2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Trainer Jörg Loutchan gibt beim FC Neu-Anspach die Richtung vor.	Foto: Breier
Trainer Jörg Loutchan gibt beim FC Neu-Anspach die Richtung vor. Foto: Breier

»Eine stetige Entwicklung muss erkennbar sein«

GL FFM WEST: +++ Trainer Jörg Loutchan analysiert bisherige Saison des Gruppenligisten FC Neu-Anspach / Klare Vorstellungen von notwendigen sportlichen Strukturen +++

NEU-ANSPACH. Am 1. März geht für den FC Neu-Anspach in der Fußball-Gruppenliga Frankfurt West die Saison 2019/20 mit dem Heimspiel gegen Tabellenführer Spvgg Oberrad weiter. Bis dahin hat Trainer Jörg Loutchan dem Team ien straffes Programm verordnet, um bis zum letzten Spieltag noch möglichst viele Punkte zu sammeln. Aktuell belegt der FCNA mit 30 Zählern den siebten Tabellenrang, das sind 20 Punkte hinter Oberrad. Jedoch beträgt der Rückstand auf Rang vier, den die Usinger TSG als bislang bestpülatziertes Hochtaunus-Team inne hat, nur sechs Punkte. Im UA-Interview analysiert Loutchan den bisherigen Saisonverlauf und skizziert seine Vorstellungen von einer erfolgversprechenden sportlichen Struktur beim FC Neu-Anspach.

Bitte charakterisieren Sie die bisherige Saison in fünf Worten!

Es werden sechs: Spannend, zufriedenstellend, sichtbare Entwicklung, vertraunensvoll, Spaß!

Was speziell verbirgt sich hinter diesen Begriffen?

Es ist spannend, weil sich zu Beginn 14 bis 16 Neue bei uns tummelten, die sich nicht kannten. Viele von ihnen hatten in der Saison zuvor nicht die allerbesten sportlichen Erfahrungen gemacht. Da galt es ein Team zu formen, was hervorragend und zufriedenstellend gelungen ist. Anfangs mussten wir einfach mal schauen, was sich wie entwickelt. Ich war aber schon sehr zuversichtlich und überzeugt, als ich die Spieler kennenlernte. Es ist sehr spannend, diese Entwicklung zu verfolgen, auch vor dem Hintergrund, dass es anfangs die ein oder andere pessimistische Bemerkung gab. Das Spielsystem ist von den Spielern gut angenommen worden, da ist eine spielerische Handschrift erkennbar. Es macht richtig viel Spaß, das zu sehen. Als vertrauensvoll bezeichne ich die ganze Arbeit im Verein, sei es Vorstand, Spielausschuss oder Spieler. Ich verspüre Vertrauen und vertraue den Spielern und meinem Trainerteam.

Was ist bislang die größte Überraschung der Saison?

Das sind bei den Spielern die jungen Jan Schliesche, Ricky Coleman und Henrik Nagel, die eine klasse Entwicklung gemacht haben und beständig im Kader unter den ersten elf waren. Zudem ist Niklas Kraus eine klare Stütze des Teams. Er hat sich menschlich gut entwickelt und ist fußballerisch über dem Level!

Und was gab es an Negativ-Erlebnissen?

Für mich sind Niederlagen generell immer negativ.

Michael Caspari sprach im UA-Interview davon, dass der FCNA die beste Verknüpfung zwischen Jugend und Senioren im Hochtaunus habe. Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Jugend-Unterbau auch vor dem Hintergrund, dass die Verbandsliga-A-Junioren aktuell den Abschied des Trainers verkraften müssen?

Die Bewertung der Verknüpfung kann ich nicht beurteilen, da ich in den anderen Vereinen keinen Einblick habe. Generell ist es aber sehr wichtig, dass die A-Junioren den Kontakt zu den Senioren haben und auch die Leute da kennen. Wir möchten Strukturen schaffen, wie ich sie damals in Bornheim anlegen konnte. Unser Ziel ist es, in Jugend und Senioren das gleiche System zu spielen. Da sind wir aber noch weit entfernt. Über allem steht aktuell das Alleinstellungsmerkmal im Hochtaunus, dass wir eine A-Jugend-Mannschaft in der Verbandsliga haben. Das müssen wir so lange bewahren, wie es nur geht. Nachdenklich stimmt mich, dass es nicht das erste Mal der Fall ist, dass ein A-Jugend-Trainer hier während der Saison geht. Wenn das schon Trainer machen ,was sollen dann die Jugendlichen denken. Ich kann die Entscheidung von Paul Petrina nicht nachvollziehen.

Lohnt sich in Ihren Augen in heutigen Zeiten denn überhaupt ein Aufbau in der Jugend?

Das ist eine generell zu stellende Frage. Ja, es muss aber die heutige Lebensweise berücksichtigt werden. Ich habe wie jeder damals Fußball gespielt und alles drumrum dem angepasst. Das ist heutzutage schwieriger. Zum Beispiel: Was machen die jungen Leute nach dem Abitur? Viele machen erst eine Reise, später wird studiert, oft über ganz Deutschland verteilt. Ich kann das nachvollziehen, es ist aber ein Riesenproblem, da es schwierig ist, etwas zu planen.

Zurück zum Gruppenliga-Team. Wird der FC Neu-Anspach am Ende der Spielzeit das beste Hochtaunus-Team in dieser Liga sein?

Mein Ziel ist es, jedes Spiel zu gewinnen. Wir kommen aber langsam in unserer Entwicklung an den Punkt, wo sich die Spieler entscheiden müssen, wie sie sich weiter verbessern möchten. Wir sollten nun auch Spiele gewinnen, die wir in der Vorrunde verloren haben, auch wenn wir das bessere Team waren. Man kann es auf einen Punkt herunterbrechen: Der ballbesitzende Spieler muss entscheiden, ob ein Pass oder ein 1:1 praktikabel sind und die Entscheidung gut für das Team ist. Zum Beispiel ist in der Vierer-Kette ein 1:1 nicht unbedingt die gute Entscheidung. Ich sehe diese Saison als Zeitfenster an, in dem wir entwickeln und die Jungs aus gemachten Fehlern lernen müssen.

Sind Sie zufrieden mit dem Umfeld sowohl personell als von der Ausstattung her?

Das ist top, ich bin da sehr zufrieden. Personell ist das richtig gut. Und die Sportanlage ist klasse und mit dem richtigen Trainingsmaterial ausgerüstet.

Kommen wir zum Schluss. Wie gestaltet sich der mittelfristige Ausblick für den FC Neu-Anspach? Was kann oder sollte beim FCNA passieren?

Ich beziehe das jetzt nicht nur auf die erste Mannschaft. Im Jugendbereich sollte zum Beispiel die B-Jugend möglichst dauerhaft in der Gruppenliga spielen und es eine Schiene B-Jugend, A-Jugend, Senioren geben. Wichtig ist, für die A-Junioren eine konstante Besetzung der Trainerposition zu finden. Die zweite Mannschaft sollte eine Zwischenstufe zwischen A-Junioren und „Erster“ sein, in der sich junge Spieler in der Kreisoberliga weiterentwickeln. Und für die erste Mannschaft sage ich: Step by step... In der Mannschaft sollte eine stetige Entwicklung erkennbar sein, wobei ich das nicht am Tabellenplatz festmache. Der Verein hat es aber generell verdient, in der Verbandsliga zu spielen.



UA-Fragebogen

- Was verbinden Sie mit dem Taunus?

Neue Heimat und frische Luft.

. Was ist für Sie Glück?

Gesundheit an erster Stelle und Frieden.

. Was machen Sie, um zu entspannen?

Zeit mit meiner sechs Monate alten Tochter verbringen.

. Wovon träumen Sie?

Dass ich ein langes, glückliches Leben haben werde mit meiner Familie.

. Sind Sie ein Digital-Freak?

Freak nicht, auf keinen Fall.

. Können Sie verzeihen?

Ja! eine zweite Chance bekommt immer jeder.

. Ihr Lieblingsbuch?

Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind.

. Ihre Lieblingsmusik?

Queen.

. Ihr Lieblingsfilm?

Zwei glorreiche Halunken.

. Ihre Lieblingsperson der Sportgeschichte?

Wayne Gretzki.

. Haben Sie ein Lebensmotto?

Wer kämpft, der kann verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.

Zur Person

- Jörg Loutchan.

. 51 Jahre alt, geboren in Frankfurt a.M.

. Mit fünf Jahren mit dem Fußball begonnen und seit 2002 im Trainergeschäft tätig.

. Beruf: Selbstständig.

. Verheiratet, eine Tochter.

Aufrufe: 01.2.2020, 06:00 Uhr
Dirk Ortmann (Usinger Anzeiger)Autor