2024-12-13T13:56:41.772Z

Interview
Die legendäre Grüne Au - ein Sehnsuchtsort.
Die legendäre Grüne Au - ein Sehnsuchtsort. – Foto: Mario Wiedel

Auf der »neuen« Grünen Au: »Wieder eine Liga höher spielen«

Thomas Popp, neuer Sportlicher Leiter der SpVgg Bayern Hof, im Interview.

Dieser neue Besen hat bereits Stallgeruch: Nach zwei Jahren beim VFC Plauen ist Thomas Popp Anfang Oktober zur SpVgg Bayern Hof zurückgekehrt - als Sportlicher Leiter und somit Nachfolger von Stefan Stadelmann. Der 46-Jährige weiß also nur zu gut, dass die Uhren beim oberfränkischen Traditionsverein etwas anders ticken. Unter anderem das wird im Interview mit Thomas Popp deutlich...

Ist die SpVgg Bayern Hof der FC Schalke 04 der Bayernliga - ein Verein, der nie zur Ruhe kommt und sich immer am Rande des Chaos bewegt?
In der Tat ist auf oder rund um die Grüne Au immer etwas los. Das bringen Traditionsvereine so mit sich. Als Chaos würde ich das jetzt aber nicht betiteln.

Du bist seit Anfang Oktober zurück auf der Grünen Au - als Sportlicher Leiter. Einen Club in welchem Zustand hast Du vorgefunden - auch im Vergleich zu Deiner Zeit als Teammanager, die 2021 endete?
Viel hat sich nicht verändert, viele Funktionäre aus meiner letzten Zeit von 2018 bis 2021 sind noch da. Das Präsidium sowie die Beiräte der Spielbetriebs-GmbH kenne ich zum Teil seit vielen Jahren. Die Arbeit ist heute wie damals konstruktiv, kann aber natürlich immer verbessert werden.

Co-Trainer Fabian Krantz hat im Rahmen eines kleinen FuPa-Rücklickes kürzlich von einem "wilden Sommer" bei den Bayern gesprochen: Wie hast du die genannte Jahreszeit als Außenstehender betrachtet?
Der Verein hat mit Jean Paul Ajala-Alexis, Yannick Frey und Bohdan Potalov drei Spieler in die Regionalliga abgegeben. Die beiden Erstgenannten waren das offensive Herzstück - das kannst du nicht so einfach 1:1 ersetzen. Der 6. Tabellenplatz hat zudem im Umfeld viel Hoffnung geweckt.

Krantz sprach auch davon, dass Unachtsamkeiten und Fehler immer wieder die Ergebnisse zerstören. Siehst Du das ähnlich? Warum schafft es Mikheil Sajaia, dieses Problem zu beheben?
Was ich zu 100 Prozent bestätigen kann, ist, dass die Mannschaft gut funktioniert und geschlossen auftritt. Fehler gehören dazu. Wichtig ist, dass man daraus lernt. Mika hat es in der Vergangenheit schon öfters bewiesen, dass er die Truppe nach kritischen Phasen wieder in die Spur bekommt. Das wird er zusammen mit seinem Trainerteam auch diesmal hinbekommen.

Hattest Du bereits Kontakt zu Deinem Vorgänger Stefan Stadelmann, rund um dessen Ende es ja durchaus Diskussionen gab?
Stefan und ich sind befreundet - natürlich hatten wir Kontakt.

Täuscht der Eindruck - oder hinkt die SpVgg Bayern Hof notorisch ihren eigenen Erwartungen hinterher, die eng mit der erfolgreichen Vergangenheit zusammenhängen?
Der Verein hat das Potenzial und auch den Anspruch, mittelfristig wieder eine Liga höher zu spielen - zumal ja die Grüne Au im nächsten Jahr auch umgebaut und energetisch saniert wird. Aktuell heißt der Alltag aber Münchberg, Ammerthal oder Gebenbach und nicht Bayreuth, Schweinfurt oder Würzburg. Das ist der Fakt, den es sich anzunehmen gilt.

Der neue "Chef" Thomas Popp (rechts) und Fotograf Mario Wiedel.
Der neue "Chef" Thomas Popp (rechts) und Fotograf Mario Wiedel. – Foto: Werner Franken


Was qualifiziert Dich, die Geschickte in Hof zu leiten? Warum bist Du der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort?
Das müssen andere beurteilen. In erster Linie bin ich Teamplayer und wir werden als Verein nur geschlossen durch die nähere Zukunft kommen.

Wo genau siehst Du denn Verbesserungspotenzial bei der Spielvereinigung?
Verbesserungspotential gibt es bei jedem Verein, selbstverständlich auch bei uns. Wichtig ist, dass man Dinge, die vielleicht nicht so laufen, intern klar anspricht und dann auch nachhaltig umsetzt. Konkret: Wir müssen unser NLZ wieder auf ein anderes Level heben. Unsere U19 und U17 sind bis in die Bezirksoberliga abgerutscht. Die Trainer und Funktionäre machen dort einen guten Job, aber wir müssen hier definitiv wieder mehr ins regionale Scouting einsteigen. Auch die Verzahnung zu den Herren hoch muss sich verbessern - das ist auch mein Job. Ein zweiter Punkt ist die Kommunikation, die im gesamten Verein besser werden muss. Die Wiedereröffnung des Vereinsheims war ein wichtiger Schritt dahin.

Zuletzt warst Du für den VFC Plauen aktiv: Was nimmst Du von dieser Zeit mit? Was hast Du dort dazugelernt?
Genau, ich war knapp zwei Jahre in Plauen. Im "Osten" hat der Fußball einen sehr hohen Stellenwert: Ich habe unheimlich viele Kontakte knüpfen können und es sind auf und neben dem Platz viele Freundschaften entstanden. Es war mit dem Aufstieg in die Regionalliga eine sehr erfolgreiche Zeit. Die Nordost ist nahezu eine reine Profi-Liga. Der VFC bewegt sich als Aufsteiger im semi-professionellem Bereich, was für alle Protagonisten und Spieler einen extremen Aufwand bedeutet. Auf meiner Position wollte der Verein einen hauptamtlichen Mitarbeiter - das ist legitim. Ich sollte andere Aufgaben übernehmen, habe mich dann aber letztlich für die Rückkehr nach Hof entschieden. Persönlich habe ich sehr viel mitgenommen.

Abschließend der Blick in die Zukunft: Erzähl doch mal...
Wie bereits erwähnt, wird die Grüne Au renoviert. Wir sind sehr froh und dankbar, dass die Stadt Hof hier viele Hebel in Bewegung gesetzt hat. Im neuen Stadion wieder in der Regionalliga zu spielen, wäre schon ein Traum. Bis dahin ist es aber noch ein langer und steiniger Weg für uns.

Vielen Dank für das Gespräch - und viel Spaß mit der neuen Aufgabe.

Aufrufe: 021.10.2024, 15:20 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor