2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ganz zufrieden: Jörg Loutchan (Trainer TuS Merzhausen).
Ganz zufrieden: Jörg Loutchan (Trainer TuS Merzhausen).

Zufrieden, aber noch Luft nach oben

GL FFM WEST/INTERVIEW: +++ Heimische Gruppenliga-Trainer ziehen zu Beginn der Winterpause eine erste Zwischenbilanz +++ Weichenstellungen für 2016 folgen +++

HOCHTAUNUS (ost). Zwischenstopp: Seit einer Woche herrscht in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West Winterpause. Platz vier belegt der TuS Merzhausen, die Usinger TSG folgt auf dem sechsten Rang und der FC Neu-Anspach rutscht als Neunter ins neue Jahr. Nach fünf Monaten mit sportlichen Höhen und Tiefen ziehen die drei Trainer Leo Caic (Usinger TSG), Jörg Loutchan (TuS Merzhausen) und Frank Gerster (FC Neu-Anspach) im Gespräch mit dem Usinger Anzeiger noch vor den Feiertagen eine spontane Zwischenbilanz.

Ein Blick auf die Tabelle: Wie lautet Ihr Fazit zur Winterpause?

Leo Caic: Ich bin mit der Entwicklung der Mannschaft durchaus zufrieden. Platz sechs ist ok bei den Punktabständen. Wir haben 80, 90 Prozent unseres Leistungsniveaus erreicht. Es gab nur ein Katastrophenspiel daheim gegen Gronau, bei dem die Jungs wild kickten wie früher Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit im Ostpark. Nach dem Abpfiff hatte ich mich als Trainer kurzzeitig selbst infrage gestellt.

Jörg Loutchan: Insgesamt gesehen bin ich ganz zufrieden. Wir hatten anfangs Probleme, uns in der Liga zurechtzufinden. Zuletzt stimmten die Ergebnisse. Eine Erwartungshaltung vorab zu formulieren, war ohnehin schwierig. Schon aus Respekt vor den Gegnern. Der Tabellenplatz ist in Ordnung.

Frank Gerster: Bei uns gibt es noch Luft nach oben. Unser Saisonziel Platz drei bis sechs wollen wir nicht aus den Augen verlieren. Nach dem verhaltenen Start lief es dann richtig gut. Das späte Gegentor beim 1:2 gegen Türk Gücü Friedberg gab unserer Serie nach meinem Dafürhalten einen Knacks. In den letzten Spielen haben wir uns den guten Lauf bis dahin dann ein bisschen versaut.

Wie bewerten Sie das Niveau der Gruppenliga Frankfurt West in dieser Saison?

Caic: Unsere nur sechs Punkte Abstand auf einen Relegationsplatz zeigen, dass die Liga sehr ausgeglichen ist. Spitzenreiter Türk Gücü steht auf jeden Fall zu Recht dort oben. Das ist die derzeit beste Mannschaft.

Loutchan: Die Liga ist in der Breite zweifelsohne stärker geworden. Es gibt kaum mehr Spiele, wo vorher ein klarer Favorit auszumachen ist, auch nicht bei den Teams aus dem Tabellenkeller. Überraschungen sind immer auf der Tagesordnung.

Gerster: Die Liga ist eng beieinander. Es ist noch gar nichts entschieden. Drei bis sechs Punkte, die uns zuletzt verloren gingen, hätten uns unserem Ziel nähergebracht. Die Leistungen der Teams waren mitunter sehr unterschiedlich.

Was zeichnete Ihre Mannschaft in der Saison bisher aus?

Caic: Der Teamgeist war eine Trumpfkarte, die den Jungs in kritischen Phasen immer wieder half. Dazu hat die Mannschaft eine taktische Flexibilität gewonnen, auf die ich stolz bin. Dieses variable Verhalten ist ein Qualitätsmerkmal. Auch die Entwicklung einzelner Spieler wie Björn Voll, Christian Kaus, Konstantin Krüger oder Sören Hoffmann freut mich sehr.

Loutchan: Das Team begriff im Verlauf der Vorrunde, dass Abwehrarbeit ganz vorne beginnt. Diese Disziplin zeichnete die Mannschaft in dieser Hinrunde dann aus. Wir stellen uns nicht mehr nur hinten rein, sondern wir gehen gleich vorn richtig drauf und setzen unsere Gegner damit frühzeitig unter Druck.

Gerster: Die Mannschaft überzeugte nach dem verhaltenen Beginn durch ihre Physis, die Einstellung und den Willen, die Spiele zu gewinnen. Der Teamgeist der Jungs war dann deutlich spürbar. Denn sie war in der Lage, in den Partien auch am Schluss noch entscheidende Akzente zu setzen.

Was muss noch verbessert werden?

Caic: (schmunzelt) Ich leg die die UTSG-Hitscheibe ,,mangelnde Chancenverwertung" auch jetzt wieder auf. Aber ernsthaft, das war unser Manko in der Hinrunde. Wir haben da in den beiden Spielen gegen Neu-Anspach, gegen Fauerbach oder zuletzt auch beim Derby gegen Merzhausen wegen des Auslassens bester Gelegenheiten Punkte hergeschenkt.

Loutchan: Geht uns ganz ähnlich. Die Effizienz bei der Chancenverwertung klemmt. Wir haben einige Spiele klar dominiert und nur knapp gewonnen. Und es gab auf der anderen Seite ein Spiel, wo wir klar beherrscht wurden und (grinst) am Ende mal glücklich gewannen - unser 2:1-Sieg in Usingen. Darüber hinaus haben in meiner Wahrnehmung noch nicht alle Spieler immer verinnerlicht, dass vor dem Erfolg die Arbeit steht.

Gerster: An der Art und Weise, wie wir Fußball spielen und den Gegner laufen lassen, können wir noch arbeiten. Das ist auch mein Ansatz für die Vorbereitung nach der Winterpause. Die Ballbesitzzeiten verlängern und die Zahl der Ballverluste einfach reduzieren. Zudem hat die Einstellung bei dem einen oder anderen in den letzten Spielen ein wenig nachgelassen. Ich hoffe, dass die Verletzungssorgen in der Rückrunde nicht wieder dieses Ausmaß annehmen wie in den ersten Monaten.

Wann beginnt die Vorbereitung auf die Rückrunde?

Caic: Wir starten am 23. Januar mit der Vorbereitung. Klar gibt es nach Weihnachten das Hallenturnier bei uns in Usingen. Die Jungs sollen sich jetzt aber nach intensiven Monaten mal ein wenig Abstand vom Fußball gönnen.

Loutchan: Wir spielen die drei Hallenturniere in Anspach, Usingen und unser eigenes und beginnen Ende Januar mit der Vorbereitung auf die Rückrunde.

Gerster: Ende Januar starten wir die Vorbereitung. Wir spielen vorher nach Weihnachten unser eigenes Hallenturnier, das wir gewinnen wollen. Und wir treten bei Vatanspor zum Turnier an.

Was ist Ihr sportliches Ziel in der Rückrunde?

Caic: Die Relegation möchte ich schon noch schaffen. Die Jungs haben die Qualität und den Ehrgeiz. Die Punktabstände sind ja für uns als Tabellensechster zudem derzeit überschaubar.

Loutchan: Wir denken da von Spiel zu Spiel und schauen, wo es uns am Saisonende hinführt. Zwar ist der Abstand nach oben klein, aber genauso auch nach unten. Verstecken können wir uns jedenfalls nicht mehr mit unserer Spielweise. Fakt ist: Merzhausen wird mittlerweile ernst genommen.

Gerster: Das Pokalhalbfinale und dann hoffentlich auch das Pokalfinale rücken da in den Fokus. Und bei unserem Ligaziel Platz drei bis sechs haben wir bei der Leistungsdichte in der Klasse auch noch alle Chancen. Die Niederlagen zuletzt haben die Euphorie freilich ein wenig gebremst.

Welches Team landet am Ende ganz vorne?

Caic: Wie schon erwähnt, ist Türk Gücü Friedberg der große Favorit. Die Mannschaft spielte auf konstant hohem Niveau.

Loutchan: Ich stimme Leo da zu. Türk Gücü ist das stärkste Team. Wir haben gegen die zwar gewonnen, aber das lag vielleicht auch an unserer besten Leistung (schmunzelt).

Gerster: Das jetzt schon festzulegen, ist mutig. Mannschaften wie Merzhausen werden auch in der Rückrunde eine starke Rolle spielen. Das konstanteste Team ist am Ende ganz vorne.

Wird es noch Veränderungen im Kader geben?

Caic: Ich freue mich, dass Nicolai Dörnte nach seinem Kreuzbandriss zur Rückrunde wieder einsteigt. Ansonsten ist bei der langen Winterpause sicher der eine oder andere Wechsel in der Liga möglich. Wir schicken jedenfalls niemanden wieder weg, der uns gerade in der Offensive weiterhelfen kann.

Loutchan: Abgänge gibt es bei uns keine. Was Neuzugänge angeht, so halte ich mich bedeckt. Darüber rede ich nach den Erfahrungen der Vergangenheit erst, wenn der Spielerpass in unseren Händen ist.

Gerster: Mal sehen. Wir besprechen und hinterfragen in den nächsten Tagen unsere Möglichkeiten. Und wir schauen uns natürlich immer um.

Welche Pläne gibt es bei Ihnen über die Saison 2015/16 hinaus?

Caic: Wir erörtern Ende Dezember unsere Planungen für die neue Saison.

Loutchan: Darüber haben wir noch nicht gesprochen.

Gerster: Die Gespräche mit Michael Caspari beginnen noch vor Weihnachten.

Wer wird Fußball-Europameister im nächsten Jahr?

Caic: Ich sage, es wird eine Überraschung geben.

Loutchan: Ist ein bisschen früh für eine Prognose, weil noch eine Menge passieren kann, aber gut: Belgien.

Gerster: (schmunzelt) Ungarn! Nein, als Patriot aus dem Land des Weltmeisters sehe ich unsere Mannschaft als Favoriten.

Wie lassen Sie das Jahr 2015 jetzt ausklingen, sportlich und privat?

Caic: Mein Leben ist mittlerweile so durchgetaktet, dass ich mich jetzt auf ein paar freie Tage freue. Freundschaften pflegen kommt jetzt weiter nach oben auf die Tagesordnung. Aber keine Sorge, die UTSG verschwindet nicht ganz aus meinen Gedanken. Das Hallenturnier und ein paar taktische Überlegungen außer der Reihe gönne ich mir schon.

Loutchan: Ich lasse den Fußball jetzt mal ein paar Tage Fußball sein, wenn die Vorbereitungspläne für die Jungs fertig sind.

Gerster: Fußball hat jetzt drei Wochen Pause nach fünf Monaten Vollgas. Wir fahren vielleicht noch mal in die Sonne und lassen uns es auf jeden Fall in der Familie ein paar Tage gut gehen.

Was wünschen Sie sich für 2016?

Caic: Vor allem Gesundheit für meine Familie, meine Kinder und mich selbst. Nach dem Krebstod eines Freundes im Oktober relativieren sich die Dinge bei persönlichen Wünschen. Der Alltag geht ja mit seinen vielen Überraschungen auch 2016 weiter.

Loutchan: Ganz wichtig: Gesundheit. Und bei der Entwicklung weltweit wünsche ich mir einfach Frieden 2016. Unser Hobby Fußball gerät bei den Problemen in der Welt tatsächlich zur Nebensache.

Gerster: Zu allererst Gesundheit für meine Familie und mich. Das ist das A und O. Und sportlich wünsche ich mir bei den Jungs noch mehr Stabilität in den Leistungen, insbesondere bei den Heimspielen.



Aufrufe: 05.12.2015, 09:58 Uhr
Usinger AnzeigerAutor