2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Konkurrenten, aber auch ein Team - so lässt sich das Torwartmiteinander beim FC Eintracht Bamberg beschreiben.
Konkurrenten, aber auch ein Team - so lässt sich das Torwartmiteinander beim FC Eintracht Bamberg beschreiben. – Foto: Sascha Dorsch

Dellermann? Olschewski? Christian Cana und die Qual der Wahl

Christian Cana, Torwarttrainer vom FC Eintracht Bamberg, spricht über das heiße Duell um den Platz in Kasten in seinem Verein. Er geht aber auch auf das Torwartspiel allgemein ein und nennt seine "Top drei" der Bayernliga.

Das wohl heißeste Rennen um den Platz zwischen zwei Pfosten in der jüngsten Vergangenheit lieferten sich Oliver Kahn und Jens Lehmann Mitte der 00er-Jahre. Auch der FC Eintracht Bamberg hat ein solches Duell - das aber bei weitem nicht so emotional geführt wird. Fabian Dellermann und Ben Olchewski streiten sich darum, wer jeweils in der Startelf des Bayernligisten stehen darf. Deren Torwarttrainer Christian Cana spricht im Interview über diese sportliche Auseinandersetzung, über das Tormann-Spiel im Allgemeinen - und er nennt seine "Top drei" der Keeper in der Bayernliga Nord.

Christian, mit Fabian Dellermann und Ben Olschewski hat der FC Eintracht Bamberg aktuell zwei Torhüter, die auf Augenhöhe agieren. Ist das für einen Trainer Luxus oder eher Belastung? Und nach welchem Prinzip werden die beiden eingesetzt? Gibt es einen festen Plan?
Keinesfalls Belastung. Ich würde sagen: Spaß und Luxus. Spaß, weil die Jungs sich gegenseitig super pushen und das menschlich großartig miteinander machen. Und Luxus, weil du einfach die Qual der Wahl hast und das schon, denke ich, in der Liga einzigartig ist.

Nachdem beide auf Augenhöhe sind, versuchen wir es auch gerecht aufzuteilen. Die Idee ist, dass jeder zwei Spiele am Stück macht. Daran werden wir uns aber nicht sklavisch streng halten. Wenn es eine Spielidee für einen gewissen Gegner gibt oder – wie jetzt eben – Delle im Urlaub ist, dann kommt die Reihenfolge sicher außer Tritt.



Wir wollen dich nun nicht bitten, die beiden zu vergleichen, sondern fragen anders herum. Welche drei Stärken hat der einzelne jeweils?
Raffiniert gefragt. Fangen wir mit Delle an. Er hat sicher große Stärken im fußballerischen Bereich. Er kann das Spiel gut lesen und spielt wirklich gute Bälle. Das gibt auch den Innenverteidigern eine gewisse Leichtigkeit, weil sie wissen, dass sie ihn jederzeit anspielen können. Zum Zweiten hat er auch ein herausragendes 1:1-Spiel. Hier hat er sich noch einmal weiterentwickelt. Und schlussendlich: Er strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, wirkt extrem sachlich und überträgt dies auch in hektischen Phasen auf die Mannschaft.

Bei Ben sehe ich für sein junges Alter schon ein sehr gutes 1:1 Spiel - hier hat er sich wie Delle noch einmal entwickelt. Ich beobachte an ihm ein sehr starkes Torwartspiel auf der Linie. Er setzt seine Athletik und Größe perfekt ein. Und schließlich: Er hat eine unglaubliche Reaktionsfähigkeit, ist für seine Größe schnell am Boden und hat eine gewisse Leichtigkeit in seinem Spiel.

Du kennst die Bayernliga sehr gut. Unsere Keeper ausgenommen: Wer findet sich unter den Hütern dort in deiner „Top Drei“?
Donaustauf und Regensburg 2 kenne ich noch nicht. Aus dem, was ich bisher gesehen habe, würde ich folgende Keeper nennen: Tugay Akbakla von Eltersdorf, Michael Kraut vom SC Feucht und Christopher Sommerer von der DJK Ammerthal. Aber: Da brauchen sich Delle und Ben auch nicht verstecken.

Seit 2018 der Mann für die Tormänner beim FC Eintracht Bamberg: Christian Cana.
Seit 2018 der Mann für die Tormänner beim FC Eintracht Bamberg: Christian Cana. – Foto: Sascha Dorsch


Schauen wir mal auf das Torwartspiel allgemein. Wenn ein 12-Jähriger zu dir kommt und sagt: „Ich will später ein guter Torwart werden. Woran muss ich arbeiten? Was zeichnet den perfekten Keeper in der Bayernliga aus?“. Was sagst du dem?
Ganz oben: fleißig sein und ambitioniert sein. Arbeit schlägt Talent. Natürlich braucht es entsprechende körperliche Voraussetzungen, aber das wäre mein erster Punkt. Und dann: Das fußballerische Element wird immer wichtiger. Wenn du gepresst wirst, brauchst du einen Keeper, der ruhig bleibt und die Kugel spielen kann. Also nicht zu früh auf die Torwartposition festlegen, auch im Feld dabei sein und Wettkampferfahrung sammeln.

Wichtig ist auch eine gute technische Ausbildung. Wie bewege ich mich, wie fange ich Bälle, wie drück ich mich ab? Hier braucht es gute Trainer, die korrigieren und Grundtechniken perfektionieren. Mit 19 oder 20 kannst du das nur noch schwer korrigieren. Und schließlich gibt es auch schon eine „Torwarttaktik“. Wie stehe ich bei Flanken, wie im Raum bei eigenem Angriff und so weiter. Das sind vielleicht Kleinigkeiten, aber in der Summe wichtig.

Man sieht es auch an unseren jungen Keepern im Nachwuchsbereich. Ein Lukas Rebhan hat sich hier seit Jahren entwickelt, der ist unglaublich fleißig und zielstrebig mit seinen 17 Jahren, geht diesen Weg konsequent. Für mich das nächste Riesentalent aus unserer Jugendarbeit, der dann auch bald bei uns sein wird.

Vielen Dank für das Gespräch, weiterhin alles Gute - und noch viel Freude mit Deinen Tormännern.

Aufrufe: 07.9.2022, 20:00 Uhr
Domreiter-Echo/Helmut WeigerstorferAutor