2024-05-02T16:12:49.858Z

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Weite Fahrten vor packenden Torszenen: Die Fußballer des SC Rot-Weiß Bad Tölz sind unzufrieden mit der Zusammensetzung ihrer Abstiegsgruppe.
Weite Fahrten vor packenden Torszenen: Die Fußballer des SC Rot-Weiß Bad Tölz sind unzufrieden mit der Zusammensetzung ihrer Abstiegsgruppe. – Foto: Ewald Scheitterer

Einteilung im Zugspitz-Projekt: „Für uns ist das eine Vollkatastrophe“

Vereine kritisieren Zusammenstellung der Abstiegsgruppen

Auf weite Fahrten müssen sich zum Teil die Fußballklubs in den Abstiegsgruppen der Kreisligen und -klassen einstellen. Der SC Rot-Weiß Bad Tölz will deshalb Einspruch bei Kreisspielleiter Heinz Eckl einlegen, und auch die FF Geretsried und der TSV Benediktbeuern sind wenig begeistert von der Einteilung.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Deutlich schneller als von ihm selbst erwartet, präsentierte Spielleiter Heinz Eckl die Einteilung der Abstiegsrunden im Kreis Zugspitze von der Kreisliga bis zur C-Klasse. Doch nicht bei allen Fußballvereinen im Landkreis löste das Ergebnis Begeisterung aus: Die FF Geretsried, der SC Rot-Weiß Bad Tölz und der TSV Benediktbeuern hadern mit weiten Fahrten zu den Auswärtsspielen.

FFG vermissen „Regionalität“

„Wir sind nicht wirklich glücklich mit der Gruppe“, gesteht FFG-Coach Christos Georgiadis und konkretisiert: „Von der Entfernung her ist das ein Wahnsinn.“ Während seine Fußball-Freunde in der Herbstrunde die weiteste Fahrt nach Höhenrain im Spielplan hatten, mit rund 30 Kilometern hin- und zurück, müssen sie diese Entfernung bei Spielen in Warngau und Weyarn für die einfache Fahrt zurücklegen, 40 Kilometer sind es nach Eglfing. Besonders krass: Für die Fahrt zum Auswärtsspiel in Krün bietet ihnen der Routenplaner drei Anreisevarianten – zwischen 55 und 80 Kilometern, einfach. „Ich weiß nicht, wo da die Regionalität liegt, die mit dem neuen System versprochen wurde“, moniert Georgiadis.

Daniel Schäfer bringt noch einen anderen Aspekt ins Spiel. „Was mir dabei auch am Herzen liegt, ist der Klimawandel“, argumentiert der Seniorenleiter der Fußball-Freunde. „Wir haben viele junge Spieler, aber keinen Mannschaftsbus. Das heißt, wir fahren immer mit einigen Autos. Das bedeutet: Die Kosten sind bei den aktuellen Benzinpreisen für uns sehr hoch. Ich finde, das gehört bei der Gruppeneinteilung auch berücksichtigt, beziehungsweise ist zu wenig berücksichtigt worden“, meint Schäfer. Deshalb habe man auf Wunsch der Spieler in einer E-Mail an den Kreisspielleiter vorsichtig angefragt, „ob man da nicht was ändern kann.“

Rot-Weiß macht Lösungsvorschlag

„Völlig unverständlich“ findet Sebastian Wagner, welche Fahrten man seinem SC Rot-Weiß Bad Tölz zumutet. „Das ist der Worstcase, eine Vollkatastrophe.“ Auf insgesamt mehr als 500 Kilometer addieren sich für den Kreisliga-Aufsteiger die Auswärtsfahrten nach Pöcking, Weßling, Altenstadt und Fürstenfeldbruck (mit knapp 80 Kilometern einfach der am weitesten entfernte Spielort). Da sind die 20 Kilometer auf der B13 nach Holzkirchen tatsächlich ein Katzensprung. „Das ist sehr, sehr ärgerlich“, echauffiert sich der RW-Coach. „Da sind drei Mannschaften dabei, gegen die wir unter normalen Umständen doch niemals spielen würden.“ Seine Spieler seien etwas ratlos, dass sie in der Kreisliga fürs Fußballspielen durch halb Bayern fahren müssten.

Deshalb habe der Verein in Person von RW-Abteilungsleiter Alem Muharemovic bereits mit dem Spielleiter Kontakt aufgenommen („der war not amused“) und schriftlich einen Widerspruch verfasst. Und gleich einen Lösungsvorschlag dazu eingereicht: nämlich mit dem SV Polling die Gruppe zu tauschen. Dann könnten die Zuschauer („so lange Fahrten kann man denen nicht zumuten“) ihre Rot-Weißen im Abstiegskampf auch bei Auswärtsspielen heimatnah unterstützen – in Otterfing, Kreuth, Waldram, Münsing und Sauerlach, die Konkurrenten in der Gruppe C. Zusätzlicher Nebeneffekt: Die zweite Mannschaft des SC Rot-Weiß spielt ebenfalls in Waldram und in Münsing. „Ich hoffe, dass wir mit unserem Einspruch Erfolg haben“, sagt Sebastian Wagner, „aber nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Verbänden bin ich da nicht sehr optimistisch.“

Auf einen Einspruch verzichten will der TSV Benediktbeuern. Und das, obwohl auch dessen Verantwortlichen und Aktiven einige lange Fahrten gegen den Strich gehen. Zumal man schon in der Qualifizierungsrunde drei Auswärtsspiele absolvieren musste, bei denen am Ende jeweils mehr als 100 Kilometern auf dem Tacho standen. Nun beschert der Spielplan im Frühjahr Fahrten zum SV Kinsau (Kreis Landsberg am Lech, 120 Kilometer komplett) und zum TSV Bernbeuern, 65 Kilometer entfernt am westlichsten Rand des Nachbar-Landkreises Weilheim-Schongau gelegen. „Das hat natürlich mit Derbys nichts mehr zu tun, und ich finde es schade. Wir fahren doppelte und dreifache Wege im Gegensatz zur alten Kreisklasse“, moniert Thomas Neumeier.

Kein Einspruch von Benediktbeuern

Womöglich gehe es nicht anders, gesteht der TSV-Trainer den Planern zu, dass sich Härtefälle nicht völlig vermeiden ließen. Deshalb sehe er auch wenig Sinn, gegen die Zuordnung zu protestieren. „Wir haben dem Projekt zugestimmt, jetzt muss man der neuen Einteilung auch eine Chance geben“, sagt der Benediktbeurer Coach. „Aber in zwei Jahren, wenn Bilanz gezogen werden soll, werden wir mit Sicherheit anders stimmen.“

Einen schönen Nebeneffekt hat die Einteilung in die Gruppe K zumindest für den Trainer selbst: Er darf sich auf zwei Partien gegen seinen Ex-Klub SV Uffing freuen, von dem er im vergangenen Sommer nach „vielen, vielen Jahren“ nach Benediktbeuern gewechselt war.

Aufrufe: 05.12.2022, 11:05 Uhr
Rudi StalleinAutor