2024-04-30T08:05:46.171Z

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Der FC Wegberg-Beeck versucht sich zum vierten Mal in der Regionalliga West.
Der FC Wegberg-Beeck versucht sich zum vierten Mal in der Regionalliga West. – Foto: Michael Schnieders

Das gallische Dorf Beeck spielt wieder Regionalliga

Meister Hennef hat am Mittwoch erwartungsgemäß seinen Verzicht auf die Regionalliga erklärt – der Weg für den FC Wegberg-Beeck ist damit frei. Der steigt zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2020 in die Regionalliga West auf.

Skurrile Szenen hatten sich am späten Sonntagnachmittag im Beecker Waldstadion nach dem 0:2 der Heimelf im „Endspiel“ gegen den FC Hennef abgespielt: Beecker gratulierten Hennef zur Meisterschaft – und Hennefer umgekehrt Beeck zum Aufstieg. Zu dem Zeitpunkt hatte es sich eben schon mehr als nur abgezeichnet, dass Hennef von seinem Aufstiegsrecht keinen Gebrauch machen würde – nur: Amtlich war das eben noch nicht.

Seit Mittwochmittag ist das nun aber der Fall. Da erhielt Beecks Vorsitzender Marcus Johnen einen Anruf von Maximilian Gaar. Der Referent Spielbetrieb & Recht des Fußball-Verbands Mittelrhein teilte Johnen mit, dass Hennef nun offiziell auf den Aufstieg verzichtet hat, für Vizemeister Beeck der Weg in die Regionalliga damit frei ist. Johnens erste Reaktion? „Ich war einfach erleichtert, dass nun Klarheit herrscht. Das gallische Dorf Beeck spielt nun wieder Regionalliga.“ Umgehend informierte er auch die Polizeibehörde des Kreises Heinsberg – die spielt wegen der Sicherheitsanforderungen des Westdeutschen Fußball-Verbands für die 4. Liga eben eine gewichtige Rolle.

Unter dem Eindruck der deprimierenden Niederlage gegen Hennef war für Beecks Verantwortlicheam Sonntagabend noch nicht klar, ob der Verein für Hennef überhaupt in die Bresche springen würde. „Wir müssen das alle erst mal sacken lassen und eine Nacht drüber schlafen“, sagte da Beecks Geschäftsführer, Hauptsponsor und Macher Werner Tellers.

Tags darauf traf sich der geschäftsführende Vorstand, das Trainerteam und der Sportliche Leiter Friedel Henßen, um genau diese Frage zu erörtern. Ergebnis der Zusammenkunft: Man würde den Schritt in die Regionalliga noch einmal wagen.

Nun lag der Ball also im Hennefer Feld. Dessen Präsident Clemens Wirtz hatte am Sonntag erklärt, dafür erst einmal das erste Hennefer Unternehmerfrühstück am Mittwoch abzuwarten – mit dem frischen Rückenwind des Meistertitels würden sich vielleicht da ja noch neue Sponsoren finden, um die Regionalliga wirtschaftlich stemmen zu können.

„Dort wurde aber mit viel Wohlwollen unsere Meinung aufgenommen, zusätzliche Gelder lieber in unsere erfolgreichen U19- und U17-Teams zu stecken“, erklärte Wirtz nun auf Nachfrage dieser Redaktion. Diese beiden Hennefer Jugendteams spielen in der Mittelrheinliga – die U17 hat bis zum hauchdünnen Abstieg wegen des schlechteren Torverhältnisses die vergangenen fünf Jahre sogar in der B-Jugend-Bundesliga gespielt.

„Wir haben vom Mittelrhein-Verband Anfang der Woche ein Schreiben bekommen, dass die Jugend-Mittelrheinligen vom DFB als Regionalligen eingestuft worden sind und daher entsprechende Rahmenrichtlinien gelten. Eine davon ist, dass die Meisterschaftsspiele nur auf Naturrasen stattfinden dürfen, und für die Regionalliga gilt das ja auch. Das können wir aber kaum schaffen, und das war dann neben den für uns eigentlich nicht zu stemmenden wirtschaftlichen, organisatorischen und infrastrukturellen Anforderungen das i-Tüpfelchen für unseren Entschluss, auf die Regionalliga zu verzichten“, führt Wirtz aus.

Für Beeck ist es der vierte Aufstieg in diese Klasse nach 2015, 2017 und 2020. Einer, der alle vier in verantwortlicher Position mitgemacht hat, ist Friedel Henßen. „Der schönste war sicherlich der erste Aufstieg – mit dem entscheidenden 2:0-Sieg am vorletzten Spieltag beim direkten Konkurrenten Bonner SC. Und ebenfalls toll war der zweite – mit einem 4:1 vor großer Kulisse im eigenen Stadion am letzten Spieltag gegen Viktoria Arnoldsweiler“, sagt Beecks Sportlicher Leiter.

Aufstieg Nummer drei war der Corona-Aufstieg, als die Saison im März 2020 nach dem ersten Rückrundenspieltag auch schon abgebrochen wurde. Dass Beeck da aufstieg, war vor allem der 4:1-Gala beim direkten Konkurrenten 1. FC Düren aus der Hinrunde zu verdanken. „Der Aufstieg jetzt fühlt sich auch ein bisschen wie der Corona-Aufstieg an. Die Niederlage gegen Hennef hat schon ein wenig die Euphorie genommen“, räumt Henßen ein.

Er ist übrigens der einzige Beecker Verantwortliche, der in den wilden letzten Tagen konsequent für den Aufstieg plädiert hatte. „Der war für mich schon Pfingstsonntag zum Greifen nahe“, sagt Henßen. Da verlor der Bonner SC in Königsdorf 1:2 – zwischen Beeck und Bonn lagen damit sieben Punkte Differenz. „Da war also klar, dass Bonn uns zwei Spieltage vor Schluss nicht mehr einholen konnte. Ab dann hat sich der Aufstieg doch abgezeichnet“, betont der Sportliche Leiter.

„Das emotionale Moment hat bei den beiden letzten Aufstiegen zwangsläufig gefehlt. Wir freuen uns dennoch, nur eben ein wenig anders. In der neuen Saison sind wir auf alle Fälle als krasser Außenseiter, sind das gallische Dorf“, sagt Tellers – und kündigt an: „Wir werden jetzt Spieler verpflichten, die nicht nur die nötige Klasse haben, sondern einfach auch Bock haben, mit uns das Abenteuer Regionalliga anzugehen. Solche Spieler sind unser Beuteschema.“ Und Henßen ergänzt: „Wir werden dabei auch sehr auf den Charakter achten. Das Menschliche muss in unserem Dorfverein nämlich auch unbedingt stimmen. Ansonsten haben wir in dieser Klasse keine Chance.“

„Die Enttäuschung war am Sonntag groß, die Freude ist es jetzt aber genauso. Den Aufstieg haben wir uns auch verdient – gerade mit Blick auf die vielen Langzeitausfälle, die wir kompensieren mussten“, sagt Trainer Mark Zeh. Der hat sich in der Regionalliga schon mal umgehört – auch bei den Mitaufsteigern. „Wir werden der einzige Verein sein, der die Regionalliga mit Feierabendfußballern angeht.“

Aufrufe: 014.6.2023, 23:15 Uhr
Mario EmondsAutor