau: Kinsaus Trainer erlebte eine „Achterbahnfahrt der Gefühle“

Bei den Gastgebern herrschte Enttäuschung. „Die bessere Mannschaft hat diesmal verloren“, sagte Coach Streif. „Die Stimmung ist jetzt gedrückt.“ Die Ausgangsposition nach dem 0:0 im Hinspiel sei gut gewesen. „Im Rückspiel hatten wir die Partie im Griff.“ Für ihn und alle SG-Fans war’s „ein bitteres Ende“. Gleichwohl sprach Streif den Kinsauern eine Gratulation zum Sieg aus. Und eine starke Saison hatte die SG sowieso gespielt.

Gäste-Coach Christopher Resch war „mehr als erleichtert“. Er habe während der Partie „eine richtige Achterbahnfahrt der Gefühle“ erlebt. Im Training am Tag davor ließ Resch noch Elfer schießen – aber nur zur Gaudi, wie er betonte. Der Erfolg geht dem Coach zufolge „voll auf eine Mannschaftsleistung“ zurück. Fürs Team ließ manch’ einer private Dinge hintanstehen: So lief Valentin Erhard auf, obwohl sein Bruder am Samstag Hochzeit feierte. Bei aller Freude wies Resch auch auf günstige Umstände hin: In der Verlängerung – beim Stand von 1:1 – „haben wir schon Glück gehabt“, sagte der SVK-Trainer.

Tatsächlich war die SG in der Overtime am Drücker. Los ging es mit einem Kopfballaufsetzer von Matthias Moser (93.). In den zweiten 15 Minuten wurde es richtig wild. Lechsee drückte – und nach einer scharfen Hereingabe von Adrian Natzeder, die im Gewühl abgelenkt wurde, lag der Ball im Tor (108.). Doch zum Schreck aller SG-Fans entschied das Schiedsrichtergespann auf Abseits. „Ob es eines war? Ich bin mir nicht sicher“, sagte Kinsaus Coach Resch. Für Schiri Alexander Hölscher (SV Waakirchen) gab es hingegen keinen Zweifel, wie er nach der Partie bekräftigte. Die Leistung des Trios war souverän, die Spielleitung erfolgte unaufgeregt. Hoch ging der Puls bei allen Beteiligten auf alle Fälle beim Schuss von Adrian Natzeder, der an den Innenpfosten ging (113.), aber wieder ins Feld sprang. Die Schlussminuten überstand Kinsau mit Müh und Not.

In einem umkämpften Spiel konnte der Sieger in der regulären Spielzeit nicht ermittelt werden.
In einem umkämpften Spiel konnte der Sieger in der regulären Spielzeit nicht ermittelt werden. – Foto: Paul Hopp

Mit über 650 Zuschauern war die Relegationspartie gut besucht. Die SG Lechsee hatte einiges dafür getan, den Platz an der Lechaue „relegationstauglich“ zu machen. Sogar eine kleine Tribüne – auf einer Ladefläche eines Lasters – war vorhanden. Beide Teams lieferten ein vor allem spannendes Spiel.

Die erste Großchance hatten die Gastgeber: Nach Flanke von Michael Osterried kam Andreas Lory aus kurzer Distanz zum Kopfball, doch Hartmann hielt (10.). Im Anschluss an eine SG-Ecke flog ein von den Kinsauern abgefälschter Ball nur knapp übers Tor (13.). Danach hatten die Gäste Glück, dass Osterried bei einer Rettungsaktion von Keeper Hartmann stehen blieb; andernfalls hätten die Gastgeber einen Elfmeter bekommen müssen (21.). Kinsaus beste Chance in der ersten Hälfte resultierte aus einem Kopfball von Julian Schöber, bei dem neben Keeper Simon Natzeder auch die Latte rettete (31.).

Jubel auf der Bank: Der SV Kinsau bleibt Kreisklassist.
Jubel auf der Bank: Der SV Kinsau bleibt Kreisklassist. – Foto: Paul Hopp

Unmittelbar nach dem Wechsel schaltete Adrian Natzeder bei einem weiten Einwurf am schnellsten und erzielte das 1:0 (46.). Kurz darauf wurde Andreas Köppl im SG-Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte sicher zum 1:1 (55.). Das Tempo nahm – trotz der hohen Temperaturen – sogar noch zu. Auf Kinsauer Seite verpassten Köppl und Rid nur knapp bei einer Hereingabe den Ball (63.). In der Offensive der SG sorgte Driendl nach seiner Einwechslung (77.) in einigen Aktionen für Betrieb. Adrian Natzeder tauchte in der Nachspielzeit nochmals in aussichtsreicher Position im Strafraum auf – sein Linksschuss ging aber vorbei. (Paul Hopp)

Aufrufe: 05.6.2023, 08:54 Uhr
Paul HoppAutor