2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Werner Kern leitete 14 Jahre lang das Nachwuchszentrum beim FC Bayern München.
Werner Kern leitete 14 Jahre lang das Nachwuchszentrum beim FC Bayern München. – Foto: sampics

Werner Kern: Ihm verdankt der FC Bayern den CL-Triumph 2013

Ehemaliger Nachwuchsleiter des FC Bayern 

Werner Kern war beim FC Bayern 14 Jahre lang Chef im Nachwuchsleistungszentrum. Im Champions League-Finale 2013 standen vier Spieler in der Startelf des FC Bayern, die unter seiner Zeit im NLZ Profis wurden.

München - Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos, David Alaba: Werner Kern hat all diese Spieler in die Jugendabteilung des FC Bayern München gelotst. Von 1998 bis 2012 leitete Kern die Nachwuchsabteilung des Rekordmeisters. Höhepunkt seiner Zeit war das Champions-League-Finale 2013. Dort standen mit Lahm, Alaba, Schweinsteiger und Müller vier Spieler in der Startelf des FCB. Alle durchliefen das NLZ.

FC Bayern München: Warten auf den nächsten David Alaba

Die Sehnsucht ist groß bei den Fans des FC Bayern München. Seit David Alaba hat es kein Jugendspieler mehr geschafft, sich bei den Profis dauerhaft durchzusetzen. Mit dem Aufstieg von Jamal Musiala soll die lange Leidenszeit nun endlich ein Ende haben.

Früher war dies anders! Debüts beim FC Bayern zwischen Januar 2002 und April 2003:

- 23. Januar 2002 Markus Feulner

- 13. November 2002 Bastian Schweinsteiger

- 13. November 2002 Philipp Lahm

- 05. April 2003 Piotr Trochowski

- 12. April 2003 Zvjezdan Misimovic

Werner Kern leistete einen großen Anteil, dass beim Rekordmeister Talente im Monatstakt der Sprung in die erste Mannschaft gelang. Doch wie gelang es dem ehemaligen Nachwuchsleiter, dass in dieser Zeit so viele Profis aus dem NLZ des FC Bayern hervorgingen?

Werner Kern: „Ich habe ein System, um das Potenzial eines Spielers erfassen zu können“

„Ich habe ein System, um das Potenzial eines Spielers erfassen zu können“, erklärt Kern seine Erfolgsformel“, gegenüber der Homepage des FC Bayern.

- Was kann er fußballerisch?

- Was kann er athletisch?

- Ist er fit?

- Ist er schnell?

- Spielt er gut mit?

- Wie ist er ohne Ball?

- Und dann kommt der Charakter“, listet der 75-Jährige seine Bewertungskriterien auf.

Der letzte Punkt in der Liste von Kern entscheidet dabei am Ende über Erfolg oder Scheitern: der Charakter.

Spieler wie Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger hätten das nötige Talent gehabt, doch sie haben den wichtigsten Punkt verstanden: „Dass du mehr arbeiten musst als jeder andere“, betont Kern. Schweinsteiger zum Beispiel habe seine fehlende Schnelligkeit schon in jungen Jahren durch verbesserte Antizipation wett gemacht.

Werner Kern: Hausbesuche bei Talenten vor Verpflichtung

Um sich sicher zu sein, dass die Spieler Charakter besitzen, schaute sich der ehemalige Co-Trainer von Udo Lattek das Elternhaus von jedem seiner Neuverpflichtungen an. „Ich habe keinen Spieler ins Jugendhaus geholt, ohne nicht vorher bei ihm zu Hause gewesen zu sein“, erinnert sich Kern und denkt an Autofahrten in den tiefsten Westerwald zu Thomas Kraft, wo selbst das Navigationssystem nicht mehr funktionierte.

Werner Kern: Charakter schlägt Talent

Denn am Ende sei der Charakter wichtiger als Talent. Um diese Eigenschaft zu kontrollieren, schreckte Kern vor nichts zurück. Nach einem Ratschlag stellte sich Kern kurzerhand im Colombo-Mantel in die Warteschlange eines Münchner Nachtclubs. Allerdings traf er dort keinen Jugendspieler der Bayern an.

Über sich selbst sagt Werner Kern, dass er ein Typ sei, „der kein besonderes Talent hat“. Und auch ohne Talent habe er es am Ende zu etwas gebracht. Beworben hat sich Walter Kern übrigens beim FC Bayern zweimal auf eigene Initiative, beide Male mit Erfolg.

Werner Kern: „Dass wir Guerrero gefunden haben, war ein Wunder“

Einen großen Faktor bei den Spieler-Verpflichtungen von Kern spielte die Heimatnähe. Nur bei einem Spieler machte er eine Ausnahme: Als der Jugendleiter mit Wolfgang Dremmler in Peru war, „sind wir am Sonntag aus Langeweile zu einem Jugendspiel von Alianza Lima gegangen. Alianza gewann 3:0, Guerrero hat alle drei Tore geschossen“. Da war ihm klar: Dieser Spieler muss zum FC Bayern wechseln. Der Rest ist bekannt. Der Stürmer spielte jahrelang an der Säbener Straße und ist heute ein Nationalheld in seinem Heimatland.

Werner Kern: „Es fällt kaum einer mehr durchs Sieb“

Das Entdecken der Talente ist heutzutage mit früher nicht zu vergleichen. „Es fällt kaum einer mehr durchs Sieb“, berichtet Kern. Früher fuhr er nach einem Tipp zu einem Spiel und schaute sich die Spieler an, ohne ihre Namen zu kennen. Verpflichtet wurden sie trotzdem. Einer von Ihnen war Karl-Heinz Rummenigge.

(Korbinian Kothny)

Aufrufe: 03.3.2021, 07:31 Uhr
Korbinian Kothny/Münchner Merkur / tz / Fussball VAutor