2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Pressefoto Eibner

Die möglichen Folgen einer Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften

Es ist ein Thema, das seit 2012 Fans und Vereine beschäftigt, als die fünfgleisige Regionalliga eingeführt wurde.

Seitdem steigen erstmals in der vierten Spielklasse nicht mehr alle Meister auf. Klub-Vertreter aus den Regionalverbänden Nord, Nordost und Bayern haben nun ein Modell ausgearbeitet, dass die Aufstockung der 3. Liga auf 22 Mannschaften beinhaltet, um wieder allen Regionalliga-Meistern den Aufstieg zu garantieren. Es ist an sich kein neues Konzept, aber einige Jahre sind ins Land gegangen und erneut wird versucht, dafür Mehrheiten zu gewinnen.

FuPa Westfalen hat die einzelnen Konsequenzen unter die Lupe genommen:

1. Anzahl der Spieltage

Bereits jetzt absolvieren die Drittligisten die meisten Ligaspiele aller drei Profi-Ligen in Deutschland. 38 Spieltage, die zeitgleich mit der 2. Bundesliga enden müssen, damit die Relegation danach ausgetragen werden kann. Die aktuelle Saison kann wegen der Winter-WM nicht als "Rechenbeispiel" dienen, aber in der Saison 2021/22 gab es lediglich zwei "englische Wochen" im Rahmenterminkalender. Klar wäre, dass vier "englische Wochen" hinzukämen, wenn bei einer Liga mit 22 Mannschaften insgesamt 42 Spieltage auszutragen sind.

2. Anzahl der Aufsteiger zur 2. Bundesliga

An sich würde sich nichts ändern. Platz 1 und 2 steigen direkt auf, Platz 3 darf in die Relegation gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga. Während dieser jedoch nur 34 Spieltage in den Knochen hat, wären es für den Tabellendritten der 3. Liga dann schon satte acht Spieltage mehr, die die Chance auf den Aufstieg möglicherweise um ein paar Prozente verringern würden.

3. Anzahl der Absteiger zu den Regionalligen

Damit alle fünf Regionalliga-Meister aufsteigen können, müssten logischer natürlich auch fünf Mannschaften aus der 3. Liga absteigen. Deswegen der Vorschlag der Aufstockung, so dass sich dies kaum bemerkbar machen würde. Seit der Saison 2018/19 steigen vier Mannschaften aus der 3. Liga mit 20 Mannschaften ab (20%). Künftig wären es dann fünf Mannschaften bei einer 22-Liga (22,72%).
Ein "altes" Problem dürfte nur sein, dass die Drittligisten damals einem vierten Absteiger nur unter der Prämisse zugestimmt hatten, dass die Regionalligen auf vier Staffeln reduziert werden. Ein Punkt, der bis heute nicht erfüllt wurde, da niemand bereit ist, "seine" Regionalliga abzugeben. Vergessen haben, dürften dies die Drittligisten nicht.
In der Übergangssaison 2023/24 gäbe es bei dem vorgeschlagenen Konzept immerhin den "Bonus" für die Drittligisten, dass nur drei Mannschaften absteigen, bevor es dann zur 22er-Liga mit fünf Absteigern kommt. Kurzfristig gedacht, sicherlich auch von Vorteil für die aktuellen Drittligisten.

4. Anzahl der DFB-Pokal-Plätze

Seit Einführung der 3. Liga zur Saison 2008/09 hat sich die Zusammensetzung des DFB-Pokals nicht mehr verändert. Neben den 36 Mannschaften der 1. und 2. Bundesliga qualifizieren sich die besten vier Mannschaften der 3. Liga sowie 24 Vertreter aus den Landesverbänden. Um den Drittligisten das Modell einer 22er-Liga schmackhaft zu machen, sieht das Konzept vor, dass künftig sechs statt bisher vier Teams aus der 3. Liga direkt für den DFB-Pokal qualifiziert sind.
Das könnte zur Folge haben, dass den größten Landesverbänden Bayern, Westfalen und Niedersachsen der zweite Teilnehmer gestrichen werden müsste. Nur noch ein Landesverband kann einen zweiten Teilnehmer stellen, um die 1. DFB-Pokalrunde mit 64 Mannschaften zu vervollständigen. Ein faire Lösung könnte hier sein, die zweiten Vertreter aus Bayern, Westfalen und Niedersachsen (ggf. auch noch mit dem viertgrößten Landesverband Württemberg) einen DFB-Pokal-Teilnehmer ausspielen zu lassen.
Möglich wäre aber auch eine komplette Reform des DFB-Pokals, um die Gesamtanzahl der Teilnehmer zu erhöhen. Beispielsweise mit zunächst Freilosen für die 36 Erst- und Zweitligisten, so dass alle Drittligisten mit Vertretern der Landesverbände die restlichen 28 Teilnehmer ausspielen. Damit bliebe allen Drittligisten auch die Teilnahme am Landespokal mit den Amateurvereinen erspart.

5. Fernsehgelder

Kürzlich hatte der Deutsche Fußball Bund (DFB) bekanntgegeben, dass die Gesamterlöse für die Drittligisten durch einen neuen TV-Vertrag zur Saison 2023/24 von 15,65 auf 26,2 Millionen Euro pro Saison steigen. Eine Erhöhung auf 22 Mannschaften würde natürlich bedeuten, dass "zwei Mäuler" mehr bedient werden müssten, so dass insgesamt wieder für jeden weniger bleibt. Grob gesagt wären es also ca. 10 Prozent weniger Fernsehgeld für die Drittligisten bei einer Aufstockung auf 22 Mannschaften, weswegen sich die Regionalligisten aber auch einen Bonus der Deutschen Fußball Liga (DFL) erhoffen. Über eine Summe von fünf Millionen wurde berichtet, die das vorgenannte Minus wieder ausgleichen würde.
Noch vor etwa drei, vier Jahren hieß es, dass "die wirtschaftlichen Voraussetzungen für 22 Mannschaften in der 3. Liga" nicht gegeben sind. Der damalige DFB-Vize Dr. Reinhard Koch sagte, "die finanzielle Situation der Drittligisten sei zu schlecht, als dass man beliebig die Anzahl der Vereine erweitern könnte." Vielleicht etwas, dass zum heutigen Zeitpunkt dann doch etwas anders gesehen wird.

6. Welche Varianten wurden noch überlegt?

Zwei Varianten schienen zuvor ebenfalls in der engeren Auswahl, die aber lediglich die Regionalliga tangieren würden.
Die Reduzierung der Regionalliga-Staffeln auf vier würde das im Jahre 2012 geschaffene System über den Haufen werfen. Damals wanderte die 4. Liga von der Zuständigkeit des DFB zurück an die Regional- und Landesverbände, so dass die Staffeln von 3 auf 5 erweitert wurden. Niemand war bisher bereit, "seine" Staffel aufzugeben.
Eine andere Variante wäre, dass keinem Regionalliga-Meister das direkte Aufstiegsrecht zugesprochen würde. Alle fünf Meister würden untereinander die vier Aufsteiger ausspielen.
Mehrheitsfähig schienen diese Varianten aber nicht, so dass die Aufstockung der 3. Liga nun wieder auf den Tisch kommt und "die Lösung aller Probleme" sein soll.

Aufrufe: 014.11.2022, 12:00 Uhr
sbAutor