2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die erste Mannschaft von Wickrathhahn ist in die Kreisliga A aufgestiegen.
Die erste Mannschaft von Wickrathhahn ist in die Kreisliga A aufgestiegen. – Foto: Theo Titz

BW Wickrathhahn: Zurück zum "schönsten Fußballplatz der Stadt"

Die Anlage von BW Wickrathhahn ist sanierungsbedürftig, weshalb der Verein jetzt Spenden sammelt.

BW Wickrathhahn verfügt über den „schönsten Fußballplatz der Stadt“ – so sagen es die Verantwortlichen. Doch auf der sanierungsbedürftigen Anlage ganz im Südwesten Mönchengladbachs kann seit Jahren kein geregelter Spiel- und Trainingsbetrieb mehr stattfinden. Das möchte der Verein nun ändern und sammelt Spenden. Die ersten Arbeiten haben begonnen.

Wer durch das beschauliche Wickrathhahn ganz im Südwesten Mönchengladbachs läuft – über die Brinkmannstraße, vorbei an der Katholischen Kirche Herz-Jesu, bis zur Priorstraße – der steht nach einigen Gehminuten vor dem Buchholzer Wald. Dort am Waldesrand – im Schatten der hoch gewachsenen Bäume – liegt mitten in der Idylle der Fußballplatz vom FC Blau-Weiß Wickrathhahn.

Im Hermann-Noell-Waldstadion ist an diesem Tag kaum ein Geräusch zu hören, aus dem Wald schallt Vogelgezwitscher, in der Ferne sind vereinzelte Motorengeräusche zu vernehmen, ein Trecker fährt vorbei, auf dem kleinen Parkplatz vor der Sportanlage macht sich gerade eine vierköpfige Familie für den Waldspaziergang bereit. Ansonsten Stille. Selten ist die Geräuschkulisse hier in Wickrathhahn anders, denn trainiert – geschweige denn gespielt – wird auf diesem Rasenplatz schon seit längerer Zeit nicht mehr: Beim Betreten des Waldstadions wird klar, warum das so ist. Die Tore rosten, die einzig verbliebene Trainerbank ist von Unkraut zugewuchert, das Holz der heruntergekommenen Verkaufsbude ist morsch, in den schimmeligen Umkleidekabinen gibt es kein fließendes Wasser, der Rasen gleicht einem Acker, ein abgenutzter und platter Derbystar-Ball zeugt davon, dass hier in der Vergangenheit mal Fußball gespielt werden konnte. Wenn es nach Thomas Schmitz und Steffen Genz geht, dann wird das aber schon bald wieder möglich sein. Denn der Dorfverein will zurück ins eigene Dorf.

Schmitz ist der Sportliche Leiter bei BW Wickrathhahn, vor etwa vier Jahren übernahm er den Posten für die Jugend, mittlerweile ist er zudem für den Seniorenbereich der Blau-Weißen zuständig. Sein Mitstreiter Steffen Genz gehört als Jugendobmann zum Vorstand, ist zudem Jugendtrainer. Die beiden stehen auf dem lädierten Rasen ihres Waldstadions und kommen umgehend ins Schwärmen: „Für mich ist das hier die schönste Anlage der Stadt,“ so Schmitz. „Aber aktuell kann sie von unseren Mannschaften überhaupt nicht genutzt werden.“

Kunstrasen 2014 gebaut

Seit November 2014 ist der damals neugebaute Kunstrasenplatz in Beckrath, südlich von Wickrathhahn, die Heimat der Blau-Weißen. Blickt man bei gutem Wetter in Richtung Beckrath, kann man die Flutlichtmasten sogar sehen. Zwei Kilometer und etwa 25 Minuten Fußweg liegen zwischen den beiden Anlagen. Neben dem BW Wickrathhahn ist auf dem Platz in Beckrath auch der SV Wickrathberg beheimatet – von dem gemeinsamen Kunstrasen-Projekt haben nachweislich beide Vereine profitiert. „Die Anlage hat für viel Zulauf gesorgt. Wir haben einen regelrechten Boom im Jugendbereich erlebt“, sagt Jugendobmann Genz. Zuvor hätten die Wickrathhahner teilweise nur drei Nachwuchsteams im Verein gehabt, aktuell sind es zehn – mit über 200 Spielern. Die Vorteile der Anlage haben mit der Zeit aber auch zu Problemen geführt, wie der Sportliche Leiter Thomas Schmitz ausführt. „Manchmal haben auf dem Platz vier Mannschaften gleichzeitig Training – an ein Abschlussspiel ist da nicht zu denken. Für so viele Teams sind die Bedingungen in Beckrath nicht optimal.“

Dabei liegt die Lösung des Problems in Wickrathhahn vor der Haustür – genauer gesagt im momentan nicht genutzten, weil eben maroden Hermann-Noell-Waldstadion. „Unser großer Wunsch ist es, dass der Verein den Schritt zurück ins Dorf macht – auf diesen Platz“, sagt Schmitz. Dabei solle der Kunstrasen in Beckrath natürlich nicht aufgegeben werden – mit dem Flutlicht und dem witterungsfesten Untergrund bliebe die Anlage dort insbesondere für die Herbst- und Wintermonate unabdingbar. Aber der Rasenplatz im Dorf könne, wenn er denn wieder bespielbar wäre, eine enorme Entlastung und Alternative im Trainings- und Spielbetrieb bieten. Damit in Wickrathhahn überhaupt wieder gefahrenfrei gespielt werden könne, müsse der Rasen auf Vordermann gebracht werden. „Bevor wir uns hier Gedanken über andere Projekte– wie einem Vereinsheim oder eine Flutlichtanlage – machen können, muss der Rasenplatz wieder bespielbar sein“, erklärt Thomas Schmitz. Die Kosten für die Sanierung trägt der Verein selber und muss sich dafür finanziell strecken. Für eine ordentliche Instandsetzung durch ein Fachunternehmen werden etwa 12.000 Euro anfallen, der Verein sammelt dafür aktuell Spendengelder. Jeder Spender ab 50 Euro erhält symbolisch ein Teil des Feldes, nach Fertigstellung soll eine große Tafel auf der Anlage aufgestellt werden. Unternehmen erhalten zusätzlich aber einer Spende von 1000 Euro eine Saison lang eine kostenlose Bandenwerbung.

Spenden sollen helfen

Über diese Aktion möchte Wickrathhahn das Geld in Teilen wieder reinbekommen, das aktuell schon ausgegeben werden musste. Denn die aufwendige Aufbereitung einer so großen Rasenfläche muss nun einmal im Frühjahr erledigt werden. Mittlerweile haben die ersten Arbeiten begonnen und konnten auch schon in Teilen abgeschlossen werden. Mit schwerem Gerät war ein Unternehmen vor Ort und hat den Rasenplatz so weit wieder herstellen können, damit in einigen Wochen dort zumindest mal wieder ein Ball rollen kann. „Wir möchten hier im Sommer schon einiges bewegen“, sagt Steffen Genz. Es gäbe Pläne für ein Kinder-Fußballcamp, auch ein Seniorenturnier im Sommer sei vorstellbar. Der Platz sei zwar ein großes und wichtiges Projekt für die Jugendmannschaften, im Endeffekt soll aber der gesamte Verein mit der ersten Mannschaft, die in dieser Saison in die Kreisliga A aufgestiegen ist, wieder in Wickrathhahn eine Heimat finden. „Die Leute aus dem Dorf fragen uns: Wieso spielt ihr denn nicht wieder hier? Hier kämen sie zu Fuß hin, was natürlich viel schöner ist als die Fahrt bis nach Beckrath“, erzählt Schmitz.

Das ist das langfristige Ziel der Verantwortlichen, aber unbestritten ein weiter Weg: Pläne haben sie dennoch bereits im Kopf. Der kleine Spielplatz könnte verlegt werden, sodass an dieser Stelle ein neues Clubheim entstehen könnte. Die maroden Umkleidekabinen müssten dringend saniert werden. Vielleicht sei sogar eine Flutlichtanlage realisierbar. Ein Faustpfand des Vereins: Bauunternehmer Eric Joeressen ist Geschäftsführer von BW Wickrathhahn. Das würde so manches Vorhaben zumindest erleichtern. Mit dem Rasen sei der erste Schritt gemacht, nun arbeitet der Dorfverein weiter an der Rückkehr ins Dorf.

Aufrufe: 01.6.2023, 23:00 Uhr
Sebastian KalenbergAutor