2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wormatia-Mittelfeldspieler Jannik Marx kann es nicht fassen. Die Wormser verlieren auch das Heimspiel gegen den SGV Freiberg.
Wormatia-Mittelfeldspieler Jannik Marx kann es nicht fassen. Die Wormser verlieren auch das Heimspiel gegen den SGV Freiberg. – Foto: Christine Dirigo/pakalski-press

Der nächste Wormatia-Tiefschlag

Wormser Fans kritisieren nach 1:3-Niederlage gegen SGV Freiberg lautstark Spieler und Verantwortliche des Vereins

WORMS. Es ist der bisherige Tiefpunkt der Saison. Die Wormatia ist nach der 1:3 (0:1)-Niederlage am Boden. Die Spieler, der Staff, die Zuschauer. Nach dem Schlusspfiff eskaliert die Situation in der EWR-Arena an der Alzeyer Straße. Vereinzelte Anhänger des VfR Wormatia Worms nehmen sich wortlaut die Spieler zur Brust und beschimpfen die Akteure. Manche Spieler haben Tränen in den Augen und stellen sich dem wütenden Anhang, andere verschwinden sofort in die Katakomben. Ein, zwei Spieler verharren auf dem Spielfeld – regungslos. Die meisten Wörter, die von der Tribüne in Richtung Innenraum fliegen, sind unter der Gürtellinie.

Wormatia-Trainer Peter Tretter nehmen die aufgebrachten Fans bei ihrer Kritik aus. Doch nahe geht ihm die Situation dennoch. Er sieht sich in der Verantwortung und sagt bei der anschließenden Pressekonferenz vielsagend: „Ich mache mir momentan selber die größten Vorwürfe. Aktuell gelingt es mir nicht, hier das zu bewegen, was ich mir vorgenommen habe.”

Trainer Peter Tretter nach Spielschluss geknickt

Die Realität sieht trist aus. Gegen Freiberg hat es die Wormatia erneut verpasst, einen direkten Konkurrenten zu schlagen. Wieder war der Gegner nicht besser. Wieder aber abgezockter, robuster - effizienter. Auch eine Überzahl hilft den Wormser nicht, offensiv gelingt auch nach der Hinausstellung von Filimon Gerezgiher (78.) nichts. Davor: Viele Abschlüsse aus der Distanz, einige davon auch durchaus gefährlich – wenige Hochkaräter. Die Wormser präsentierten sich erneut ohne Durchschlagskraft im Angriff, wo Daniel Kasper schmerzlich vermisst wird. Im Mittelfeld fehlte Kapitän Sandro Loechelt an allen Ecken und Enden. Im Spiel mit dem Ball und gegen den Gegner. Im Abwehrzentrum waren die jungen Ramzi Ferjani und Niklas Jeck überfordert. Eine Spielerpersönlichkeit wie Jean-Yves Mvoto (Kreuzbandriss), der die Jungen auf dem Platz führen könnte – sitzt abseits des Spielfeldes. Neben Sandro Loechelt. Und die Spieler auf dem Platz? Sind aktuell verunsichert, stecken im Leistungstief und sind dem Druck im Abstiegskampf nicht gewachsen.

Die Bilder zum Spiel findet ihr hier.

Peter Tretter sagt: „Die Qualität im gesamten Kader ist nicht gut genug, das muss ich so klar sagen. Wir stoßen an unsere Grenzen.” Das Problem: Zu Beginn des Jahres gelang es der Mannschaft, die spielerische Unterlegenheit durch kompaktes Abwehrverhalten etwas zu kompensieren. Auch das ist nicht mehr der Fall. „So naiv, wie wir heute verteidigt haben, hat man es auch nicht verdient zu gewinnen”, sagt der Trainer resigniert. Beim ersten Gegentor fallen die Wormser auf eine ihnen eigentlich bekannte Eckballvariante rein. Ball an den ersten Pfosten, Kopfballverlängerung. Einfaches Prinzip. Unter der Woche hat das Wormser Trainerteam die Mannschaft auf die Variante der Freiberger vorbereitet. Im Spiel verliert Melvyn Lorenzen den Zweikampf am ersten Pfosten und vor dem Fünfmeterraum wird Ouadie Barini völlig freigelassen. An der Seitenlinie tobt Tretter – es steht 0:1 (44.).

Nächstes Beispiel des schwachen Wormatia-Auftritts: Nach einem umstrittenen Foulelfmeter-Treffer (52.) von Jannik Marx (Fischer war zuvor im Strafraum am Torschuss gehindert worden) genügte den Gästen ein langer Ball nach Wiederanpfiff, um die gesamte Wormser Hintermannschaft ins Straucheln zu bringen. Weil keiner der Defensivakteure den Ball klären kann, trudelt dieser über Umwege auf die rechte Seite. Dort steht VfR-Verteidiger Henrique Damaceno zu weit im Zentrum und der freie Gegenspieler und Ex-Wormate Gerezgiher trifft nur wenige Augenblicke nach dem Ausgleichstreffer der Wormser zum 1:2 (53.). Die kurz entfachte Euphorie – sie war nach nicht einmal 60 Sekunden schon wieder verpufft.

Der Frust sitzt tief

Und die schwäbische Gastmannschaft, die gar nicht besonders gut spielen musste, erhielt ein weiteres Geschenk: Minute 78, erneut Konfusion im Deckungszentrum der Wormser. Ein Steckpass genügt und SGV-Spieler Barini steht mutterseelenallein an der Grundlinie, wartet auf den einlaufenden Mitspieler Marcel Sökler, bedient diesen mustergültig – 1:3. Tretter sagt frustriert: „Was uns in den ersten Wochen stark gemacht hat, das eigene Tor zu verteidigen, klappt nicht mehr. Ich verliere gerade ein bisschen den Glauben und muss drei Tage in mich gehen und mir Gedanken machen, wie es weiter geht.”

Die tief blickenden Worte passten zur Gemengelage nach dem Abpfiff. Frust überall - auf dem Platz, auf den Rängen. Dabei ging fast ein bisschen unter, dass mit den Eigengewächsen Luca Manganiello und Elias Holzemer zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in den letzten Minuten mit erfrischenden Auftritten auf sich aufmerksam gemacht hatten. Zwei Spieler, denen unabhängig von der Ligazugehörigkeit in den kommenden Jahren die Zukunft gehören könnte. Und die kann, bei aller Negativität, die nach Abpfiff über der EWR-Arena schwebte, noch immer Liga vier heißen. Auch Hessen Kassel hat verloren und ist weiterhin nur vier Punkte vor der Wormatia platziert. Abgestiegen ist die Wormatia, trotz Untergangsstimmung, nämlich noch nicht.

Aufrufe: 030.4.2023, 20:00 Uhr
Stefan MannshausenAutor