2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Auf dem Platz harte Kerls, abseits des Feldes sympathische Kerle (v.l.): Lukas, Gregor und Justin Mrozek.
Auf dem Platz harte Kerls, abseits des Feldes sympathische Kerle (v.l.): Lukas, Gregor und Justin Mrozek. – Foto: Familie Mrozek

Die Mrozeks - »Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz«

Papa Gregor (42) und Justin (19) sind für den VfB Straubing aktiv, während Lukas (19) für die SpVgg Hankofen aufläuft. FuPa über eine verrückte Fußballer-Familie...

Sie sind sich ähnlich, dann aber doch wieder irgendwie auch nicht. Wie so oft in Vater-Sohn sowie Geschwister-Konstellationen ist es schwierig, Gleichartigkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Sie sind logischerweise da, aber oftmals nicht offensichtlich. Bei den Mrozeks ist es einfacher. Denn eine Gemeinsamkeit sticht regelrecht ins Auge: Die große Leidenschaft für den Fußball. Sowohl Papa Gregor als auch die Söhne Lukas und Justin haben insgesamt dafür gesorgt, dass ihr Name nicht irgendeiner ist im niederbayerischen Fußball.

Apropos: Leidenschaft, Apropos: Namen. Hier ist es Gregor Mrozek ein großen Anliegen, etwas aus seiner Sicht Essenzielles gerade zu rücken. Auch im Sinne seiner Jungs und ihrer hoffentlich noch lange andauernden Karrieren. "Der Name Mrozek steckt ja durch mich in einer gewissen A...-Schublade. Vor allem deshalb, weil ich ab und an als Trainer etwas impulsiver unterwegs bin", gibt der 42-Jährige offen zu.

Es gefällt ihm allerdings ganz und gar nicht, dass seine Art und Weise als Trainer eins zu eins auf seinen Charakter umgelegt wird. "Fußball ist Herzblut, Leidenschaft und auch Emotionalität. Und wenn man dann 110 Prozent gibt, übermannen einem die Gefühle ab und an." Allerdings: "Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz. Das ist eine alte Grundsatzregel, die auch in diesem Falle gilt."

Nein, der Coach, der aktuell beim VfB Straubing an der Linie steht, ist wahrlich kein "Depp". Ein Wort, das im harten Fußballer-Jargon ohnehin ziemlich leicht fällt. Im Gespräch mit FuPa zeigt er sich sehr sympathisch. Es wird generell viel gelacht. Und auch seine Söhne Justin und Lukas bestätigten, dass ihr Vater keinen schlechten Charakter hat. "Klar, nach schlechten Spielen ist es vielleicht besser, ihn nicht gleich anzusprechen", weiß Justin, der unter seinem Vater in Straubing aufläuft. "Aber das legt sich schnell wieder. Und dann ist wieder alles gut."

Bekannt für seine impulsive Art: Gregor an der Linie.
Bekannt für seine impulsive Art: Gregor an der Linie. – Foto: Stefan Ritzinger

Aus einer etwas neutraleren, weil weiter entfernteren Position sieht das Ganze Justins eineiiger Zwillingsbruder Lukas. Zwar lebt auch er in der Mrozek-Hochburg Straubing, allerdings spielt er nicht beim VfB, sondern seit dieser Spielzeit bei Regionalligist SpVgg Hankofen-Hailing. Von dort aus beobachtet er das Zusammenspiel von Bruder und Vater beim Landesligisten. Justin ist sich sicher: "Irgendwann werden wir alle drei vereint sein. Wann und wie ist noch offen.“ Schmunzelnd ergänzt er: "Vielleicht Papa, der ja dann schon ziemlich alt ist, als sportlicher Leiter, Lukas und ich als Spielertrainer."

Solche, selbst etwas irrsinnige, weil sehr weit in der Zukunft liegende Gedankengänge sind innerhalb der Familie Mrozek keine Seltenheit. Denn es dreht sich den lieben langen Tag nur um das runde Leder bei ihnen. "Es ist aber nicht so, dass wirklich ausschließlich über Fußball gesprochen wird", betont Vater Gregor. "Wir sind eine Familie wie jede andere auch." Die Ausnahme: Die Wochenenden sind meist verplant. Familienzeit bedeutet Fußballzeit. Der gemütliche Samstag- oder Sonntagnachmittag findet nicht im Garten bei Kaffee und Kuchen statt, sondern mit Schienbeinschonern und knackigen Zweikämpfen auf den Fußballplätzen der Region.

Sport spielt im Familienstammbaum seit jeher eine große Rolle. Als Gregor mit seinen Eltern 1989 von Polen nach Deutschland kam, standen allerdings andere Mannschaftswettkämpfe im Fokus. "Meine Mama war Volleyballerin, mein Papa Tischtennisspieler. Deshalb bin ich mit neun Jahren auch erst relativ spät zum Fußball gekommen." Über Cham und die Jung-Löwen landete Mrozek senior bei Freier TuS und Post Süd Regensburg, eher er beim VfB Straubing immer wieder eine sportliche Heimat fand.

Lukas bei Fürth, Justin beim Jahn: Die jüngere Mrozek-Generation blickt auf eine hochklassige Ausbildung zurück.
Lukas bei Fürth, Justin beim Jahn: Die jüngere Mrozek-Generation blickt auf eine hochklassige Ausbildung zurück. – Foto: Familie Mrozek

Während der 42-Jährige über "learning by doing" zur endgültigen Entfaltung seines Potenzials gelangte, wurden seine Söhne Justin und Lukas schon früh gefördert und gefordert. Justin verbrachte große Teile seiner Nachwuchszeit beim SSV Jahn Regensburg, Lukas bei der SpVgg Greuther Fürth.

Wer der Talentiertere ist? "Sicher nicht Papa", neckt Justin. Sein Vater lacht herzlich und ergänzt: "Stimmt, Technik hatte ich keine. Ich konnte nur schnell laufen." Lukas hakt ein: "Das muss aber schon lange her sein." Allgemeines Gelächter, ehe Gregor ganz im Sinne des Familienoberhauptes als Erster wieder ernst und sachlich wird: "Ganz ehrlich: Justin ist der talentiertere, Lukas der fokussiertere." Das Ergebnis: Justin spielt (noch) Landesliga, Lukas bereits 4. Liga.

"Er ist ein regionales Talent und für unseren Kader sehr wertvoll. Er hat vielleicht nicht das Gardemaß für einen Innenverteidiger, aber eine beeindruckende Zweikampfstärke, ein sehr gutes Stellungsspiel, ist kopfballstark und überzeugt mit einem sehr guten Spielaufbau", lobt Tobias Beck, Spielertrainer der SpVgg Hankofen-Hailing, seinen Schützling. "Nichtsdestotrotz ist bei Lukas noch Potenzial vorhanden, das wir ihm auch rauskitzeln wollen."

Innenverteidiger Lukas ist bei Regionalligist Hankofen drauf und dran, sich in die Stammformation zu kämpfen.
Innenverteidiger Lukas ist bei Regionalligist Hankofen drauf und dran, sich in die Stammformation zu kämpfen. – Foto: Paul Hofer


Und der Status der übrigen Mrozeks beim VfB Straubing? Trotz einer sportlich sehr, sehr schwierigen Situation sitzt Papa Gregor bei den Gäubodenstädter fest im Sattel.Die Vorstandschaft des VfB ist - wie auch letzte Saison - der festen Überzeugung, dass der Trainer und der Sportliche Leiter die geeigneten Kräfte sind, um das Saisonziel Landesliga-Erhalt zu erreichen. Beide stehen nach wie vor überhaupt nicht zur Diskussion und genießen unser vollstes Vertrauen“, äußerte sich VfB-Vorstand Manfred Schötz jüngst gegenüber FuPa.

Neben Gregor hat sich auch Justin in Straubing durchgesetzt – wenn auch, natürlich, auf eine andere Art und Weise. Obwohl erst 19 Jahre alt, hat der Mittelfeldspieler in den vergangenen beiden Spielzeiten 50 Landesliga-Partien bestritten. Trotz seiner Jugend gehört er also zum Stammpersonal einer Truppe, bei der aufgrund der Tabellenkonstellation eher die Gegenwart als die Zukunft wichtig ist. Er spielt, weil er sofort weiterhilft und nicht, weil er eine gute Perspektive hat.

Und er läuft nicht auf, weil sein Papa an der Linie steht. Trotzdem - ist eher der richtige Begriff. Denn der 42-Jährige ist keiner, der seine Jungs in Watte packt. Er ist ihr größter Kritiker und gleichzeitig Förderer. Schafft es aber, keine Grenzen zu überschreiten und nicht als nerviger Besserwisser aufzutreten, wie Justin und Lukas unisono bestätigten. "Wir verspüren nie Druck", sagt Erstgenannter. Zweiterer fügt hinzu: "Er unterstützt uns, wo es nur geht. Und wenn es ein Einzeltraining im heimischen Garten ist. Gezwungen werden wir aber nie zu etwas."

Müssen sie auch gar nicht. Denn Leidenschaft treibt einem an. Und davon haben die Mrozeks ausreichend. Vor allem für den Fußball. Soviel, dass jeder mehr als genug hat – und etwas abgegeben könnte...

Mittelfeldspieler Justin gehört bei Landesligist Straubing trotz seiner Jugend bereits zu den Leistungsträgern.
Mittelfeldspieler Justin gehört bei Landesligist Straubing trotz seiner Jugend bereits zu den Leistungsträgern. – Foto: Stefan Ritzinger

Aufrufe: 013.12.2022, 12:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor