Forchheim rangiert derzeit irgendwo im Nirgendwo der Landesliga Nordost, der 1. FC Schweinfurt thront an der Spitze der Regionalliga Bayern. Auf den ersten Blick liegen also beinahe schon Welten zwischen den beiden fränkischen Vereinen. Es ist aber noch gar nicht so lange her, da begegneten sich der Jahn und die Schnüdel auf Augenhöhe. In der Saison 2012/13 war das. Die Unterfranken stiegen am Ende als Meister auf, die Oberfranken reihten sich eine Position dahinter ein. Teil 1 der FuPa-Serie "Zu Höherem berufen", die sich mit den Meistern und Vizemeistern der Bayernliga Nord seit deren Gründung 2012/13 beschäftigt.
In Forchheim träumt man noch heute von der Runde vor elf bzw. zwölf Jahren. "Das ist die beste Platzierung des Jahn und bleibt somit als das Highlight in den Geschichtsbüchern für immer bestehen", macht der aktuelle Sportchef Holger Denzler deutlich. Bei den Schweinfurtner hat die damalige Meisterschaft eher dafür gesorgt, dass man in der Folge träumen darf. Denn seitdem hat sich der 1. FC nach und nach nach oben gearbeitet, sodass er nun an das Tor zum Profifußball mit Nachdruck klopft.
Kevin Fery ist in der jüngsten Vergangenheit eine der prägenden Figuren im Spiel der unterfränkischen Truppe. Gleichzeitig ist er als Eigengewächs eine große Identifikationsfigur beim ehemaligen Zweitligisten. Auch 2012/13 war er bereits dabei - damals aber noch als Talent, das sich in den Fokus spielen wollte. Und nicht als Platzhirsch wie heute.
"Das war schon eine besondere Saison damals", erinnert sich der 30-Jährige. Persönlich für ihn, weil er sich immer mehr in der Ersten festspielen konnte. Kollektiv, weil man doch nicht alle Tage Meister wird. Schweinfurt gelang dieses Kunststück am Ende dann doch relativ souverän mit fünf Punkten Vorsprung auf den nächsten Verfolger. Ein Jahr nach dem schmerzhaften Abschied konnte man also sogleich in die vierte Liga, die inzwischen "Regionalliga Bayern" hieß, zurückkehren.
Und die Schnüdel haben sich seitdem derart gemacht, dass sie an frühere Glanzzeiten anzuknüpfen scheinen. Die Entwicklung verlief aber nicht ohne Umwege. Erst ging es darum, sich eins höher zu etablieren, dann versuchte man es als Profiteam und scheiterte denkbar knapp in der Relegation zur 3. Liga (19/21), ehe man wieder zu Amateuren wurde und nun auf Platz 1 steht. "Zwischenzeitlich hatten wir mit dem Profitum andere Strukturen", berichtet Kevin Fery. "Nun sind wir ähnlich wie bei der Bayernliga-Meisterschaft aufgestellt. Vielleicht ist der Kader vielleicht sogar noch einen ticken regionaler. Damals kamen viele Spieler aus dem Raum Nürnberg, jetzt aus der Region Schweinfurt und Würzburg."
Das "Zurück zu den Wurzeln" hat dem Traditionsverein gut getan. Wobei dieser Schritt nicht als Stillstand oder Rückentwicklung verstanden werden darf. Der Verein hievte sich als Ganzen auf die nächste Stufe. "Die Geschäftstelle zum Beispiel hat sich enorm gemacht", arbeitet Kevin Fery heraus. Er ist ein Spieler, der nicht nur das Spiel an sich im Auge hat, sondern den gesamten Verein. Der 1. FC Schweinfurt ist inzwischen zu einer Art Familienmitglied für ihn geworden. Logisch, dass er angesichts der derzeitigen Tabellensituation in der Regionalliga Bayern, dem zwischenzeitlichen Höhepunkt der vergangenen Jahre, mehr als zufrieden ist: "Wir haben das relativ gut hinbekommen."
Während es also bei den Schnüdel seit der Meisterschaft 2012/13 stetig aufwärts gegangen ist, hinkt Vize Forchheim der damaligen Sahnesaison hinterher, was aber gar nicht so schlimm ist - zumindest für die Verantwortlichen selber. "Der Jahn ist ein Traditionsverein und steht alleine deshalb etwas anders im Fokus und wird natürlich immer mal an solchen Erfolgen gemessen", sagt Denzler, der aber gleichzeitig verdeutlicht: Druck gibt's aber eher von außen. Intern weiß man, dass es doch nicht so einfach ist, Geschichte zu wiederholen.