2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Thorsten Hegmann (VfB Ginsheim). Foto: VfB Ginsheim / Symbolfoto: Rainer Sturm / pixelio.de / Fotomontage: Frank Leber
Thorsten Hegmann (VfB Ginsheim). Foto: VfB Ginsheim / Symbolfoto: Rainer Sturm / pixelio.de / Fotomontage: Frank Leber

"Wir geben nur aus, was wir haben"

Thorsten Hegmann vom VfB Ginsheim über künftige Ziele, gewachsene Strukturen und das Trainerteam des Verbandsliga-Spitzenreiters

Über Verbandsligist VfB Ginsheim lacht derzeit die Sonne. Kein Wunder. Denn der Verein ist zum ersten Mal in seiner Geschichte Tabellenführer der Verbandsliga Süd. Im FuPa-Interview spricht der Erste Vorsitzende Thorsten Hegmann über die Hessenliga, das neue Vereinsheim und die positive Arbeit des Trainergespanns Artur Lemm/Carsten Hennig.

FuPa: Herr Hegmann, nach den Erfolgen der letzten Wochen - wie ist die allgemeine Stimmung beim VfB Ginsheim?

Thorsten Hegmann: Die Stimmung ist sehr gut. Aber nicht nur aufgrund der Ergebnisse der ersten Mannschaft. Unsere U23 steht in der Kreisoberliga auf dem fünften Platz - das ist absolut top. Wenn wir so weitermachen haben wir dort ebenfalls nichts mit dem Abstieg zu tun. Wir wissen aber wo wir herkommen und sind daher nicht euphorisch. Wichtiger ist, dass sich auch unsere A bis C-Junioren, die in der Gruppenliga spielen, sich gefangen haben.

FuPa: Das „Abenteuer Hessenliga“ würden sie aber annehmen, wenn sich die Chance ergibt?

Hegmann: Ja, das würden wir annehmen. Wenn die Jungs hoch wollen und ihre Leistung abrufen, wird der Verein nicht sagen „wir treten nicht an.“ Die Infrastruktur wächst weiter, aber finanziell wären wir der SV Darmstadt der Hessenliga. Wir haben ja schon einen für die Verbandsliga sehr geringen Etat.

FuPa: Gehen wir vom Aufstiegsfall aus: Was müsste aus Ihrer Sicht kurzfristig passieren, um den Verein für die Hessenliga fit zu machen?

Hegmann: Kurzfristig können wir an so vielen Rädchen gar nicht drehen. Wir haben jetzt eine Person mehr im geschäftsführenden Vorstand. Das ist schon eine Riesenunterstützung. Die Infrastruktur um uns herum steht, die können wir nicht weiter ausbauen. Was wir ebenfalls nicht haben ist ein Hauptsponsor, der einfach mal die Schatulle aufmacht. Wir haben viele kleine Unterstützer, dafür sind wir sehr dankbar. Das ist aber auch ein Grund, warum es bei uns eben etwas länger gedauert hat.

FuPa: Was eigentlich vernünftig ist…

Hegmann: Das sehen die einen so, die anderen so. Fakt ist, dass wir keine Schulden haben oder Sollzinsen zahlen. Wir geben nur das aus, was wir haben, und das wissen die Spieler.

FuPa: Hätten sie nach dem Aufstieg 2013/14 und der guten ersten Saison 14/15 mit dem sechsten Platz gedacht, dass es dieses Jahr derart gut läuft?

Hegmann: Der sechste Platz war schon eine Riesenhausnummer. Unser Ziel war ganz klar, sich erst einmal in der Verbandsliga zu etablieren. Das heißt zwischen Platz fünf und neun. Dass es jetzt so gut läuft liegt vielleicht auch daran, dass die Gruppe untereinander gut harmoniert. Die erste und zweite Mannschaft trainiert gemeinsam und sieht sich als EIN Team. Nehmen sie zum Beispiel Marcel Stein. Der hat vor zwei Jahren noch A-Junioren gespielt und hat jetzt schon etliche Einsätze bei den Aktiven. Unser System sehr durchlässig für die, die wollen.

FuPa: Ist diese Durchlässigkeit und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Vereins - unabhängig der Klassenzugehörigkeit - für Sie der Schlüssel zum derzeitigen Erfolg?

Hegmann: Ja, ganz klar. Mit dem großen Geld können wir jedenfalls nicht winken. Vielleicht liegt es auch ein Stückweit daran, dass wir endlich in unserem Jugend- und Sportpark angekommen sind. Die Einweihung des Vereinsheims war im August. Wo haben wir denn die letzten eineinhalb Jahre Feiern stattfinden lassen? So gut wie gar nicht. Da hat sich keiner zuhause gefühlt. Jetzt veranstalten wir hier und da wieder was. Das Vereinsleben ist die vergangenen 18 Monate zu kurz gekommen.

FuPa: Und welche Rolle spielt Trainer Artur Lemm bei der aktuellen Erfolgsgeschichte?

Hegmann: Nicht nur er. Auch Carsten Hennig (Spielertrainer des VfB, d. Red.) ist ein wichtiger Faktor. Beide ergänzen sich super, es passt einfach. Ob wir jemals noch einmal eine solche Konstellation bekommen werden, steht in den Sternen. Aktuell sind wir mit der Situation sehr glücklich. Beide haben bereits signalisiert, auch im nächsten Jahr weiter machen zu wollen. Da gehen wir in der Winterpause in Gespräche. So wie es aussieht, wird sich auch an deren beruflichen Situation erst einmal nichts ändern. An dem Rädchen müssen also zum Glück nicht drehen.

FuPa: Werfen wir nochmal einen Blick in die Kristallkugel. Sollte der VfB im kommenden Jahr tatsächlich Hessenliga spielen, besteht die Gefahr, dass man einen Absturz erlebt, oder könnte der Verein das auffangen?

Hegmann: Das schlimmste was passieren kann ist, dass wir als Tabellenletzter mit einem Punkt absteigen. Dass die Mannschaft auseinanderfällt, wird uns nicht passieren. Die Jungs wollen aufsteigen und genau diese Jungs werden dann auch spielen. Wir können und werden nicht großartig „einkaufen“. Wenn man dann wieder runtergeht, dann ist das eben so. Damit haben wir keine Bauchschmerzen.

Aufrufe: 010.11.2015, 08:00 Uhr
Frank LeberAutor