2024-04-30T08:05:46.171Z

Allgemeines
– Foto: IMAGO / Schumann

Die Deutsche Amateurmeisterschaft muss wiederbelebt werden!

Es sind schwierige Zeiten im gehobenen Amateurfußball, insbesondere im Westen, wo die Anforderungen für die Regionalliga, die bekanntlich "nur" die vierthöchste Spielklasse íst, immer weiter ansteigen.

Während der Corona-Pandemie gab es große Diskussionen, ob die Regionalliga West wie der Profifußball von Liga 1 bis 3 fortgesetzt werden darf. Das Land NRW befürwortete dies und stufte damit die 4. Liga auch als "Profi-Liga" ein.

Aber was macht nun ein (Amateur-)Verein in der 5. Liga, der dort richtig gut unterwegs ist, oben mitspielt, aber aufgrund der hohen Anforderungen auf den Sprung in die 4. Liga verzichten möchte oder sogar muss, weil ihm gar nichts anderes übrig bleibt?

Der Hauptsponsor des 1. FC Kaan-Marienborn, der sich aus der Regionalliga in die Kreisliga C zurückziehen wird, machte kürzlich deutlich: "Mit welcher Motivation sollen wir in der Oberliga spielen? Wir können doch nicht in die Regionalliga aufsteigen." Auch der Vorsitzende schlug in eine ähnliche Kerbe: "Melodramatisch gesagt, wurde uns doch auf alle Ewigkeit die Perspektive genommen. Es ist kein Ziel mehr da, außer Jahr für Jahr den Abstieg zu verhindern."

>> Alle Endspiele und Sieger der deutschen Amateurmeisterschaft

Aber sollen nun plötzlich alle Geldgeber in der 5. Liga aussteigen, nur weil als reiner Amateurverein damit das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Mitnichten, muss die Antwort lauten. Viele Vereine sehen sich als Ausbildungsverein für den Profifußball, spielen gerne attraktiven und erfolgreichen Fußball mit jungen, talentierten Spielern oder sind schlichtweg das (Amateur)-Aushängeschild in ihrer Stadt oder Region.

Das "Denken" des Käner Hauptsponsors oder des Vorsitzenden ist vielen lokalen Geldgebern oder Verantwortlichen wahrscheinlich eher fremd. Die Unterstützung des heimischen Vereins mit seinen heimischen Sportlern steht im Vordergrund, und im Seniorenbereich in der 5. Liga bestmöglich abzuschneiden, ist sicherlich vielfach auch ein Ziel.

Doch komplett falsch sind die Aussagen natürlich auch nicht. Denn egal wie man der zunehmenden Professionalisierung der 4. Liga gegenüber steht, kann man nur der Meinung sein, dass der Amateurfußball dabei nicht auf der Strecke bleiben darf. Doch was kann man für Ziele im Amateurfußball schaffen?

Die Deutsche Amateurmeisterschaft

Es gibt ein "Relikt aus früheren Zeiten", das nur wieder einen hohen Stellenwert in Deutschland bekommen muss. Und schon könnte eine gute Platzierung in der Oberliga zu deutschlandweiter Bekanntheit und Aufmerksamkeit führen. Die Deutsche Amateurmeisterschaft!

Erstmals wurde diese 1951 ausgetragen. Mit der Zeit und der immer wieder reformierten Ligastruktur in Deutschland veränderte sich natürlich auch der Modus. Mit Einführung der deutschlandweiten Oberliga spielten von 1978 bis 1994 entsprechend Oberligisten den "Amateurmeister"-Titel unter sich aus.

Mit Einführung der Regionalliga ging der Wettbewerb 1995 dorthin über. Zuletzt war es sogar in der Saison 1997/98 so, dass die Amateurmeisterschaft mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga verbunden war. Irgendwie schon ein Widerspruch in sich, so dass man nach inzwischen ins Land gegangenen 25 Jahren sagen muss, dass das Ende des Wettbewerbs in dieser Form programmiert war.

Die Deutsche Amateurmeisterschaft muss auch wieder unter Amateurvereinen ausgetragen werden und könnte so ganz neuen Glanz erhalten. Warum also nicht den besten Oberligisten in Deutschland einen neuen Wettbewerb widmen. Es ist die höchste reine Amateurspielklasse. Darunter Jahr für Jahr den besten Amateurverein in Deutschland zu ermitteln, wäre sicherlich ein Highlight für jeden Amateurfußballer.

Diese Regionalverbände gibt es in Deutschland

Zuerst ist anzumerken, dass es in Deutschland unterschiedliche Verantwortungshierarchien gibt. Während im Osten und Südwesten beispielsweise die fünfthöchste Spielklasse, also die Oberliga, den Regionalverbänden zugeordnet ist, sind im restlichen Teil Deutschlands die Landesverbände verantwortlich. Wir haben hier die Regionalverbände nach Anzahl der Vereine aufgelistet.

Süddeutscher Fußballverband | 9767 Vereine | 60564 Mannschaften

Westdeutscher Fußballverband | 4528 Vereine | 34164 Mannschaften

Nordostdeutscher Fußballverband | 4281 Vereine | 21847 Mannschaften

Norddeutscher Fußballverband | 3735 Vereine | 26864 Mannschaften

Fußball-Regional-Verband Südwest | 2431 Vereine | 11438 Mannschaften

Wie könnte sich eine Deutsche Amateurmeisterschaft zusammenstellen?

Bei aktuell zwölf Oberligen bietet sich ein Wettbewerb mit 16 Mannschaften an. Als größte Verbände erhalten Bayern und der Westen jeweils vier Plätze, der Nordosten und der Norden jeweils drei Plätze und der Südwesten als kleinster Verband zwei Plätze.

Oberliga Baden-Württemberg (2) | Bayernliga (2)

Oberliga Westfalen (2) | Oberliga Niederrhein (1) | Mittelrheinliga (1)

Oberliga Nordost (3)

Oberliga Niedersachsen (1,5) | Oberliga Schleswig-Holstein (0,5) | Bremen-Liga (0,5) | Oberliga Hamburg (0,5)

Oberliga Rheinland-Pfalz (1) | Hessenliga (1)

Wie könnte der Modus aussehen?

Ein einfaches K.o.-System mit 16 Mannschaften ist der schlankste Modus. Um die Entfernungen zunächst gering zu halten, bietet es sich an, nach regionalen Gesichtspunkten das Achtelfinale zu setzen. Beispielsweise:

Baden-Württemberg - Bayern

Bayern - Baden-Württemberg

Westfalen - Niederrhein

Mittelrhein - Westfalen

Nordost - Nordost

Nordost - Niedersachsen

Niedersachsen/Schleswig-Holstein - Bremen/Hamburg

Rheinland-Pfalz - Hessen

Ab dem Viertelfinale sollten sich alle Vereine mischen, um den nationalen Flair in die Amateurmeisterschaft hineinzubringen.

Welche Hürden gibt es bei der Umsetzung?

Zunächst gibt es sicherlich Oberligisten, die trotzdem kein Interesse an diesem Wettbewerb haben, da einzig und allein der Aufstieg in die Regionalliga zählt. Hier sollte es eine Meldefrist für alle Oberligisten geben. Es sollte natürlich die Option geben, dass nur teilgenommen wird, falls der Regionalliga-Aufstieg nicht gelingt, damit ggf. die nächstbeste Mannschaft nachrückt.

Wer teilnehmen möchte, muss beispielsweise bis zum 1. Mai jeden Spieljahres ggf. mit der vorgenannten Option melden, so dass es nach Saisonende keine Diskussionen gibt, wer für die Deutsche Amateurmeisterschaft "qualifiziert" ist.

Der Termin der Austragung bedarf einer grundsätzlichen Abstimmung zwischen allen für die Oberligen verantwortlichen Verbände. Bestenfalls enden alle Oberligen am selben Termin, um dann - zeitgleich zu teilweise auch stattfindenden Aufstiegsrelegationen - in zwei englischen Wochen (MI/SO/MI/SO) nach Saisonende den Amateurmeister zu ermitteln. Ggf. könnte der Wettbewerb auch vor der darauffolgenden Saison ausgetragen werden.

Wenn neutrale Spielstätten nicht zu bekommen sind oder einen zu großen organisatorischen Aufwand bedeuten, kann die Lösung nur das Los sein, das über das Heimrecht der jeweiligen Begegnung entscheidet.

Der Turnierbaum sollte möglichst direkt feststehen, damit die Gewinner der jeweiligen Runden beim ggf. eng getakteten Zeitplan direkt weiterplanen können.

Was wäre noch interessant?

Prämien, wie man aus den Verbandspokalen kennt, wären natürlich auch ein finanzieller Anreiz. Ggf. muss ein Amateurverein drei "weite" Auswärtsfahrten auf sich nehmen, um den Titel zu erringen. Da kann eine gewisse Kostendeckung nicht schaden.

Ein besonderer Anreiz könnte die Schaffung eines DFB-Pokal-Platzes für den Amateurmeister sein. Aktuell werden drei verbleibende Plätze den Verbänden Bayern, Westfalen und Niedersachsen als zweiten DFB-Pokal-Startplatz zugewiesen. Faktisch sind also vakante Plätze vorhanden, wovon einer dem Sieger der Amateurmeisterschaft zugeordnet werden könnte.

Eine TV-Vermarktung des Endspiels wäre natürlich das Nonplusultra und könnte für alle beteiligten Parteien eine Win-Win-Situation darstellen. Hier dürfen sich DAZN, Sky, Sport 1 oder Privatsender und erst recht die öffentlich-rechtlichen Kanäle angesprochen fühlen.

Wurde schon mal versucht, die Amateurmeisterschaft wiederzubeleben?

Tatsächlich hat dies im Jahr 2014 der damalige Sport-1-Chefredakteur Olaf Schröder versucht. Die Betonung liegt auf "versucht". Denn der Ansatz war, den besten Regionalligisten zu ermitteln. Schröder sagte, "dass sich die Regionalliga-Mannschaften die Champions League der Amateure nennen."

Er wollte den "echten Champion" ermitteln. Mit dem heutigen Blick auf die Regionalliga ist es nicht überraschend, dass die Idee komplett ins Leere lief. Von dem Vorhaben war schon im Jahr 2015 kaum noch etwas zu lesen. Wie eingangs erwähnt, war die Regionalliga sicherlich auch der falsche Anlaufpunkt, um Begeisterung zu entfachen.

Es ist die Zeit gekommen, die Oberligen ins Boot zu holen und ein ganz neues Highlight im heutigen Amateurfußball-Zeitalter zu schaffen!

Aufrufe: 05.4.2023, 07:34 Uhr
sbAutor