2024-06-14T06:55:53.576Z

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Wer sich eingehender mit dem Fußball im Bayerischen Wald beschäftigt, kommt an Ludwig "Wigg" Eckerl nicht vorbei.
Wer sich eingehender mit dem Fußball im Bayerischen Wald beschäftigt, kommt an Ludwig "Wigg" Eckerl nicht vorbei. – Foto: Robert Geisler

Wigg Eckerl - »eine Fußball-Ikone des Bayerischen Waldes«

Ludwig Eckerl (60) hat es geschafft, sowohl beim TSV Waldkirchen als auch bei dessen Lokalrivalen FC Sturm Hauzenberg eine Legende zu werden

Diese Anekdote hat inzwischen über den unmittelbaren Umkreis von Waldkirchen hinaus Kultstatus erreicht: Über unzählige Jahre hinweg begannen die drei Trainingseinheiten pro Woche für Ludwig Eckerl nicht auf dem Platz, sondern in einem Neunsitzer - und das zudem noch zwei Stunden vor dem eigentlichen Auftakt der Übungseinheit. Erst kurz vor Mitternacht kehrte nach Hause zurück. Der Grund: Die "Fußball-Ikone des Bayerischen Waldes" (O-Ton Markus Reischl) trainierte seine Jungs nicht nur, er holte sie sogar von Zuhause ab - in Grafenau, Hohenau, Hinterschmiding und Röhrnbach, aber auch in Wegscheid.

Freilich, in der A-Jugend des TSV Waldkirchen, die 2000/2001 erst in der Relegation am Club scheiterte und somit auf der Zielgeraden den Aufstieg in die Bundesliga verpasste, spielten Talente, deren Name inzwischen nicht nur Insidern des niederbayerischen Amateurfußballs ein Begriff sind. Das Tor hütete Max Küblböck, die Abwehr dirigierte Roland Bauer, davor wirbelten u.a. Josef Krieg, Benni Wagner, Andreas Eberl und Alex Geiger. Ludwig Eckerl schaffte es, all diese Einzelkönner nicht nur weiterzuentwickeln, sondern ihnen auch Werte zu vermitteln. Sein Motto dabei: "Hart aber herzlich".

So sind seine Trainingseinheiten bis heute berühmt-berüchtigt. Huckepack-Sprints, bergauf, mit einem Teamkollegen auf der Schulter waren eher die Regel als die Ausnahme. Eckerls Team sind seit jeher fit, aber auch fußballerisch und taktisch hervorragend gerüstet. Das bekamen auch hochdekorierte Nachwuchsteam immer wieder spüren, wenn sie in Waldkirchen gastierten. An ein Spiel erinnert sich Wigg Eckerl ganz besonders: In vorher genannter Spielzeit war der FC Bayern München der Gegner des TSV. "Das Wetter war fürchterlich. Wir haben auf dem tiefgefrorenen Karoli-Sandplatz gespielt und gegen eine Mannschaft, zu der u.a. Philipp Lahm und Thomas Hitzlsperger gehörten, gewonnen."


Geschichtsträchtige Spiele am magischen Ort Karoli

Der inzwischen nicht mehr existente Sportplatz auf dem Hausberg Waldkirchens ist eng mit dem Namen Ludwig Eckerl verbunden. Dort wurden viele Fußballfeste gefeiert, weshalb der 60-Jährige von einem "magischen Ort" spricht, wenn er an den Karoli denkt. Allein in diesen wehmütigen Momenten wird deutlich, dass der Mann mit dem charakteristischen Schnauzer nicht nur unnahbarer Schleifer, sondern auch gefühlstarker Spielerfreund ist. Genauso wie an die kernigen Einheiten erinnert er sich gerne an gemeinsame Ausflüge mit "seinen" Jungs. "Wir sind sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren. Die Spieler, die Eltern, meine Familie. Das waren unglaublich schöne Zeiten."

Über 30 Jahre war Eckerl, der nach einem Kreuzbandriss bereits vor seiner Volljährigkeit seine eigene Spielerkarriere beenden musste, im Jugendbereich des TSV Waldkirchen aktiv. Er trainierte von der D- bis zur A-Jugend alle Altersklassen, wobei er vor allem in der Arbeit mit dem ältesten Jahrgang regelrecht aufblühte. Nicht nur die Ausnahmemannschaft der Jahrtausendwende wurde von ihm geschliffen, sondern so gut wie alle Spieler des aktuellen Landesligisten, die aus der eigenen Jugend gekommen sind. "Was mich besonders freut ist, dass ich zu vielen noch Kontakt habe. Man schätzt sich nach wie vor."

Die legendäre Bayernliga-Mannschaft von 2000/2001: (hinten v.l.) Lukas Pudelko, Sebastian Greiner, Josef Krieg, Roland Bauer, Matthias Manzenberger, Andreas Fuchs, Alex Geiger, Andreas Eberl, Trainer Ludwig Eckerl, Co-Trainer Hans Reischl, (vorne v.l.) Daniel Bauer, Rene Reischl, Max Küblböck, Sebastian Raitner, Tobias Feucht, Martin Riedl, Sandro Haydn und Benni Wager. Nicht auf dem Spiel, aber im Kader: Alex Gottinger, Hannes Reichenberger.
Die legendäre Bayernliga-Mannschaft von 2000/2001: (hinten v.l.) Lukas Pudelko, Sebastian Greiner, Josef Krieg, Roland Bauer, Matthias Manzenberger, Andreas Fuchs, Alex Geiger, Andreas Eberl, Trainer Ludwig Eckerl, Co-Trainer Hans Reischl, (vorne v.l.) Daniel Bauer, Rene Reischl, Max Küblböck, Sebastian Raitner, Tobias Feucht, Martin Riedl, Sandro Haydn und Benni Wager. Nicht auf dem Spiel, aber im Kader: Alex Gottinger, Hannes Reichenberger. – Foto: Archiv Eckerl

Die Geschichte über Ludwig Eckerl spielte bisher hauptsächlich in der Zeit bis 2015, also in der verhältnismäßig weiter zurückliegenden Vergangenheit - seine, wie er selbst bestätigt, prägendste Zeit was den Fußball betrifft überhaupt. Gleichzeitig waren das seine Sturm-und-Drang-Jahre als Übungsleiter. "Viele haben früher gesagt, ich sei ein Deppada, weil ich einen so großen Aufwand betreibe", erinnert sich der Angestellte einer Bäckerei. "Damals habe ich mich deshalb angegriffen gefühlt, heute muss ich sagen: Sie hatten recht." Vergangenes ist vergangen, es bleiben Erinnerungen und vor allem Erfahrungen. Und, das ist dem Waldkirchener sehr wichtig, er ist mit sich selbst sowie mit allen ehemaligen und aktuellen Mitstreitern im Reinen.

Auch die Narben, die sein Ende beim TSV Waldkirchen hinterließen, sind längst komplett ausgeheilt. 2015 waren die Eltern vieler Spieler nicht mehr zufrieden bzw. einverstanden mit den Methoden von Ludwig Eckerl. Der Verein reagierte umgehend und vertraute nicht mehr auf die Fähigkeiten des C-Lizenzinhabers. "Das war damals sehr enttäuschend, ist inzwischen aber vergessen. Es gibt kein böses Blut mehr." Da Wigg in jungen Jahren hätte wohl emotionaler reagiert. Der reife Wigg hingegen ist gelassener, besonnener - und hat relativ schnell eine neue Heimat gefunden.

Sein ehemaliger Schüler Alex Geiger lockte ihn zum FC Sturm Hauzenberg. Ausgerechnet zum großen Lokalrivalen des TSV Waldkirchen. "Ich gehörte selbst zu denjenigen, die über Hauzenberg geschimpft haben", gibt Ludwig Eckerl zu. "Aber ich rate jeden: Erst mal informieren, die Leute dort kennenlernen - und dann eine Meinung bilden." Es dauerte nicht lange und der Co-Trainer und inzwischen als Teammanager aktive 60-Jährige war mittendrin. Er überzeugte mit seiner Art, seinem Charakter, aber auch mit seiner fachlichen Qualität. Und weiterhin auch mit seinem Engagement, auch wenn er betont: "Ich bin ruhiger geworden." Da Eckerl Wigg hat also eigenen Aussagen zufolge einen Gang zurückgeschaltet. Alle, die ihn kennen, wissen aber, dass er dennoch weiterhin Vollgas gibt - nicht nur auf dem Rad, wo er mittlerweile immer häufiger anzutreffen ist...

Das sagen langjährige Wegbegleiter von Wigg Eckerl

Alex Geiger (Teil der A-Bayernliga-Mannschaft 2000/2001 in Waldkirchen und nun Chef des Trainerteams in Hauzenberg): "Mich verbindet mit'm Wigg eine lange Fußballzeit. Er war mein Jugendtrainer in Waldkirchen und wir haben gemeinsam unvergessliche Erfolge gefeiert. Wigg hat damals einen riesen Aufwand beim TSV betrieben, er hat z.B. alle Spieler vorm Training mit einem Neunsitzer abgeholt und anschließend wieder nach Hause gefahren. Der Erfolg trug nur einen Namen - nämlich Eckerl Ludwig. Er war und ist immer loyal, geradlinig und ehrlich. Deswegen ist mir seine sportliche Meinung auch jetzt noch immer sehr wichtig. Wigg hat sich niemals in den Vordergrund gedrängt, war aber oftmals einer der wichtigsten Männer bei seinen Stationen. Ihn muss man einfach mögen, er ist eine richtige Marke"

Fabian Bauer (Waldkirchener Urgestein, B-Jugendspieler unter Eckerl, später Sportlicher Leiter): "Ich bin ja mit Wigg verwandt (Cousin) und deshalb kenn ich ihn von klein auf. Er war immer ein Fußballverrückter und hat alles für diesen Sport getan. Seine Erfolge im Jugendbereich des TSV Waldkirchen sind unbestritten. Über 30 Jahre hinweg hat er die Nachwuchsabteilung des Vereins geprägt wie kein Zweiter. Wenn man dann auch mal sieht, welche Fußballer durch seine doch etwas härtere Schule gegangen sind, weiß man, dass er sehr erfolgreich gearbeitet hat. Ich durfte ja auch unter ihm trainieren und seine Methoden haben uns Spieler oft an den Rand der Belastbarkeit gebracht, aber wir waren dann eben topfit für zwei oder drei Spiele hintereinander. Ich weiß, dass er den Fußball jetzt im gehobenen Alter viel gelassener sieht und sich nicht mehr so ärgern kann. Mehr Nerven kostet ihn inzwischen sein Lieblingsverein im Eishockey - der EV Landshut."

Hauzenberg ist für Ludwig Eckerl (links) eine 2. Heimat geworden. Markus Reischl (mitte) und Alex Geiger können das nur bestätigen.
Hauzenberg ist für Ludwig Eckerl (links) eine 2. Heimat geworden. Markus Reischl (mitte) und Alex Geiger können das nur bestätigen. – Foto: Robert Geisler

Markus Reischl (Hauzenberger Urgestein, als Sportlicher Leiter maßgeblich am jüngsten Sturm-Erfolg beteiligt): "Im unteren Bayerischen Wald ist Wigg eine Fußball-Ikone, vor allem im Jugendfußball. Das, was er damals in Waldkirchen im Nachwuchsbereich geleistet hat, ist enorm. Natürlich ist er auch in Hauzenberg schon immer ein Begriff. Im Rahmen der Verpflichtung von Alex Geiger als Spielertrainer, der unbedingt eine Unterstützung an der Linie wollte, waren wir lange auf der Suche nach einem Kandidaten. Und plötzlich stand der Eckerl Wigg da. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Es hat von Anfang an gepasst. Es gibt nur Positives zu berichten über ihn. Er ist aufrichtig, stets gut gelaunt - und hat zudem absolute Fachkenntnis. Er identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem Verein. Der FC Sturm ist sportlich und privat inzwischen seine 2. Heimat."

Aufrufe: 01.4.2021, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor